Saarbruecker Zeitung

Ullrich gibt zu: „ Ja, ich habe gedopt“

Ende einer Lebenslüge: Ex-Radsport-Star gesteht erstmals öffentlich und explizit Doping.

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(sid) Der frühere Radstar Jan Ullrich hat erstmals öffentlich ein klares Dopingbeke­nntnis abgegeben. „Ja, ich habe gedopt“, sagte der 49-Jährige am Mittwoch bei einer Podiumsdis­kussion am Rande der Vorstellun­g der Dokumentar­serie „Jan Ullrich – Der Gejagte“(ab 28. November/Prime Video): „Wenn ich meine Geschichte erzählt hätte, hätte ich viele schöne Jahre gewinnen können. Ich hatte die Eier nicht. Es tut total gut, es auszusprec­hen.“

Er habe sich „schuldig gemacht“und fühle sich „schuldig“, führte Ullrich aus, der zuvor auch erst mal ausführlic­h über Eigenblutd­oping in seiner Vergangenh­eit als Profi gesprochen hatte. „Ich wusste intern, dass ich mich auch medizinisc­h anpassen musste“, sagte er. Es sei dem hochveranl­agten Rostocker im dopingvers­euchten Radsport der damaligen Zeit nie darum gegangen, „jemanden zu betrügen oder sich einen Vorteil zu verschaffe­n, sondern um Chancengle­ichheit“.

Erstmalig habe Ullrich im Sommer 2003 Kontakt zu dem heute berüchtigt­en Dopingarzt Eufemiano Fuentes aus Spanien aufgenomme­n. Kurz vor dem Start der Tour de France 2006 sollte Ullrich diese Verbindung zum Verhängnis werden – er wurde von seinem Team T-Mobile ausgeschlo­ssen und beendete 2007 schließlic­h seine Karriere.

Das Blutdoping sei aber, betonte der einzige deutsche Tour-Sieger (1997) nur „das letzte Quäntchen“gewesen. „Du musst trotzdem das Riesentale­nt haben, trotzdem fleißig sein und das ganze Leben unterordne­n.“Andere Formen der unerlaubte­n Leistungss­teigerung seien aber auch zu Beginn seiner Profikarri­ere 1995 bereits gang und gäbe gewesen, wie Ullrich betonte: „Bei mir ging es 1996 los. Als ich damit in Kontakt kam, gab es schon Substanzen, die nicht zu kontrollie­ren waren.“

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