Einsamer Tod eines Wohnungslosen im Gleisbett von Malstatt
Wer war der Mann, der am Wochenende erfroren zwischen den Gleisen gefunden wurde? Die städtischen Behörden kannten den Verstorbenen.
SAARBRÜCKEN Für die Polizei ist der Fall abgeschlossen. Der Mann, der am Wochenende tot zwischen den Gleisen in Saarbrücken-Malstatt entdeckt wurde, ist nicht infolge von „Fremdeinwirkung“ums Leben gekommen. Es waren „keine Verletzungen erkennbar“, die auf ein Verbrechen hinweisen oder vermuten lassen, dass er von einem Zug erfasst wurde. Das sind nach Angaben des Sprechers des Landespolizeipräsidiums, Stephan Laßotta, Ergebnisse der Obduktion. Ob womöglich ein medizinischer Notfall den Tod des 56-Jährigen herbeigeführt hat oder der Obdachlose dort aus anderen Gründen eingeschlafen und erfroren ist, spiele für die polizeilichen Ermittlungen letztlich keine Rolle mehr, so Laßotta.
Wer war der Mann, der in einer kalten Winternacht einsam im Gleisbett starb? „Er war ohne festen Wohnsitz“, bestätigte der Polizeisprecher frühere Meldungen. Der Sprecher der Stadt Saarbrücken, Thomas Blug, wusste mehr: „Die verstorbene Person war der Landeshauptstadt bekannt. Kolleginnen und Kollegen des Amtes für Gesundheit, Prävention und soziale
Angelegenheiten unterbreiteten ihr regelmäßig Hilfsangebote.“Zu den Hilfen zählen unter anderem Notschlafstellen, Kältebus oder auch medizinische Behandlungen. „Der Person wurden mehrere Angebote zur Versorgung mit Wohnraum unterbreitet, die sie zunächst mehrmals abgelehnt hatte. Unmittelbar vor ihrem Tod hatte sie unser Angebot dann aber angenommen und eine Nacht in der Notschlafstelle verbracht“, berichtet Blug auf Anfrage unserer Zeitung.
Die Stadt Saarbrücken verfüge über zwei Gemeinschaftsunterkünfte sowie ein breites Netz an professionellen und ehrenamtlichen Einrichtungen. Es seien ausreichend Plätze vorhanden. Im Bedarfsfall könnten weitere Unterbringungsmöglichkeiten angemietet werden, so Blug. „In Saarbrücken muss niemand auf der Straße leben. Die Landeshauptstadt hat die Aufgabe, Menschen, die von Obdachlosigkeit bedroht bzw. bereits obdachlos sind, mit Wohnraum zu versorgen.“Der Pressesprecher weist allerdings auch darauf hin: „Grundsätzlich gilt aber auch, dass wir Menschen nicht dazu zwingen können, Angebote anzunehmen.“
Im Übrigen kümmerten sich die Mitarbeiter nicht nur um die Beseitigung von Wohnungslosigkeit. Sozialarbeiterinnen und Streetworker engagierten sich „weit über ihre gesetzlichen Verpflichtungen hinaus mit vielen freiwilligen Leistungen, initiieren Hilfsangebote bei freien Trägern und geben Hilfestellung, um Ansprüche bei Jobcenter, Regionalverband und sonstigen Leistungsträgern zu realisieren. Ziel ist, dass die Menschen wieder in einen eigenen Mietvertrag kommen“.
Nach eigenen Angaben hat die Stadt derzeit knapp 400 Wohnungslose untergebracht. Man unterbreite obdachlosen Menschen auf der Straße regelmäßig Hilfsangebote zur Unterbringung sowie weitere Hilfen zur Versorgung. Blug: „Die Anzahl der Menschen, die freiwillig auf der Straße leben, variiert und liegt derzeit bei 14 Personen.“
Unmittelbar vor seinem Tod hatte der Mann ein Hilfsangebot der Stadt Saarbrücken angenommen und eine Nacht in der Notschlafstelle verbracht.