„Guggenmusik ist eine Lebenseinstellung“
Während der Fastnacht eilen die Nodepirade von Auftritt zu Auftritt. Die Musiker aus Sulzbach sind gefragt in der Szene. 70 Mitglieder hat der Verein, 30 stehen auf der Bühne.
SULZBACH Ein letztes Mal für die Fastnachtszeit 2024 startete der große Konvoi der Nodepirade am gestrigen Dienstag von Sulzbach aus in Richtung des Fastnachtsumzuges in Zweibrücken. „Wir haben in den vergangenen vier Wochen auf 13 Kappensitzungen gespielt und sind seit Freitag auf den Umzügen in Merchweiler, Friedrichsthal, Göttelborn, Neunkirchen und Zweibrücken unterwegs. Die Fastnachtszeit ist unsere Zeit“, sagt Sebastian Schug, der 1. Vorsitzende der Nodepirade.
Sie spielen Guggenmusik – ein Mix aus allen möglichen Blasinstrumenten und unterschiedlichen Schlagzeugen. Dabei heraus kommt Stimmung pur. Bei den Kappensitzungen in Bübingen und in Kleinblittersdorf stand die Halle Kopf, als die Nodepirade loslegten. Auch beim Rathaus-Sturm in Kleinblittersdorf sorgten die Sulzbacher für Stimmung, obwohl zeitgleich auch der Rathaus-Sturm in Sulzbach war. „Dort waren wir schon so oft, wir wollten in diesem Jahr mal etwas Neues erleben. Es macht schon Spaß, die große Vielfalt der Fastnacht überall im Saarland zu erleben“, sagt Schug.
Etwas Neues entdecken – das war im Jahr 2009 auch der Antrieb von Sebastian Schug und Andreas Steinmann, dem musikalischen Leiter der Nodepirade. „Wir waren im Sulzbacher Musikverein und wollten einfach mal etwas anderes machen. Also haben wir die Nodepirade gegründet, und wir würden es heute wieder so machen. Es ist einfach eine andere und stimmungsvollere Art, Musik zu machen“, meint Steinmann. 70 Mitglieder hat der Verein inzwischen. 30 davon stehen aktiv auf der Bühne. Das jüngste Mitglied ist der dreijährige Jonas Steinmann, der in diesem Jahr auch bei den Kappensitzungen dabei war und Trompete spielte.
„Die Guggenmusik kommt ursprünglich aus der Schweiz, dort ist auch die Hochburg dieser Musikrichtung. Was bei uns Fußball ist, ist in der Schweiz die Guggenmusik“, erklärt Steinmann. In Deutschland gibt es sogar Guggenmusik-Wettbewerbe bis zur Deutschen Meisterschaft. Aber das ist den Sulzbachern zu ernst. „Wir wollen in erster Linie ja auch Spaß haben, es soll auf keinen Fall verkrampft werden. Wir proben einmal in der Woche, und wenn wir neue Stücke einstudieren, fahren wir auch schon mal zu einem Probenwochenende weg“, so Schug.
Steinmann ist zuständig für das Arrangieren von neuen Liedern. „Bei unserer diesjährigen FastnachtsTour haben wir acht Lieder gespielt, die zusammen etwa 30 Minuten dauern. Um ein Lied zu arrangieren, brauche ist zwischen acht und 15 Stunden. Bis die ganze Truppe das Programm drauf hat, vergehen schon ein paar Monate“, so der musikalische Leiter. Mit zehn bis zwölf
Autos und einem großen Anhänger mit den Instrumenten reisen die Nodepirade zu ihren Auftritten.
Und jetzt, an Aschermittwoch? Verschwinden dann die Instrument für ein Jahr im Keller? „Natürlich nicht. Wir lieben ja unsere
Musik und spielen weiterhin einmal pro Woche. Guggenmusik ist eine Lebenseinstellung“, betont Steinmann. Schug fügt hinzu. „Wir haben das ganze Jahr über zwischen 30 und 40 Auftritte. Jetzt kommen Familienfeiern wie Hochzeiten oder Geburtstage, danach beginnen die Sommerfeste. Im Herbst beschäftigen wir uns dann schon wieder mit dem neuen Programm.“
Und als der Umzug am Dienstag in Zweibrücken vorbei und der letzte Guggenmusik-Ton verhallt war, kam bei den Sulzbachern schon ein bisschen Wehmut auf. „Die Fastnacht ist in jedem Jahr das Größte, die Guggenmusik kommt ja aus der Fastnacht. Aber jetzt kommen die nächsten Aufgaben, und im nächsten Jahr sind wir wieder da, wenn die Kappensitzungen und Umzüge wieder starten“, verspricht Steinmann.