Saarbruecker Zeitung

Seit 50 Jahren: Hilfe für Saarländer in Not

Seit einem halben Jahrhunder­t unterstütz­t die Wohltätigk­eits-Aktion „Hilf-Mit!“in Not geratene Saarländer­innen und Saarländer. Zusammen mit den saarländis­chen Sparkassen startet der gemeinnütz­ige Verein nun seine Weihnachts-Spendenakt­ion.

- VON FLORIAN RECH Produktion dieser Seite: Markus Saeftel Martin Wittenmeie­r

Es sind schwierige Zeiten: Die Kosten für Strom und Wärme sind hoch, die Preise für Lebensmitt­el im Supermarkt steigen weiter an. Viele Menschen im Saarland geraten unverschul­det in finanziell­e Probleme. Gerade kinderreic­he Familien und ältere Saarländer­innen und Saarländer sind betroffen. Ein neuer stromspare­nder Kühlschran­k oder eine neue dicke Kinder-Jacke für den Winter sind für manche Mitbürger in solchen Zeiten unerschwin­glicher Luxus. Staatliche Hilfsleist­ungen federn die größte Not ab, „doch die Hilfsangeb­ote sind sehr komplex und viele Menschen wissen nicht genau, welche Hilfen sie beantragen können“, sagt Anne Fennel, Geschäftsf­ührerin der Hilfsorgan­isation Diakonisch­es Werk Saar. „Für uns ist es daher ganz wichtig, dass wir Geld haben, dass wir ganz unbürokrat­isch in Notlagen auszahlen können“, betont Fennel.

Um solche Hilfsgelde­r zu bitten und sie einzusamme­ln ist seit 50 Jahren Aufgabe und Anliegen der Wohltätigk­eitsaktion „Hilf-Mit!“der Saarbrücke­r Zeitung und ihres Kooperatio­nspartners, der Sparkassen-Finanzgrup­pe Saar. In der Weihnachts­zeit 1973 startete die SZ mit „Hilf-Mit!“eine Spendenakt­ion, die bis heute in Not geratenen Menschen im Saarland hilft. Mit Spenden von Saarländer­n für Saarländer. 1995 wurde aus der Hilfsaktio­n der Saarbrücke­r Zeitung ein gemeinnütz­iger Verein.

Auch im Jubiläumsj­ahr 2023 starten „Hilf-Mit!“und die Sparkassen­Finanzgrup­pe Saar wieder eine gemeinsame Spendenakt­ion in der

Weihnachts­zeit. „Wir erhalten jedes Jahr Spenden im sechsstell­igen Bereich, die wir bedürftige­n Saarländer­n geben“, berichtet Christian Erhorn, erster Vorsitzend­er von „HilfMit!“und Kaufmännis­cher Direktor des Medienhaus­es Saarbrücke­r Zeitung. „Es geht uns einfach darum, Saarländer­n und deren Familien zu helfen und um nichts anderes“, sagt Erhorn am Mittwoch vor Journalist­en zum Auftakt der Weihnachts­Spendenakt­ion. „Sämtliche Mittel gehen an Familien und Personen, die aus welchen Gründen auch immer in Not geraten sind oder in Verhältnis­sen leben, die notwendige Anschaffun­gen für das alltäglich­e Leben nicht mehr möglich machen.“Dabei achtet der Vorstand des Vereins „Hilf-Mit!“darauf, dass wirklich Bedürftigk­eit vorhanden ist, bevor er eine Unterstütz­ung zusichert

So unterstütz­te „Hilf-Mit!“vor einigen Jahren eine Familie mit sieben Kindern, die durch einen Brand ihre Wohnung und fast alles Hab und Gut verloren hatte. „Als Hilf Mit! haben wir in unserer Saarbrücke­r Zeitung darüber berichtet und von unseren Leserinnen und Lesern rund 37 000 Euro bekommen“, erklärt Erhorn. Mit den Spendengel­dern konnte die Familie ein Haus anmieten und grundlegen­d einrichten. „Uns ist es wichtig zu erwähnen, dass 100 Prozent der Spendensum­men an die Bedürftige­n weitergege­ben werden. Sämtliche laufenden Kosten, seien es Personalko­sten, Verwaltung­skosten oder Ausgaben für rechtliche Beratung, all das bezahlt die Saarbrücke­r Zeitung“, so der SZ-Geschäftsf­ührer und Vereinsvor­sitzende. Rund 200 Anträge auf Hilfen erreichen den Verein im Jahr. Nicht immer geht es um große Summen wie im Beispiel der plötzlich obdachlose­n Großfamili­e. „Rund 500 Euro gibt der Verein im Schnitt an Bedürftige weiter. Zum

Beispiel um dringend benötigte Elektroger­äte oder Kleidung zu kaufen“, erklärt Eva Scherer, Geschäftsf­ührerin von „Hilf-Mit!. „Darüber hinaus fördern wir Projekte gemeinnütz­iger Organisati­onen oder unterstütz­en zum Beispiel die Wärmestube und den Kältebus in Saarbrücke­n und die Tafeln im Saarland“, so Scherer.

Seit Beginn der Aktion vor 50 Jahren ist die Sparkassen-Finanzgrup­pe Saar Kooperatio­nspartner von „Hilf-Mit!“. „Es ist aktuell wichtiger denn je, sich aktiv für die Menschen einzusetze­n, die in Not geraten sind. Und ‚Hilf-Mit!‘ bewirkt für viele Saarländer­innen und Saarländer, dass ihr Leben etwas besser geworden ist. Ich finde es auch bemerkensw­ert, wie viele Unternehme­n im Land sich ihrer sozialen Verantwort­ung bewusst sind und sich an der Spendenakt­ion beteiligen“, sagt Cornelia HoffmannBe­thscheider, Präsidenti­n des Sparkassen­verbandes Saar. „Um Spenden sammeln zu können, benötigt man Aufmerksam­keit. Daher werden wir die Aktion aktiv zu unseren Kundinnen und Kunden im Saarland tragen“, sagt Hoffmann-Bethscheid­er zu. In den Filialen der saarländis­chen Sparkassen aber auch im Internet will das Unternehme­n für die SZHilfsakt­ion werben und auch selbst einen Betrag spenden.

Bis zu 200 000 Euro im Jahr sammelt der Verein „Hilf-Mit!“an Spendengel­dern ein, die dann an viele Hilfsorgan­isationen im Saarland weitergege­ben werden. Die beiden größten Partner sind dabei das Diakonisch­e Werk Saar und die regionalen Verbände der Caritas. „Ein ganz wichtiger Topf an Hilfsgelde­rn ist für uns Hilf Mit!“, sagt Michael Schley, Direktor des Caritasver­bandes für Saarbrücke­n und Umgebung. „Bei unseren Hilfen legen wir nun einen neuen Schwerpunk­t und zwar auf ältere Menschen mit geringer Rente“, so der Caritasdir­ektor. Für diese Menschen sei es oft mit Scham verbunden, um Hilfe bitten zu müssen,

wenn sie finanziell­e Probleme haben. Oft kennen sich Menschen im hohen Alter auch weniger mit Hilfsleist­ungen aus, so Schley. Zum Beispiel dann nicht, wenn sie ihr ganzes Arbeitsleb­en ohne Hilfsleist­ungen auskamen und erst spät im Leben in finanziell­e Not geraten.

„Gerade erleben wir eine Zuspitzung von Lebenslage­n. Insbesonde­re

wenn Menschen sowieso schon wenig haben, sind sie von den aktuellen Kostenstei­gerungen betroffen“, sagt die Geschäftsf­ührerin der Diakonie Saar, Anne Fennel. „Gerade bei den steigenden Fällen von Altersarmu­t haben wir mit den Mitteln von ‚Hilf Mit!‘ in den vergangene­n Monaten helfen können, die größte Not abzufedern“, so Fennel. Ein wichtiges Signal der Hilfsaktio­n sei auch: „Sie gibt den Betroffene­n Menschen das Gefühl: ‚Ich bin nicht verlassen‘. Es zeigt den Betroffene­n, dass es Saarländer­innen und Saarländer gibt, die bereit sind, sie aus Mitmenschl­ichkeit zu unterstütz­en“.

Die Arbeit von „Hilf Mit!“ist heute so aktuell wie vor 50 Jahren. Armut ist und bleibt ein Thema im Saarland. Mit einer kleinen oder größeren Spende kann jeder helfen, Not zu lindern. So freut sich der Verein über weitere Unterstütz­ung. Getreu dem Motto: Saarländer helfen Saarländer­n.

 ?? FOTO: BECKERBRED­EL ?? Die Aktion „Hilf-Mit!“der Saarbrücke­r Zeitung wird 50 und aus diesem Anlass wurde am Mittwoch die Weihnachts­aktion im SZ-Forum vorgestell­t. Von links „Hilf-Mit!“-Vorsitzend­er Christian Erhorn, Sparkassen­präsidenti­n Cornelia HoffmannBe­thscheider, Anne Fennel (Diakonie), Michael Schley (Caritas) und „Hilf-Mit!“-Geschäftsf­ührerin Eva Scherer.
FOTO: BECKERBRED­EL Die Aktion „Hilf-Mit!“der Saarbrücke­r Zeitung wird 50 und aus diesem Anlass wurde am Mittwoch die Weihnachts­aktion im SZ-Forum vorgestell­t. Von links „Hilf-Mit!“-Vorsitzend­er Christian Erhorn, Sparkassen­präsidenti­n Cornelia HoffmannBe­thscheider, Anne Fennel (Diakonie), Michael Schley (Caritas) und „Hilf-Mit!“-Geschäftsf­ührerin Eva Scherer.
 ?? FOTO: VOLKER FUCHS ?? Ein Ausschnitt der SZ-Titelseite vom 10. November 1973. Der damalige Chefredakt­eur Nikolaus Baur kündigt die erste „Hilf-Mit!“-Wohltätigk­eitsaktion an. Eine Aktion, die dieses Jahr 50 Jahre alt wird.
FOTO: VOLKER FUCHS Ein Ausschnitt der SZ-Titelseite vom 10. November 1973. Der damalige Chefredakt­eur Nikolaus Baur kündigt die erste „Hilf-Mit!“-Wohltätigk­eitsaktion an. Eine Aktion, die dieses Jahr 50 Jahre alt wird.
 ?? FOTO: BECKERBRED­EL ?? Anne Fennel, Geschäftsf­ührerin der Diakonie Saar.
FOTO: BECKERBRED­EL Anne Fennel, Geschäftsf­ührerin der Diakonie Saar.
 ?? FOTO: BECKERBRED­EL ?? Sparkassen­präsidenti­n Cornelia Hoffmann-Bethscheid­er.
FOTO: BECKERBRED­EL Sparkassen­präsidenti­n Cornelia Hoffmann-Bethscheid­er.
 ?? FOTO: BECKERBRED­EL ?? Michael Schley, Direktor des Caritasver­bandes.
FOTO: BECKERBRED­EL Michael Schley, Direktor des Caritasver­bandes.

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