Christoph Heusgen hält in München die Zügel in der Hand
(mün) Der ehemalige Top-Diplomat hat einen Traum: Frieden durch Dialog, Versöhnung statt Rache. Derzeit ist die internationale Weltlage eine gänzlich andere. Doch Christoph Heusgen weiß auch, dass ohne miteinander Reden nichts besser wird. Darum steckt der langjährige außenpolitische Berater der ehemaligen Kanzlerin Angela Merkel (CDU) nicht auf. Er würde gerne ein wenig Licht in die Finsternis der aktuellen Weltlage bringen.
Bei all den Krisen, mit denen man es gerade zu tun habe, wolle er auf der Münchner Sicherheitskonferenz (MSC) auch über die Frage diskutieren: „Wo ist der Silberstreif am Horizont?“, sagt der Leiter des weltweit wichtigsten Politiker- und Expertentreffens zur Sicherheitspolitik. „Wie schaffen wir es, dass die Welt bei diesen ganzen Krisen nicht weiter auseinanderfällt, sondern dass wir dem Multilateralismus auf der Basis der Charta der Vereinten Nationen, der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte weiter eine Chance geben?“
Besonders wichtig ist für Heusgen, der das Treffen zum zweiten Mal leitet, daher auch die enge Abstimmung mit dem globalen Süden, der auf der Sicherheitskonferenz ebenfalls stark vertreten ist. Die Konferenz sei nicht darauf angelegt, Beschlüsse zu generieren. Heusgen betont, dass die MSC auch nicht die internationalen politischen Gipfel-Formate ersetze. Im Gegenteil, sei es gut, wenn Startschüsse für internationale Konferenzen auf der MSC entstünden. Es gebe derzeit eine „ungewöhnliche Häufung von Krisen“. Dies sei „ein Grund mehr, zusammenzukommen“, um nach Auswegen zu suchen. Er setze bei der Konferenz auf „zielführende Gespräche in den Hinterzimmern“. „Wir haben die Akteure alle da – und wir hoffen darauf, dass die nicht nur Schaufensterreden halten, sondern dass die Gelegenheit auch nutzen, die wir bieten, in den berühmten Hinterzimmern zusammenzusitzen und zu überlegen: Wie können wir aus einer bestimmten Krise herauskommen.“Er sei zuversichtlich, „dass einiges da passieren wird“. Privat ist der gebürtige Düsseldorfer im Rheinland fest verwurzelt: Er ist amtierender Neusser Schützenkönig und regiert dort als Christoph II. Eine ruhige Hand braucht der 68-Jährige in München auf jeden Fall auch.