Kerber-Kaltstart, Seidel-Debüt, Zverev-Hoffnung
An diesem Sonntag beginnen in Melbourne die Australian Open, das erste Grand-Slam-Turnier des Jahres. Drei Deutsche im Fokus.
MELBOURNE (sid) Angelique Kerber plauderte in der Morgensonne von Melbourne angeregt mit Caroline Wozniacki, beim Wiedersehen auf der Grand-Slam-Bühne gab es für die Australian-Open-Siegerinnen von einst viel zu besprechen. Kerber und Wozniacki verbindet nicht nur eine jahrelange Freundschaft. Beide sind mittlerweile berufstätige Mütter. Von der Dänin kann sich Kerber wertvolle Tipps holen, wie es mit dem Comeback nach langer Baby-Pause klappen kann.
Sie wolle sich von den anderen Müttern auf der Tour „inspirieren“lassen, sagte Kerber nach dem gemeinsamen Training der früheren Weltranglistenersten. Wozniacki war bei ihrem Grand-Slam-Comeback in New York im Herbst ins Achtelfinale gestürmt – ein Vorbild, aber Kerber bremst: „Es ist weiterhin ein kompletter Kaltstart für mich.“Ihr fehle „definitiv noch die Matchpraxis“, erklärte die Turniersiegerin von 2016: „Deswegen weiß ich, dass ich noch geduldig sein muss.“
Einen Kaltstart in ihr erstes Grand-Slam-Abenteuer legt auch Ella Seidel hin – die erst 18-Jährige qualifizierte sich am Freitag überraschend erstmals für das Hauptfeld eines Majors und darf sich gegen Titelverteidigerin Aryna Sabalenka in der Nightsession am Sonntag sofort auf der größten Bühne beweisen. In der Rod Laver Arena ist die Hamburgerin krasse Außenseiterin. „Ich hätte lieber ein anderes Los gehabt als diesen Hammer-Mega-Brocken“, sagte Bundestrainerin Barbara Rittner. Die 50-Jährige betreut Seidel in Australien und sagte: „Es wird sicherlich eine tolle Erfahrung für Ella, sie freut sich.“
Die Kooperation mit der Hamburgerin will Rittner gerne intensivieren. „Ich arbeite sehr gerne mit ihr zusammen, wir haben einen sehr guten Draht“, betonte die Bundestrainerin: „Es ist noch ein weiter
Weg, aber trotzdem sind das ganz wichtige Erfahrungen in ihrer Entwicklung. Ella entwickelt sich sehr gut. Sie ist einfach eine sehr akribische und diszipliniert arbeitende Spielerin, die manchmal sogar etwas zu hart mit sich ist.“
Zurück zu Kerber: Auf sie wartet die Weltranglisten-54. Danielle Collins. Die US-Amerikanerin stand 2022 im Finale der Australian Open und deklassierte Kerber 2019 in Melbourne bereits einmal mit 6:0, 6:2. „Ich weiß nicht, ob ich gegen sie meinen Rhythmus finde. Es ist, wie es ist. Es ist mein erstes richtiges Turnier. Ich versuche so gut wie möglich zu spielen und gucke, wie weit ich kommen kann“, sagte Kerber. Im Falle eines Weiterkommens würde in der zweiten Runde wohl die Weltranglistenerste Iga Swiatek auf Kerber warten, der Polin war Kerber beim United Cup in Sydney bereits klar unterlegen. Was macht ihr nach fast anderthalb Jahren Baby-Pause Hoffnung? „Ich habe immer noch das Feuer“, betonte die dreimalige Grand-Slam-Siegerin.
Bei den Männern gehört Alex
ander Zverev zu den größten Herausforderern von Topfavorit Novak Djokovic. In Sydney schlug er starke Gegner wie Stefanos Tsitsipas und Hubert Hurkacz und zeigte, dass er bereit für den ersten Saisonhöhepunkt ist. „Die Tage in Sydney waren großartig“, sagte Zverev, der in der ersten Runde im deutschen Duell auf Dominik Koepfer trifft.