Palacios lässt Alonso abheben
Bayer Leverkusen gewinnt spät beim FC Augsburg mit 1:0 und sichert sich die Herbstmeisterschaft in der Fußball-Bundesliga.
AUGSBURG (sid) Xabi Alonso war nicht mehr zu halten, als der erlösende Treffer fiel. Zunehmend energisch hatte er seine Mannschaft in der Schlussphase angetrieben, nach dem wuchtigen Schuss hinein ins Glück von Weltmeister Exequiel Palacios (90.+4) entlud sich seine Erleichterung in einem Luftsprung. „Ich bin ein bisschen gesprungen, es war emotional“, sagte Alonso mit einem lausbübischen Grinsen nach dem verdienten 1:0 (0:0) von Bayer Leverkusen beim FC Augsburg. Dass der Treffer zum Sieg und nebenbei zum Gewinn der „Herbstmeisterschaft“so spät fiel, sagt viel aus über den Tabellenführer. „Das Tor“, hob Alonso sogleich hervor, „war kein Glück, sondern die Belohnung für ein gutes Spiel.“
So eine Belohnung fällt trotzdem nicht einfach vom Himmel. Ja, bestätigte Sport-Geschäftsführer Simon Rolfes, „wir haben das auch ein bisschen erzwungen.“Und wenn dann „ein Spalt offen ist in der Abwehr, muss man da sein“. Gerade Palacios sei auch einer, der alles gebe, „bis der Schiri abpfeift“. Als Schiedsrichter Sven Jablonski, der Augsburg nach Unterstützung durch den VAR einen Treffer von Phillip Tietz (72.) wegen Abseits aberkannte, das Spiel tatsächlich abgepfiffen hatte, fielen von den Leverkusenern erkennbar ganze
Felsbrocken ab. „Ich habe immer noch Herzklopfen“, sagte Jonas Hofmann lange nach dem Spiel, „das sind Glücksgefühle, die erlebt man selten.“So ein Sieg „schmeckt natürlich besser als ein 3:0 oder 4:0“, sagte Torhüter Lukas Hradecky.
Dass der Sieg verdient war, stand nicht zur Diskussion. Leverkusen war schon beinahe wieder das Leverkusen, das vor der Winterpause für Furore gesorgt hatte – trotz der personell veränderten Situation. Alonso musste auf den verletzten Victor Boniface und die beiden Abwehrspieler Odilon Kossounou und Edmond Tapsoba wegen ihrer Abstellung zum Afrika-Cup verzichten, ließ dann auch noch freiwillig Jonathan Tah wegen drohender Gelbsperre auf der Bank. Seine Mannschaft hatte dennoch alles im Griff.
Bis zum erlösenden Treffer hatte Leverkusen allerdings zahlreiche gute Chancen vergeben. In Panik aber verfiel die Werkself deswegen nicht. Der feste Glaube an den Sieg, beteuerten sie hinterher allesamt, sei immer da gewesen. „Dieses Selbstverständnis haben wir schon“, versicherte Rolfes. Was diese Mannschaft zudem auszeichne, das seien „Wille, Zielstrebigkeit und Widerstandsfähigkeit“. Alles Zutaten, die es braucht, um nicht nur nach der Hinrunde Tabellenerster zu sein.
Aber: „Für uns ist es wie bei einem Marathon“, erklärte Hofmann, „wir sind erst bei Kilometer 17.“Zunächst aber, sagte Hradecky, schaffe „so ein Sieg am Anfang des Jahres Selbstvertrauen, so ein Spiel musst du gewinnen, wenn man oben bleiben will“. Es müsse mit dieser Mentalität so weitergehen, betonte der Torhüter, „der Hunger muss bleiben“. Und dann? „Wenn wir so seriös das alles annehmen“, sagte Hradecky, „dann ... dann weiß ich nicht ...“. Sprachs und grinste vielsagend.