Rathaus in Friedrichsthal in Narrenhand
Bürgermeister Christian Jung musste nach langen Verhandlungen seinen Platz an die Narren abtreten.
FRIEDRICHSTHAL (pp) Da war Widerstand zwecklos – auch die Bestechungsversuche mit Bonbons, Popcorn und Schokoriegeln nützten nichts. Der Übermacht der Friedrichsthaler Narren konnte selbst Bürgermeister Christian Jung am Freitag nichts entgegensetzen und musste den Rathausschlüssel an die Fasebooze herausrücken. Nun ist bis Aschermittwoch das Rathaus fest in Narrenhand und die Karnevalisten haben das Regiment in Friedrichsthal. Zuvor hatte Jung als barocker Edelmann verkleidet eisern versucht, beim gemeinsamen Schlagabtausch mit den Karnevalsvereinen, das Rathaus zu verteidigen. Gemeinsam mit Partner Fritz Singer, zahlreichen Stadtratsmitgliedern und Mitarbeitenden stellte er sich der Narrenschar entgegen. Doch selbst als Ehrenträger bei den drei Friedrichsthaler Vereinen konnte er nicht punkten. Bei den „Kneisjer vom Hoferkopp“ zählt er als „Eisernes Kneisje“, bei „Blau-Weiß Friedrichsthal“wurde er zum „Blau-Weißen Ritter“geschlagen und bei der NKV (Narrenzunft Katholischer Vereine) trägt er den Titel „Ehrensenator“. „Da könnt ihr trommeln, pfeifen, klagen – so leicht lass ich mich nicht verjagen!“ kündigte Jung beim Reim-Duell an und versuchte es mit einem kleinen Zugeständnis: „Den Schlüssel geb ich euch nicht her – die Kasse gern, denn die ist leer!“Da musste Andreas Theil von den „Kneisjer vom Hoferkopp“noch eins drauf setzen: „Wir zeigen dir, wie´s richtig geht – den
Schlüssel her, steh uns nicht im Weg!“Nun musste der Bürgermeister zu stärkeren Geschützen greifen: „Die Tour werd ich Euch gern vermasseln und lass die Bonbons auf Euch prasseln!“Gesagt, getan, schon flogen die Süßigkeiten durch die Luft und dutzende Kinder sprangen herbei, um die Beute einzusammeln. Andreas Six, Präsident von Blau-Weiß Friedrichsthal beeindruckte das wenig: „Ab heut bekommst du unsere Macht zu spüren – wir werden das Rathaus bis Aschermittwoch regieren! Denn Sieger sind wir, das ist doch klar – und kriegen den Schlüssel, so wie jedes Jahr!“Recht sollte er behalten, denn am Ende erwies sich das Rathaus nur als schwache Bastion gegen die zu absoluter Heiterkeit entschlossenen Narren. So mussten sich schließlich der Verwaltungschef und sein Gefolge ergeben und die Faasebooze erstürmten die ehrwürdigen Gemäuer des Rathauses.