Karnevalsverein erntet Rassismus-Vorwurf – zu Recht
WwegenWas gestern galt, muss desnicht heute und morgen weiter Bestand haben. Das trifft auch auf unsere Umgangsformen zu. Und damit erst recht auf unsere Sprache als deren Spiegelbild. Ein Karnevalsverein im Saarland bekam dies nach einem Fehltritt zu spüren. Denn das Motto für die Kappensitzung brachte den Narrekäpp Helau Mildau in Tholey-Theley Vorwürfe ein. Wegen „Zigeuner, Mohrenkopf und Winnetou“warfen Kritiker ihm Rassismus vor.
Auf den ersten Blick mag dieses Urteil über die unüberlegte Satire gerade im Karneval allzu hart erscheinen. Doch bei genauerem Blick ist diese Einschätzung nicht von der Hand zu weisen. Denn es gibt nun mal Begriffe, die aus gutem Grund aus unserem täglichen Jargon fliegen sollten. Weil sie, wie die Wörter „Zigeuner“und „Mohrenkopf“, aus einer Zeit stammen, die von Rassismus gegenüber diesen Gruppen geprägt war. Wenn sie von den Betroffenen als verletzend empfunden werden, haben diese Wörter heute nichts mehr in unserer Sprache verloren.
Man habe ja gar nicht provozieren wollen, versichert Vereinspräsident Peter Groß jetzt, nachdem die Reaktionen heftig ausgefallen sind. Doch diese Ahnungslosigkeit ist schwer nachzuvollziehen: Kurz nach Veröffentlichung der Veranstaltung hatte er in einem mittlerweile gelöschten Videointerview bei Instagram den umstrittenen Slogan verteidigt. Also musste er geahnt haben, was da auf ihn und seinen Verein zukommen kann. Damit wirkt das Überraschtsein und demütige Zurückrudern jetzt aufgesetzt. Daran ändert auch das spätere Umändern des Mottos in „Bunte Vielfalt“wenig. Zumal es die Aufgabe der Karnevalisten seit jeher ist, sich die Obrigkeit während der tollen Tage vorzuknöpfen. Sich an Minderheiten abzuarbeiten, zeugt nicht davon, in der Tradition der Fastnacht zu stehen. „Mohrenkopf“und „Zigeuner“– das sind Ausdrücke, die heute rassistisch zu verstehen sind. Mit ihnen werden Menschen mit Blick auf die Zugehörigkeit zu einer Gruppe herabgesetzt. Der Vorstand habe aus einer Bierlaune heraus das Motto beschlossen, sagte der Vereinschef zur Entschuldigung. Aber Alkohol ist keine guter Berater. Besonders bei derart sensiblen Themen.
Wie sensibel das Thema ist, sollte eigentlich auch der Vorsitzende der CDU-Nachwuchsorganisation Junge Union ( JU) im Saarland wissen. Doch statt die Einsicht des Vereins zu unterstützen, verkündet Fabian Laßotta trotzig, auch künftig „Zigeunerschnitzel“essen zu wollen. Er nimmt dabei in Kauf, Menschen zu stigmatisieren. Das ist unverantwortlich. Gut, dass seine Aussagen nicht unwidersprochen geblieben sind, auch nicht in seiner eigenen Partei.