Rasenschach bei besten Bedingungen
Fußball-Zweitligist SV Elversberg legt im Trainingslager in Spanien einen Fokus auf taktische Inhalte. Der Spaß kommt dennoch nicht zu kurz.
„Rudi, lässt du uns auch mal fahren?“, ruft Paul Wanner, als er mit Joseph Boyamba in Richtung des kleinen Golf-Caddys stürmt. Dort sitzt Co-Trainer Rudi Thömmes hinter dem Lenkrad und ist bereit, vier Spieler vom Trainingsplatz bis ins Hotel zu fahren. Das Hotel des Fußball-Zweitligisten SV Elversberg im südspanischen Mijas ist zwar nur wenige 100 Meter vom Trainingsplatz entfernt, doch die sind extrem steil. „Wir können die unmöglich mit den Dingern fahren lassen. Die haben ja nur Blödsinn im Kopf“, sagt Thömmes bei der Abfahrt.
Trainer Horst Steffen und TorwartTrainer Sascha Purket laufen den Berg zu Fuß hinauf und genießen die Aussicht. „Wir müssen aufpassen, dass kein Spieler an die Schlüssel der Caddys kommt, dann ist alles gut“, sagt Steffen und lacht. Im August 2023 kam es bei der LeichtathletikWM in Budapest zu einem Unfall zweier Caddys. Darin verwickelt war auch 100-Meter-Weltmeister Noah Lyles, dem der Unfall aber nichts anhaben konnte. Soweit möchte es die SVE gar nicht erst kommen lassen.
Die Stimmung nach den ersten beiden Trainingslager-Einheiten am Dienstag war richtig gut. Zwar war es den ganzen Tag bewölkt, doch bei 17 Grad konnte man es auch ohne Sonne aushalten. Am Vormittag ging es in erster Linie um das Angriffsund Mittelfeld-Pressing. Dabei erklärte Co-Trainer Raphael Duarte den Offensiv- und Defensiv-Spielern ihre Laufwege auf dem Platz. Es sah teils aus wie Rasen-Schach. „Wenn jeder macht, was er will, kommst du in der 2. Bundesliga nicht weit. Das Kollektiv muss passen“, sagte Duarte.
Steffen schaute sich die TaktikVarianten von einem Hügel aus von oben an. „Genau für solche Einheiten sind wir hier. Zu Hause bei minus fünf Grad kannst du nicht minuten
„Wenn jeder macht, was er will, kommst du in der 2. Bundesliga nicht weit.“SVE-Co-Trainer Raphael Duarte über das intensive Taktik-Training
lang auf dem Platz herumstehen und etwas erklären. Die Bedingungen hier sind super“, so der Cheftrainer. Auch für die Stürmer waren die Bedingungen super, nur der Ball wollte noch nicht ins Tor. Luca Schnellbacher schoss zweimal aus 16 Metern daneben und köpfte den Ball aus fünf Metern über das Tor. Eine Flanke von „Schnelly“ging am Tor und an den Mitspielern vorbei. „Wir brauchen
nicht drumherum zu reden, wir haben eine Sturmkrise. Es läuft nichts mehr zusammen“, kommentierte Schnellbacher seine Aktionen im Scherz. Auch bei Wahid Faghir lief es vor dem Tor nicht, dafür musste er sich ein paar kritische Worte von Mittelfeldspieler Semih Sahin anhören. Sahin sprang und grätschte vor
dem Tor in die Bälle und traf das Tor. „Du machst ja wie im Spiel“, sagte Faghir. Sahin antwortete: „Es gibt keinen Unterschied.“
Sahin musste in der vergangenen Woche wegen eines Bandanrisses im Knie noch individuell trainieren. Mittlerweile trainiert der 24-Jährige wieder voll mit. Das gilt nicht für Arne
Sicker. Der Linksverteidiger laboriert an einer hartnäckigen Erkältung und lief am Dienstag nur lockere Runden. Mittelfeldspieler Paul Stock, der am Montag seinen 27. Geburtstag feierte, musste die Einheit am Vormittag wegen leichten Oberschenkel- und Rückenproblemen abbrechen. Auch am Nachmittag konnte Stock nicht mittrainieren.
An diesem Mittwoch steht nach der Vormittagseinheit am Nachmittag um 15.45 Uhr ein Trainingsspiel gegen den spanischen Drittligisten Antequera CF auf dem Programm. „Die sind gut und haben ein Niveau wie die Mannschaften in unserer 3. Liga“, sagte Trainer Steffen.