100 Seiten mit Ideen für mehr Nachhaltigkeit
Fast ein Jahr lang hat es gedauert, jetzt steht die „ Nachhaltigkeits-Strategie“der Landeshauptstadt. Sie wurde am Dienstag vom Stadtrat beschlossen.
Am Mittwoch hat der Saar-Landtag das Prinzip der Nachhaltigkeit in die Verfassung aufgenommen. Einen Tag zuvor hat der Saarbrücker Stadtrat die „Nachhaltigkeits-Strategie“für die Landeshauptstadt beschlossen. Einstimmig, mit wenigen Änderungswünschen und ohne viel Tamtam. Man hätte das Papier an die große Glocke hängen können, denn in den 100 Seiten steckt viel Arbeit und stecken einige gute Ideen. Es ist nichts weniger als das Leitbild für nachhaltiges Handeln in der Landeshauptstadt.
Von einer „Mammutaufgabe“sprach die grüne Bürgermeisterin Barbara Meyer, gleichzeitig Dezernentin für Nachhaltigkeit. Denn das übergeordnete Ziel der Nachhaltigkeit zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Verwaltung. Alle Bereiche sind betroffen.
Die „Nachhaltigkeits-Strategie“entstand seit März 2023 in einem ämterübergreifenden Prozess unter Beteiligung von Vertretern der städtischen Eigenbetriebe und Akteuren und Initiativen aus Wirtschaft und Gesellschaft. Sie orientiert sich einerseits an den 17 Nachhaltigkeitszielen der Agenda 30 der Vereinten Nationen sowie an den Vorgaben des Bundes. Sie formuliert nicht nur ein Leitbild, sondern wird konkret, identifiziert Schwerpunkte, listet auf, welche Programme schon laufen und was in Zukunft zu tun ist.
Fünf Handlungsfelder wurden ausgemacht. Für jedes dieser Felder wurde ein Leitsatz entwickelt, der die angestrebte Entwicklung bis 2030 beschreibt. Anschließend werden übergeordnete und
konkrete, operative Ziele formuliert. Hier eine kurze Zusammenfassung:
Verwaltung und globale Verantwortung:
Die Verwaltung nimmt ihre Vorbildfunktion für die Stadtgesellschaft an. Mehr Bürgerbeteiligung und ein Digitalisierungsschub fallen genauso unter dieses Ziel wie eine intensive Zusammenarbeit mit Städten in der Großregion.
Umwelt, Klima, Energie:
Kreislaufwirtschaft, weniger Abfall, Lärm und Verkehr, mehr ÖPNV, Nutzung regenerativer Energien, mehr Grünflächen, Entsiegelung und ein nachhaltiges Wassermanagement werden beispielsweise als Ziele genannt. Grün- und Freiflächen sollen über die Bauleitplanung in
nachhaltigen Quartieren geschaffen werden. Das Klimaschutzkonzept von 2022 mit unzähligen Maßnahmen fließt hier mit ein. Ein Klimafolgenanpassungskonzept wird bis 2025 erarbeitet.
Stadtplanung und Mobilität:
Bis zum Jahr 2030 soll in allen Stadtteilen ausreichend barrierefreier, bedarfsgerechter, sicherer und bezahlbarer, auch geförderter Wohnraum zur Verfügung stehen. Über die Stadtwerke soll ein weiteres Leerstandskataster angelegt werden, das nicht nur Gewerbeflächen umfasst, sondern auch Gebäude für Wohnraum ausfindig macht. Über die Bebauungspläne sollen Quartiere nachhaltig gestaltet werden („Grünraumgerechtigkeit“). Man setzt auf die „Stadt der kurzen Wege“, weniger Auto- und mehr Radverkehr.
Soziales, kulturelles und gesundes Leben:
Bis 2030 will man genügend Kita- und Grundschulplätze im Ganztag vorhalten. Als Fairtrade-Stadt will man sich für die Bekanntheit von Umwelt- und Nachhaltigkeitssiegeln einsetzen. Es soll „klimagesunde“Schul- und Kitaessen und „Ernährungsbildung“geben. Geplant sind mehr niedrigschwellige Präventionsangebote und mehr Vereins- und Jugendarbeit. Barriere-Freiheit soll sichergestellt sein. Sogar mehr öffentliche Wasserstellen sind hier genannt. „Politisch unterrepräsentierte Gruppen der Stadtgesellschaft“sollen ermutigt werden, sich mehr einzubringen. Dazu gehört auch die bessere
Integration von Migranten.
Wirtschaft und Finanzen: Attraktives Standortmarketing und Tourismusförderung sowie Reaktivierung von Brachflächen und Leerständen sind wichtige Ziele. Man will Fachkräfte anwerben und Geflüchtete besser beruflich integrieren. Schnelles Internet ist dabei genauso wichtig wie die Beratung von Existenzgründern, die Hilfe beim Finden von FirmenNachfolgern und die Förderung der Kultur- und Kreativ-Wirtschaft. Haushaltstechnisch betont man die Ausgabendisziplin. Ein wichtiges Ziel: die Fördermittel-Gewinnung der Stadtverwaltung zu verbessern. „Bis zum Jahr 2030 werden städtische Finanzanlagen neben der Wirtschaftlichkeit auch nach ethischen, sozialen und ökologischen Kriterien angelegt“.