Nove Mesto ist gerüstet für die WM unter Flutlicht
Die Biathlon-Weltmeisterschaften beginnen an diesem Mittwoch. Es könnten norwegische Festspiele werden. Auch deutsche Athleten haben Chancen.
(dpa) Nach dem überraschend positiven Saisonverlauf reisen die deutschen Biathleten mit großen Hoffnungen zur Weltmeisterschaft. An diesem Mittwoch (17.20 Uhr/ARD und Eurosport) beginnt mit dem Mixed-Staffel-Rennen im tschechischen Nove Mesto der Höhepunkt des Winters. Die SZ beantwortet vor dem Start der WM die wichtigsten Fragen.
Was macht Nove Mesto besonders?
Die Atmosphäre. Vor insgesamt mehr als 200 000 Zuschauern war die erste WM in Nove Mesto vor elf Jahren ein emotionales Erlebnis. In der Vysocina Arena mit den steilen Tribünen hinter dem Schießstand kann es ohrenbetäubend laut werden, das Schießen wird so zu einem speziellen Test, auch für die Nerven. Außerdem findet die Mehrzahl der Rennen in der Dunkelheit am frühen Abend statt – unter Flutlicht treten die Biathleten sonst fast nie an.
Welche Erinnerungen haben die Deutschen an Nove Mesto?
Nicht die besten. Bei der WM 2013
hatten die Skijäger erstmals seit 1986 in Oslo keine Goldmedaille gewonnen. Lediglich die damals 35-jährige Andrea Henkel holte im Einzel Silber, die Männer-Staffel gewann Bronze. Es war die erste Weltmeisterschaft nach dem Rücktritt von Magdalena Neuner. Allerdings: In Nove Mesto gab es im März 2021
auch den bislang letzten WeltcupStaffelsieg der deutschen Männer.
Wer wird die meisten Medaillen abräumen?
Bei den Männern könnten es norwegische Festspiele werden. Das Team um Johannes Thingnes Bö hat in diesem Winter bisher sechs
Dreifach-Erfolge und viele weitere Podestplätze geholt. Im Gesamtweltcup liegen sechs Norweger vorn. Zudem haben die Skandinavier nach einer Regeländerung vor der Vorsaison bis zu sechs Startplätze pro Einzelrennen, auch alle Staffelwettbewerbe der laufenden Saison gewannen sie. Bei den Frauen ist es ausgeglichener: Die Weltcup-Gesamtführende Ingrid Landmark Tandrevold aus Norwegen, die Italienerin Lisa Vittozzi und die beiden Französinnen Justine Braisaz-Bouchet und Julia Simon sind die Top-Favoritinnen.
Wie sind die deutschen Chancen?
Der zweimalige Sprint-Saisonsieger Benedikt Doll hatte bei der WM-Generalprobe in Antholz massive Probleme am Schießstand. In der Vorbereitung hatte er Schnupfen, aber findet er zu alter Stärke, ist er ebenso ein Medaillenanwärter wie Philipp Nawrath. Auch Johannes Kühn könnte im Idealfall mitmischen. In der Staffel standen die Männer in allen Weltcup-Rennen auf dem Podium, eine Medaille ist ebenso drin wie bei den Frauen. Chancen auf Einzelmetall haben dort Franziska Preuß und Vanessa Voigt. Der erste Weltcup-Sieg in der Single-MixedStaffel durch Voigt und Justus Strelow gibt ebenfalls Selbstvertrauen. In der Mixed-Staffel lief es in dieser Saison bisher allerdings nicht gut.
Wie ist die Wetterlage?
Schwierig, denn es ist zu warm. Derzeit herrschen deutliche Plusgrade, es regnet immer mal wieder. „Wir beobachten die Wettervorhersage ständig und hoffen auf Besserung in der zweiten WM-Woche“, sagte Wettkampfleiter Vlastimil Jakes. In Gefahr sind die Wettkämpfe aber nicht, es wurde genügend Kunstschnee vorproduziert.
Wo ist die WM zu sehen?
Bei der WM geht es an neun Wettkampftagen um zwölf WM-Titel. ARD, ZDF und Eurosport übertragen alle Wettkämpfe live im TV und im Stream. ARD und ZDF teilen sich die Übertragung wie immer auf. Die ARD beginnt, den zweiten Teil der WM übernimmt dann das ZDF.
Wer dominierte im Vorjahr?
Oberhof wurde zu Böberhof. Der Norweger Johannes Thingnes Bö holte als erster männlicher Biathlet sieben Medaillen bei einer WM: fünf Titel, einmal Silber und einmal Bronze. Bei den Frauen war die Schwedin Hanna Öberg (zwei Gold, eine Silber, eine Bronze) am erfolgreichsten. Die beste Nation war Norwegen (fünf Gold, fünf Silber, drei Bronze). Deutschland (ein Gold, zwei Silber) belegte im Medaillenspiegel den vierten Platz. Den einzigen Titel holte die mittlerweile zurückgetretene Denise HerrmannWick im Sprint.
Wer sind die Rekordhalter bei Weltmeisterschaften?
Die meisten WM-Medaillen gewann bisher Ole Einar Björndalen. Der Norweger holte 20 Mal Gold, 14 Mal Silber und elf Mal Bronze. Sein Landsmann Johannes Thingnes Bö (30) ist ihm auf den Fersen, er heimste bisher 17 Titel ein. Beste Skijägerin ist die Norwegerin Marte Olsbu Röiseland mit 13 Gold- und vier Bronzemedaillen.