Sportgemeinschaft bringt kranke Herzen wieder in Schwung
(bo) Am Ende werden die Stöcke mit dem Filzboden herausgeholt, und der Spaß für die Herzkranken beginnt. Wie beim Eisstockschießen lassen 20 Männer und Frauen ihre Stöcke aufs Ziel gleiten. Wer gewinnnt, ist egal. In der Herzsportgruppe der Behindertensportgemeinschaft (BSG) Schafbrücke/Bischmisheim geht es vor allem um Geselligkeit, die dem Herzen gut tut. Der zweite Vorsitzende Werner Fritsche ist seit zwei Jahren Mitglied. Die BSG-Herzsportgruppe trifft sich mittwochs um 14 Uhr in der Schulturnhalle Bischmisheim. Nach dem plötzlichen Tod seiner Frau bekam Fritsche Herzprobleme. Er erhielt drei Bypässe im Völklinger SHGHerz-Zentrum Saar. Am Ende der Reha bekam er noch den Tipp, an einer BSG teilzunehmen: „Gehen sie hin, das tut jedem gut.“
Gesagt, getan – schwupps war er im Vorstand. An der Spitze steht seit 2015 Ulrich Pennekamp, ein Mediziner in der Region, der seine Praxis einst vom Vater übernahm und sie später an seinen Sohn weitergab. Pennekamp ist seit rund 20 Jahren der BSG treu und übernimmt den Einstieg in jedes Training. Vor den Übungen gibt es einen Gesundheitscheck. Pennekamp misst Blutdruck und Herzrhythmus und fragt nach besonderen Vorkommnissen. Die Anwesenheit eines Mediziners ist Pflicht, denn für die Herzpatienten sind die Übungen durchaus anstrengend. Und jeder Teilnehmer hat seine eigene Geschichte.
Ursula Aumüller (80) macht seit fünf Jahren mit. Sie musste von heute auf morgen ins Krankenhaus. Auf dem Winterberg bekam sie vier Bypässe und eine Aortenklappe. „Fünf Stunden OP mit Herz-Lungen-Maschine – da war alles dabei“, sagt sie. Dann geht sie zum Aufwärmen durch die Halle. Siegrid Rehbock hat die Teilnehmer immer im Blick. Sie ist eine der Trainerinnen. Um die Gruppe zu leiten, ist eine jährlich zu erneuernde Herzsportlizenz vorgeschrieben.
Zum Programm gehört das Balancieren über eine Sportbank. Mancher Abenteurer geht ein bisschen in die Knie und schwingt seine Füße etwas nach. Andere walken über eine der großen blauen Weichbodenmatten, was ein wenig nach Wattwanderung ausschaut und anstrengend ist. Andere wiederum bewegen Stäbe hin und her oder laufen mit Gymnastikbändern. Gegen Ende folgt das „Eisstockschießen“.
Da die BSGler ein Herz für Herzkranke haben, kann mittwochs jeder mal vorbeischauen, der Lust auf eine lockere Runde hat, bei der Prävention und Soziales im Mittelpunkt stehen. Wenn die Schule geschlossen sein sollte, etwa wegen Ferien, treffe sich die Gruppe auch außerhalb. Werner Fritsche führt dann zum Beispiel über Wanderrouten, die natürlich ebenfalls den Gegebenheiten der Teilnehmer angepasst sind.