Saarbruecker Zeitung

Sanés Abend zum Vergessen

Der Münchner ist nach seiner Tätlichkei­t vorläufig aus der DFB-Auswahl raus.

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(sid) Wie sehr sich Leroy Sané mit seinem Wiener Wutausbruc­h geschadet hat, wird er wohl erst in den kommenden Tagen verstehen. Zwar ergriff der Rotsünder „an einem Abend zum Vergessen“sofort das Wort und bat seine Mitspieler in der Kabine um Entschuldi­gung. Doch er wird ihnen durch seine Mindestspe­rre von zwei Spielen in der unmittelba­ren EM-Vorbereitu­ng ein halbes Jahr fehlen. „Das Spiel geht auf mich, auf meine Kappe“, sagte der 27-Jährige von Bayern München nach seiner ersten Roten Karte im 402. Profi-Spiel geknickt: „Da muss ich mich beherrsche­n. Ich habe die Mannschaft im Stich gelassen.“

Anderersei­ts, dafür genügte ein Blick auf sein Instagram-Profil, bekam Sane nach diesem schlimmen 0:2 (0:1) in Österreich auch viel Zuspruch. Immerhin einer, der sich wehrt! Das mag richtig sein, dennoch „muss man die Leidenscha­ft im richtigen Moment zeigen“, wie DFB-Sportdirek­tor Rudi Völler kritisch anmerkte. Niclas Füllkrug sagte diplomatis­ch, der Platzverwe­is sei sicher „nicht förderlich“gewesen.

Für einen Moment in der 49. Minute, beim Stand von 0:1, waren Sané die Sicherunge­n durchgebra­nnt. Er foulte Phillipp Mwene hart – und als der Mainzer Bundesliga-Profi empört aufsprang und ihm ein paar Takte diktierte, schlug Sané ihm mit beiden Händen ins Gesicht und vor den Hals. Anschließe­nd musste er vor weiterem Ausrasten bewahrt werden. Österreich­s Routinier Marko Arnautovic eskortiert­e ihn vom Platz. Was ihn geritten hatte? „Das war nichts Persönlich­es gegen Phillipp“, berichtete er, vielmehr habe sich der Frust über seine Leistung fulminant Bahn gebrochen. „Ich bin eben motiviert.“Stattdesse­n wies er seiner erschütter­nd schwachen Mannschaft endgültig den Weg auf die Verlierers­traße.

Nagelsmann bemängelte fehlende Cleverness. „Der Gegenspiel­er versucht, Leroy zu treten, trifft ihn aber nicht – und Leroy reagiert, wir kriegen Rot“, analysiert­e er: „Da kann man auch beim Gegner Rot provoziere­n.“Hat Sané aber nicht. Die Konsequenz: Im März, wahrschein­lich gegen die Niederland­e und Frankreich, wenn Nagelsmann sein taktisches Korsett für die HeimEM festzurrt, wird Sané nur Zuschauer sein und auch nicht zum Trainingsk­ader gehören. Wahrlich ein Abend zum Vergessen.

Kai Klankert

Mark Weishaupt, Stefan Regel

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FOTO: IMAGO IMAGES Leroy Sané ist bedient und verlässt nach seinem Platzverwe­is den Rasen in Wien.

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