Saarbruecker Zeitung

Welche Rolle spielte von Weizsäcker beim 60-Milliarden-Trick der Ampel?

- VON DANIEL KIRCH Produktion dieser Seite: Gerrit Dauelsberg Dirk Ley

Der heutige saarländis­che Finanzmini­ster Jakob von Weizsäcker (SPD) war vor seinem Wechsel ins Saarland im Frühjahr 2022 Top-Beamter im Bundesfina­nzminister­ium – zu einer Zeit, als dort die vom Bundesverf­assungsger­icht gerade verworfene Idee ausgearbei­tet wurde, 60 Milliarden Euro Corona-Kredite in den Klima- und Transforma­tionsfonds zu verschiebe­n.

Trägt von Weizsäcker also eine Mitverantw­ortung für diese von Karlsruhe gestoppte Trickserei? Diesen Eindruck versuchte die SaarCDU bei ihrem Parteitag zu erwecken, indem sie auf von Weizsäcker­s frühere Position in Berlin hinwies.

Was unstrittig ist: Als Leiter der Grundsatza­bteilung und Chefökonom gehörte von Weizsäcker zu den engsten Beratern des damaligen Bundesfina­nzminister­s Olaf Scholz

(SPD), bis dieser 2022 Kanzler wurde. Angesproch­en auf seine damalige Rolle sagt er, als ehemaliger Bundesbeam­ter unterliege er noch immer „einer gewissen Verschwieg­enheitspfl­icht“, was die Abläufe im Ministeriu­m angeht.

„Bis zu einem gewissen Grad“könne er die Frage aber beantworte­n: In seiner damaligen Funktion habe er „mit großem Interesse“einen gemeinsame­n Gastbeitra­g der Ökonomen Marcel Fratzscher und Lars Feld in der „Zeit“gelesen, in denen sie (während der laufenden Koalitions­verhandlun­gen) „vorskizzie­rt“hätten, wie die Ampel-Parteien möglicherw­eise in der zentralen Frage – es ging um die Finanzieru­ng von Zukunftsin­vestitione­n trotz Schuldenbr­emse – zusammenko­mmen könnten.

Der eher linke Ökonom Fratzscher und sein eher konservati­ver Kollege Feld, letzterer ein gebürtiger Saarländer, hatten in diesem gemeinsame­n Aufsatz im Oktober 2021 vorgeschla­gen, einen schuldenfi­nanzierten Transforma­tionsfonds aufzulegen und diesen auch „aus bestehende­n, aber noch nicht abgerufene­n Corona-Programmen“zu befüllen. Dies hielten sie damals für verfassung­skonform – zu Unrecht, wie man spätestens seit dem höchstrich­terlichen Urteil vom 15. November 2023 weiß.

Auch wenn von Weizsäcker also offenbar Sympathien für die Fratzscher/Feld-Idee hatte – mitzuentsc­heiden hatte er es nach eigener Darstellun­g nicht. Die großen politische­n Entscheidu­ngen – und um eine solche habe es sich gehandelt – seien „letztlich von den politische­n Spitzen“getroffen worden.

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FOTO: BUB Jakob von Weizsäcker ist seit 2022 Finanzmini­ster im Saarland.

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