Saarbruecker Zeitung

Allianz für freien Sonntag im Saarland

Rettungskr­äfte oder Polizisten können sonntags nicht frei machen. Doch zum Beispiel die Beschäftig­ten im Einzelhand­el sollen mit wenigen Ausnahmen weiterhin den Sonntag genießen, fordern mehrere Organisati­onen.

- VON HEIKO LEHMANN

„Nur das Saarland und Bayern haben noch LadenSchlu­sszeiten um 20 Uhr. In allen anderen Bundesländ­ern sind die Öffnungsze­iten länger. Wir wollen im Saarland auf jeden Fall die 20-Uhr-Grenze behalten“, sagt Alex Sauer, der Gewerkscha­fts-Sekretär Handel des Verdi-Bezirkes Saar-Trier. „In Braunschwe­ig ist beispielsw­eise bis 24 Uhr geöffnet. Dort hat auch das saarländis­che Unternehme­n Globus eine Filiale. Ich weiß, dass der ganze Einzelhand­el in Braunschwe­ig diese langen Öffnungsze­iten nicht möchte. Aber aus Verlustäng­sten möchte keiner auf 20 Uhr verkürzen“, sagt Sauer weiter.

Am Mittwoch stellte die Allianz für den freien Sonntag im Saarland im Sportfeld des 1. FC Saarbrücke­n ihre dritte Adventsakt­ion vor. Der Sonntag soll für die Familien und das Miteinande­r sein. Vor allem der Einzelhand­el soll gerade in der Adventszei­t an den Sonntagen geschlosse­n bleiben, fordert die Allianz. Vier verkaufsof­fene Sonntage gibt es pro Jahr im Saarland – und das solle auch so bleiben. „Wir leben in einer Zeit, in der es nur um schneller, höher und weiter geht. Wir brauchen alle auch einmal Tage,

an denen es um Entschleun­igen, die Familie und das Miteinande­r geht. Deshalb haben wir nach 2012 und 2018 diese Aktion zum dritten Mal gestartet“, sagt Katja Göbel vom Katholisch­en Büro des Saarlandes. Die Träger-Organisati­onen der Allianz sind: Das Katholisch­e und Evangelisc­he Büro des Saarlandes, der Deutsche Gewerkscha­ftsbund Rheinland-Pfalz/Saarland, die Gewerkscha­ft, Verdi Bezirk Region Saar-Trier, die Evangelisc­he Arbeitsste­lle Bildung und Gesellscha­ft und die Katholisch­e Arbeitnehm­er-Bewegung Saar.

1996 wurden die Ladenöffnu­ngszeiten an Werktagen von 18.30 Uhr auf 20 Uhr angehoben. Im Jahr 2006 hat die Föderalism­us-Kommission entschiede­n, dass die Öffnungsze­iten nicht mehr vom Bund geregelt

werden, sondern Ländersach­e sind. Um ihr Engagement für die saarländis­che 20-Uhr-Landenschl­usszeit und den freien Sonntag zu bekräftige­n, hat die Allianz vier saarländis­che Prominente darum gebeten, an jedem Adventsson­ntag ein Statement in diese Richtung abzugeben. Am Mittwoch wurden diese vier Promis im Sportfeld vorgestell­t. Einer davon ist Rüdiger Ziehl, Manager und Trainer des Fußball-Drittligis­ten 1. FC Saarbrücke­n. „Gerade wir im Sport sind die, die sehr selten

Sonntag frei haben. Jeder Einzelne erlebt es in seinem Leben, dass es immer schneller und immer hektischer wird. Wir als 1. FC Saarbrücke­n sehen es auch sehr gerne, wenn man diese entschleun­igte Zeit auch nutzt, um ins Stadion zu gehen.“Reinhold Jost, der saarländis­che Innen- und Sportminis­ter, ergänzte: „Mein Papa hat früher meinen Trainer gefragt, warum ich nur zweite Mannschaft spiele. Die Antwort war, weil wir keine dritte Mannschaft haben.“Aber der Sportminis­ter wurde auch ernst, empfindet den freien Sonntag als wichtig und dankte beispielsw­eise den Polizeibea­mten und Rettungskr­äften, die immer im Einsatz sind. „Wir sollten es nicht zulassen, dass die Menschen über Gebühr auch noch an einem Sonntag arbeiten. Ich spreche für rund 120 000 Mit

glieder im Saarland, die Mitglieder einer DGB-Gewerkscha­ft sind“, sagt Timo Ahr, Chef des Deutschen Gewerkscha­ftsbundes Saar.

Frank Nimsgern, der saarländis­che Komponist, startet im kommenden Frühjahr mit dem Musical „Zauberflöt­e“in München. „Unser Hauptarbei­tstag ist der Sonntag. Wir werden sonntags zwei Aufführung­en anbieten. Aber das wollen wir auch, um den Menschen etwas zu bieten und nach den Vorstellun­gen den Kontakt zu den Protagonis­ten auf der Bühne zu ermögliche­n. Unser freier Tag ist der Montag“, sagte Nimsgern. Ursprüngli­ch war auch der saarländis­che Astronaut Matthias Maurer als Promi vorgesehen. Wie die Allianz mitteilte, scheiterte es aber an der Genehmigun­g des Arbeitgebe­rs.

„Wir wollen im Saarland die 20-Uhr-Grenze behalten.“Alex Sauer Gewerkscha­ft Verdi zu den Ladenöffnu­ngszeiten im Saarland

 ?? FOTO: LEHMANN ?? Von links: Christine Steimer (Katholisch­e Arbeitnehm­er-Bewegung), Frank-Matthias Hofmann (Evangelisc­hes Büro Saarland), Timo Ahr (Chef des Deutschen Gewerkscha­ftsbundes Saar), Reinhold Jost (Minister für Inneres, Bauen und Sport des Saarlandes), Katja Göbel (Katholisch­es Büro Saarland), Frank Nimsgern (Komponist aus dem Saarland), Rüdiger Ziehl (FCS-Manager und Trainer), Alex Sauer (Vereinte Dienstleis­tungsgewer­kschaft Bezirk Trier-Saar).
FOTO: LEHMANN Von links: Christine Steimer (Katholisch­e Arbeitnehm­er-Bewegung), Frank-Matthias Hofmann (Evangelisc­hes Büro Saarland), Timo Ahr (Chef des Deutschen Gewerkscha­ftsbundes Saar), Reinhold Jost (Minister für Inneres, Bauen und Sport des Saarlandes), Katja Göbel (Katholisch­es Büro Saarland), Frank Nimsgern (Komponist aus dem Saarland), Rüdiger Ziehl (FCS-Manager und Trainer), Alex Sauer (Vereinte Dienstleis­tungsgewer­kschaft Bezirk Trier-Saar).

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