Trompetend ziehen sie südwärts
Von ferne hören wir sie rufen und schauen nach oben. Heben das Gesicht gen Himmel und da ziehen sie in einem großen, leicht schrägen V, ein Tier perfekt hinter dem anderen, als wären sie auf eine unsichtbare Leine gespannt. Immer aufs Neue finde ich Kranichzüge faszinierend und staune, wie sie das bloß hinkriegen, so zu fliegen, ohne je ihren Platz auf diesem imaginären Band zu verlieren, stets den Vorderkranich und das weite Blau im Blick. Dabei geben die Vögel Schreie von sich, die weithin hallen. Was sie sich wohl zurufen? Orientiert sich die Schar durch diese Rufe? Da muss ich gleich nachlesen: Das Orientieren funktioniert offenbar anders, nämlich nach den Magnetfeldlinien der Erde und tagsüber wohl auch nach dem Stand der Sonne. Und die Rufe dienen dazu, den Zusammenhalt der Gruppe zu gewährleisten. Sie versichern sich so, dass alle noch da sind. „Alles klar ihr, hier flieg ich“, ruft vielleicht ein jeder, „ich kann noch, hab viel Kraft, immer weiter mutig voran.“Ganz
Meister der Navigation f liegen mit jedem ihrer Flügelschläge der Kälte davon und wärmeren Gefilden entgegen. Kranichzüge, am Himmel dahingleitende Symbole des Zusammenhalts, haben etwas ungemein Faszinierendes. Kommt gut in euren Winterquartieren an – und kehrt im Frühjahr wohlbehalten zurück, ihr gefiederten Meister der Lüfte! vorne fliegt eines der erfahrensten Tiere, ein solches, auf das sich alle andere verlassen können. Von den Anführern muss es ein paar geben, auf dem langen Weg südwärts ins Winterquartier nach Frankreich, Spanien oder Nordafrika können die Kraniche so gelegentlich ihren Vorneflieger wechseln. Mich packt stets eine unbestimmte Melancholie, wenn ich die Kraniche ziehen sehe. Wenn ihre unablässig schnarrenden Rufe erschallen. Wo das herrührt, kann ich gar nicht genau sagen. Wohl nicht daher, dass ich selber fortwollte. Nein, eher gibt mir dieser Anblick im Spätherbst das Gefühl, dass was zu Ende geht. Gleichzeitig bleiben mir die schönen, stattlichen Vögel rätselhaft. Wie ich ihre Navigationskunst, ihre feine Kommunikation, ihren Zusammenhalt bewundere! Wie es sich wohl anfühlen muss, einer von ihnen zu sein? Wissen werde ich es nie. Doch es mir kühn erträumen, das kann ich ...