Stöbern, Staunen und Kontakte
Der „ schnickschnack“-Laden in St. Johann überrascht mit einem ebenso großen wie skurrilen Sortiment. Und seine Café-Ecke hilft gegen Einsamkeit.
SAARBRÜCKEN Durch lange Regale und etliche Vitrinen mit einer Vielzahl von Gegenständen wühlen sich die Besucher des Gebrauchtwarenhauses „schnickschnack“in Saarbrücken. In der Lessingstraße 61-63
„Früher waren hier viele Händler, welche die Ware oft weiterverkauft haben. Mittlerweile kaufen immer mehr Endverbraucher hier ein.“Sylvia Klauss Geschäftsführerin des Secondhandladens „schnickschnack“
finden sie auf 700 Quadratmetern so ziemlich alles, wie ein Flyer verspricht. Das ist nicht übertrieben, denn vom Teelöffel bis zum Plattenspieler gibt es viel zu entdecken.
Gründerin Sylvia Krauss ist stolz auf das große Angebot. Dabei stecke hinter jedem einzelnen Artikel eine Geschichte. Ein Geschäft dieser Art habe es bis zur Gründung 2012 in Saarbrücken noch nicht gegeben. Fünf Mitarbeiter schmeißen den Laden. Dabei sind einige schon von Anfang an dabei. Das Besondere: Im „schnickschnack“kann sich jeder einen Platz mieten, um gebrauchte Schätze zu verkaufen. Mindestens 75 Prozent des Verkaufserlöses erhält der Mieter. Einzelne Regalbretter, ganze Regale, Flächen, Kleiderbügel oder Vitrinen gibt es zu mieten. „Der Unterschied zu anderen Secondhandläden ist, dass wir nicht sagen, was verkauft wird oder wie viel etwas kosten soll. Wir haben das Motto ,Leben und leben lassen'“, sagt Klauss.
Außer Waren aus zweiter Hand bietet „schnickschnack“Restposten von Herstellern oder ehemaligen Ladenbesitzern. Das Sortiment enthält Artikel aus der Gegenwart ebenso wie Bücher und Medaillen aus dem 18. Jahrhundert. Und Skurriles überdies. Her lugt eine Hüftprothese aus dem Sortiment, dort verblüffen eine Puppe mit drei Gesichtern oder eine funktionsfähige Miniaturkamera. „Manchmal kommen junge Leute mit Artikeln zu uns und fragen, was diese denn darstellen. Bei manchem wissen wir selbst nicht, was es genau ist“, sagt die Geschäftsführerin. Alle Generationen und sozialen Schichten seien im Laden vertreten. Zum einen Geringverdiener, welche sich über die günstigen Preise freuen. Zum anderen auch wohlhabende Sammler auf der Suche nach Besonderheiten.
In den vergangenen Jahren hat die Gründerin große Veränderungen beim Kaufverhalten und der Kundschaft bemerkt. „Früher waren hier viele Händler, welche die Ware oft weiterverkauft haben. Mittlerweile kaufen immer mehr Endverbraucher hier ein. Umweltbewusste Menschen, die bewusst auf Neuware verzichten.“Auch der Geschmack habe sich mit den Jahren verändert. Vor zehn Jahren habe der Laden noch überwiegend Ware aus den 1980erJahren verkauft. Heute suchten die Leute eher nach Produkten aus den Fünfzigern und Sechzigern.
„Corona haben wir mehr schlecht als recht überlebt. Im Gegensatz zu Sozialkaufhäusern mussten wir leider schließen.“Für Klauss liegt eine der großen Stärken ihres Ladens auf der Hand: „Hier kann man alles testen und ausprobieren und direkt den Zustand der Ware erkennen.“Das Zwischenmenschliche sei ebenfalls wichtig. „Wir sind Ansprechpartner. Es gibt eine kleine Café-Ecke. Der Laden ist auch deshalb ein gemütlicher Ort, um zusammenzukommen.“