In Güdingen reifen olympische Träume
Der Bundesligist Squash Factory Saar-Pfalz startet in die neue Saison. Die Sportart wird bei den Spielen 2028 erstmals dabei sein.
Squash wird olympisch. Das hat das Internationale Olympische Komitee unlängst beschlossen. Bei den Spielen 2028 in Los Angeles wartet die Premiere. „Für unseren Sport ist das eine Riesensache, die hoffentlich einen Boom wie in den Achtzigern generiert“, sagt Johannes Wessela, der Manager des saarländischen Aushängeschilds Squash Factory SaarPfalz, das seit 2016 in der Bundesliga Süd mitmischt und zwei Mal drittbestes Team in Deutschland war.
2020 wurde der damals noch als SC Güdingen antretende Verein als Zweiter der Südstaffel auf Rang drei gehievt, weil das Endturnier der besten Vier coronabedingt ausfiel. 2022 erreichte die Factory wieder das Final Four und wurde nach einem 1:3 im Halbfinale gegen den späteren Meister Paderborner SC Dritter.
In der neuen Bundesliga-Saison, die an diesem Samstag um 13 Uhr mit dem Spiel bei Meister und SüdStaffel-Seriensieger Black&White Worms beginnt, peilen die Saarbrücker abermals die Endrunde an. „Die Playoffs sind ganz klar unser Ziel“, sagt Wessela. Dafür muss die Factory in der Sechser-Staffel unter die besten Drei kommen. Der erste Platz, der direkt ins Playoff-Halbfinale führt, scheint abonnementmäßig an Worms vergeben. Dahinter sieht Wessela ein enges Rennen um zwei weitere Viertelfinal-Tickets. Das erste Heimspiel am Sonntag um 13 Uhr gegen den 1. SC Karlsruhe (Squash-Arena in Güdingen) wird daher schon sehr wichtig.
Beim Umsetzen der Ziele möchte der 18-jährige Youssef Elgammal mithelfen – eines der größten deutschen Talente, das Wessela von Bundesliga-Rivale SC Kempten losgeeist hat. Der in München wohnhafte Schüler, der 2024 sein Abitur macht, erhofft sich bei der Factory mehr Spielzeit, um seinem Fernziel näher zu kommen. Jetzt, wo Squash olympisch wird, will er in knapp fünf
Jahren unbedingt dabei sein.
„Olympia ist mein Ziel. Jeder in meinem Alter, der bereits Nationalmannschaft spielt, träumt jetzt davon“, betont der in Ägyptens Hauptstadt Kairo geborene Elgammal. In der alten Heimat ist Squash eine Art Nationalsport. Allein unter den besten Zehn der Weltrangliste tummeln sich fünf Ägypter, dazu zwei Engländer, die im Land der Pharaonen geboren wurden.
Elgammal trainiert sechs Mal die Woche, manchmal in zwei Einheiten täglich, um sein Fernziel Olympia zu erreichen. Nach dem Abitur werde er zumindest ein Jahr voll auf die Squash-Karte setzen, verrät der Führende der deutschen U19-Rangliste. Von der Olympia-Berufung verspricht er sich viel für seinen Sport.
„Ich hoffe, dass Squash davon allgemein profitiert. Im Vergleich zu anderen Ländern wie Ägypten muss hier viel passieren, um konkurrenzfähig zu sein“, findet Elgammal, der mehrfach bei U17- und U19-Europameister- sowie bei den letzten beiden U19-Weltmeisterschaften dabei war.
Elgammal ist nicht der einzige im Aufgebot der Squash Factory SaarPfalz, der Olympia im Kopf hat. Der Deutsch-Franzose Laszlo Godde (19) aus La Rochelle hat in der Bundesliga sechs seiner bisher elf Partien für die Factory gewonnen. Der Engländer Finnlay Withington wurde 2022 sogar U19-Vize-Weltmeister und soll bald sein Bundesliga-Debüt geben. Mit dem 17-jährigen Österreicher Daniel Lutz, zuletzt bester U17Spieler Europas, dem 18-jährigen Lu
xemburger Amir Samimi oder dem 19-jährigen Belgier Nathan Masset hat die Factory weitere Talente in ihren Reihen, denen Manager Wessela den Sprung zu Olympia zutraut. „Wenn sie sich gut entwickeln, haben sie alle die Chance, in Los Angeles dabei zu sein“, sagt er.
Für den Bundesliga-Auftakt hofft Elgammal, der beide Partien am Wochenende spielt, auf ein gelungenes Debüt: „Wir wollen in die Endrunde, haben eines der besten Teams im Süden – und ich möchte mit guten Leistungen mithelfen, das Ziel zu erreichen“, sagt der Deutsch-Ägypter. Bevor Los Angeles 2028 Realität werden kann, muss erst mal in kleinen Schritten die Basis gelegt werden. Zum Beispiel am Wochenende beim Bundesliga-Auftakt.