EU-Mission gegen Huthi-Angriffe im Roten Meer steht bevor
Sobald der Bundestag das Mandat für die Beteiligung an „Aspides“verabschiedet hat, startet einer der gefährlichsten Einsätze für die deutsche Marine seit Jahrzehnten.
noch fehlt: der ganz offizielle Marschbefehl – ein Mandat des Deutschen Bundestages. Dabei ist die Fregatte „Hessen“schon längst unterwegs in ihr Einsatzgebiet im Roten Meer. An diesem Freitag wollen die Abgeordneten des Bundestages über eine besondere Mission der Marine abstimmen, von der Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) sagt, es sei „der ernsthafteste, der gefährlichste Einsatz der Marine seit Jahrzehnten“: der Schutz der zivilen Schifffahrt vor Angriffen der vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen im Roten Meer. Erst vor zwei Wochen war Marine-Inspekteur Jan Christian Kaack noch persönlich an Bord der „Hessen“– kurz vor dem Auslaufen aus dem Hafen in Wilhelmshaven. Auch Kaack sprach vom „ernsthaftesten Einsatz einer deutschen Marineeinheit seit Jahrzehnten“.
Erst am Montag dieser Woche hatten die Außenminister der Europäischen Union grünes Licht für die EU-Mission „Aspides“gegeben. „Aspides“ist der erste Auslandseinsatz, der in der Zeit von Verteidigungsminister Pistorius startet. Der SPD-Politiker hatte die „Hessen“bewusst bereits vor zwei Wochen auf den Weg geschickt, damit die Fregatte sofort im Einsatzgebiet ist, wenn der Bundestag am Freitag über die Mission „Aspides“berät. Sobald der Bundestag zugestimmt hat, beginnt der Einsatz für die deutsche Fregatte mit rund 250 Soldatinnen und Soldaten an Bord. Eine Mehrheit des Bundestages für die EU-Operation gilt als sicher, schließlich soll damit eine der wichtigsten Wasserstraßen der Welt geschützt werden. Das Einsatzgebiet erstreckt sich unter anderem auf die Meerenge von Bab al-Mandab und die Straße von Hormus. Auf dieser mit am stärksten befahrenen Seeverbindung der Welt transportieren Schiffe einen Großteil der Energielieferungen nach Europa. Etwa 65 Schiffe pro Tag, rund zwölf Prozent des weltweiten Warenverkehrs, verkehren auf dieser Route, heißt es dazu im Antrag der Bundesregierung. Der wirtschaftliche Schaden durch Angriffe der Huthi-Miliz auf die zivile Schifffahrt sei erheblich – auch für Deutschland. Seit November vergangenen Jahres greifen jemenitische Rebellen freie Handelsschiffe im Roten Meer an. Sie wollen damit ein Ende der israelischen Militäroperation im Gazastreifen erzwingen.
Die „Hessen“hat spezifische Fähigkeiten beim Geleitschutz und bei der Seeraumkontrolle. Die Fregatte hat zwei Hubschrauber an Bord, kann feindliche Drohnen abwehren und mit ihrem Radar in alle Richtungen einen Raum von knapp 400 Kilometern überwachen. An Bord der „Hessen“sind neben der Stammbesatzung auch Flugabwehrspezialisten sowie ein Ärzteteam und ein Militärpfarrer.
Spätestens ab Freitagnachmittag – nach Abstimmung im Bundestag – wird es dann richtig ernst, für die Frauen und Männer auf der „Hessen“. Pistorius hat die Besatzung am Dienstag noch auf ihrem Schiff in Griechenland besucht und versprochen, er werde sich „regelmäßig unterrichten lassen, wie es ihnen geht, ob alles in Ordnung ist, ob irgendwas fehlt.“Pistorius ist dann für seine erste Mission im militärischen Bereitschaftszustand „im Kriegsmarsch“verantwortlich.