Netanjahu: „Kein echter Vorschlag“für neuen Deal mit Hamas
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat die Freilassung israelischer Geiseln zu den Bedingungen der islamistischen Hamas ausgeschlossen.
(dpa) Nach Darstellung des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu gibt von der islamistischen Hamas „keinen echten Vorschlag“zur Freilassung weiterer Geiseln. „Auf der anderen Seite gibt es eine Initiative von uns, zu der ich keine Einzelheiten nennen werde“, sagte Netanjahu nach Angaben seines Büros am Montag bei einem Treffen mit Angehörigen von Geiseln, die aus Israel entführt worden sind und seit 108 Tagen im Gazastreifen festgehalten werden.
Die Angehörigen haben ihre Proteste zuletzt weiter verschärft und drängen massiv auf einen neuen Deal zur Freilassung Entführter. In einem parlamentarischen Ausschuss in Jerusalem kam es am Montag zu tumultartigen Szenen, als aufgebrachte Angehörige den Raum stürmten. Die Sitzung musste abgebrochen werden.
Medien zufolge werden Israel und die Hamas auch von den USA, Ägypten und Katar zu einem Verhandlungsprozess gedrängt, der zur Freilassung von Geiseln und dem Rückzug der israelischen Armee aus dem Gazastreifen führen soll.
Die Verhandlungen sollten in den kommenden Tagen in Kairo fortgesetzt werden, berichtete das Wall Street Journal. Der Nahost-Koordinator von US-Präsident Joe Biden, Brett McGurk, werde zu diesem Zweck den Chef des ägyptischen Geheimdienstes in der Hauptstadt treffen, berichtete die New York Times in der Nacht zum Montag unter Berufung auf US-Beamte. McGurk, der am Sonntag aufbrechen wollte, werde später nach Doha weiterreisen, um dort Katars Ministerpräsidenten Mohammed bin Abdulrahman Al Thani zu treffen.
Netanjahu hatte am Sonntag gesagt, er lehne die Bedingungen der Hamas für eine Freilassung der Geiseln ab. Die Islamisten verlangten nach seiner Darstellung im Gegenzug ein Ende des Krieges, den Rückzug der israelischen Streitkräfte, die Freilassung palästinensischer Gefangener und den Fortbestand der Regierungsmacht der Hamas im Gazastreifen.
Im November waren während einer einwöchigen Waffenruhe im Rahmen eines Deals 105 Geiseln im Austausch gegen 240 palästinensische Häftlinge freigekommen. Nach israelischen Informationen werden noch mehr als 130 Geiseln, die am 7. Oktober von Terroristen der Hamas und anderer Gruppierungen verschleppt worden waren, im Gazastreifen festgehalten.
Unterdessen bekräftigte die israelische Armee am Montag, dass sie gegen jede Form von Fehlverhalten von Soldaten im Gaza-Krieg energisch vorgehe. „Die israelische Armee identifiziert ungewöhnliche Fälle, die davon abweichen, was von israelischen Soldaten erwartet wird“, teilte ein Sprecher am Montag auf Anfrage mit. „Diese Fälle werden geklärt und erhebliche Disziplinarmaßnahmen werden gegen involvierte Soldaten ergriffen.“Genaue Schritte wurden dabei nicht genannt.
In sozialen Medien waren in den vergangenen Monaten immer wieder Videos kursiert, die Fehlverhalten israelischer Soldaten im Gazastreifen oder Westjordanland zeigten. In einem der Videos rief ein Soldat im Gazastreifen etwa: „Wir werden sie massakrieren!“Auf anderen Aufnahmen war zu sehen, wie ein Soldat lachend Waren in einem Geschäft in dem Küstenstreifen zerstörte.
Ein anderes Video zeigte israelische Soldaten in Dschenin im Westjordanland neben festgenommenen Palästinensern mit verbundenen Augen. Einer von ihnen rauchte Wasserpfeife, andere aßen Kartoffel-Snacks und lachten. Nach Militärangaben wurden sie daraufhin suspendiert.