„Ihr habt sie nicht mehr alle!“– Lafontaine begeistert Parteitag
Sozialpolitik, Krieg, Gendersprache – der 80-Jährige wurde beim „Bündnis Sahra Wagenknecht“gefeiert.
Oskar Lafontaine ist zwei Jahre nach seinem Karriere-Ende mit einer umjubelten Rede beim ersten Bundesparteitag der Partei „Bündnis Sahra Wagenknecht“in Berlin auf die bundespolitische Bühne zurückgekehrt. Die rund 400 Delegierten des BSW feierten den 80-Jährigen am Samstag mit stehenden Ovationen für seinen halbstündigen Auftritt.
Lafontaine sagte, die Aufgabe der neuen Partei sei es, eine Lücke im Parteiensystem auszufüllen:
Es gebe im Bundestag keine Partei mehr, die konsequent für gute
Löhne, gute Renten und gute soziale Leistungen sowie für Frieden und Abrüstung eintrete. Er forderte unter anderem einen Mindestlohn von 15 Euro pro Stunde, eine Erhöhung der Rente um mehrere hundert Euro im Monat und die Wiederaufnahme von Gas-Importen aus Russland, um die Energiepreise zu senken.
Der Versuch, der neuen Partei eine Rechtsoffenheit anzudichten, sei „ein Ausweis von geistiger Unbedarftheit“der veröffentlichten Meinung, sagte Lafontaine. Auch wenn es in der AfD Rechtsextremisten und Nazis gebe, plädiere er dafür, sich mit der Partei in der Sache auseinanderzusetzen. Sie vertrete in der Wirtschafts- und Sozialpolitik Positionen, „die wir niemals akzeptieren können“.
Scharfe Attacken fuhr Lafontaine gegen Gendersprache und Cancel
Culture. Konservativ zu sein, sei nichts Schlechtes, sagte Lafontaine. „Ich möchte zum Beispiel unsere Sprache bewahren, weil ich der Auffassung bin, dass eine linke Partei die Sprache des Volkes sprechen muss.“Dann rief er: „An alle, die glauben, dass diese Gendersprache irgendetwas mit links zu tun hat: Ihr habt sie nicht mehr alle! Links ist nur die Sprache der Bevölkerung, aber nichts anderes.“Cancel Culture, also die Ausgrenzung bestimmter Meinungen aus dem Diskurs, bezeichnete er als „prä-faschistoid“.
In der Außenpolitik forderte er einen sofortigen Waffenstillstand in der Ukraine und im Nahen Osten. „Für mich ist das, was im Gazastreifen passiert, ein Kriegsverbrechen, das wir anklagen müssen, ohne jede Einschränkung“, sagte Lafontaine. Auffällig: Während er mit Israel hart ins Gericht ging, verzichtete er auf jede Kritik an Russland. Er sagte, die „offizielle westliche Erzählung“zur Ursache des Ukraine-Krieges sei „grundfalsch“.
Die Lieferung deutscher Waffen an die Ukraine, mit denen Russen getötet werden, nannte er angesichts von 27 Millionen im Zweiten Weltkrieg getöteten Sowjetbürgern „geschichtsvergessen“, die Politiker, die dies fordern, „Tölpel“.