Huthis drohen Europäern wegen Marine-Einsatz
Die deutsche Fregatte „Hessen“soll Handelsschiffe im Roten Meer schützen. Europa betont, der Einsatz sei „rein defensiv“– die Huthis sehen das jedoch anders.
Vier Schnellboote tauchten neben dem Containerschiff „Maersk Hangzhou“im Roten Meer auf. Huthi-Kämpfer auf den Booten feuerten mit Bordwaffen und Sturmgewehren auf das Schiff, um es zu entern. Alarmiert von einem SOS-Signal des Frachters hoben Kampfhubschrauber von zwei nahen amerikanischen Kriegsschiffen ab, um der „Maersk Hangzhou“beizustehen – auch sie wurden von den Huthis auf den Booten angegriffen. Darauf schossen die Helikopter auf die Boote und versenkten drei von ihnen. Mindestens zehn Huthis starben.
Das Gefecht am frühen Morgen des 31. Dezember war die bisher schwerste Konfrontation zwischen den Huthi-Rebellen und westlichen Kriegsschiffen im Roten Meer. Könnte die deutsche Fregatte „Hessen“, die ab sofort bei der EU-Mission „Aspides“zivile Schiffe gegen die Huthis schützen soll, in ähnliche Kämpfe mit den jemenitischen Rebellen geraten? Die Huthis drohen den Europäern schon.
Deutschland suche keinen Konflikt mit den Huthis, sagte Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius bei einem Besuch auf der „Hessen“kurz vor dem Einsatz: Die Fregatte habe ein „ausschließlich defensives Mandat“. Viel hängt davon ab, ob die Huthis unter „defensiv“dasselbe verstehen wie die
Deutschen. Die Erfahrung anderer Kriegsmarinen westlicher Staaten im Rooten Meer spricht nicht dafür. Zu dem Angriff auf die „Maersk Hangzhou“am Silvestertag zum Beispiel erklärten die Huthis, schuld am Blutvergießen seien die Amerikaner, die mit ihrem Beschuss der Schnellboote ein Verbrechen begangen hätten.
Um die Huthis zu stoppen, laufen im Roten Meer drei westliche Militäreinsätze. Die Aktion „Wächter des Wohlstands“unter Führung der USA hat dasselbe Ziel wie die vor wenigen Tagen gestartete EU-Operation „Aspides“, an der die „Hessen“teilnimmt: die zivile Schifffahrt zu schützen. Darüber hinaus führen Amerikaner und Briten unter dem Namen „Operation Poseidon Bogenschütze“Luftschläge gegen Stützpunkte und Raketenabschussrampen der Huthis im Jemen selbst.
Die Rebellen könnten durchaus zwischen den westlichen Akteuren und deren Absichten unterscheiden, sagt Abdulghani al-Iryani von der Denkfabrik Sana'a-Zentrum für Strategische Studien in der jemenitischen Hauptstadt. Der militärische Geleitschutz für Handelsschiffe im Rahmen von „Wächter des Wohlstands“werde nicht angegriffen, weil die „Wächter“-Schiffe defensiv blieben, sagte Iryani. Dasselbe dürfte deshalb grundsätzlich für die EU-Mission „Aspides“und damit für die „Hessen“gelten. Dagegen betrachten die Huthis britische und amerikanische Kriegsschiffe als legitime Ziele, sagt Iryani: USA und Großbritannien führten die „Operation Poseidon Bogenschütze“– und diese sei nicht defensiv, sondern offensiv ausgerichtet.
Wenn sich die Huthis an diese Unterscheidungen halten, könnte der Einsatz der „Hessen“ähnlich verlaufen wie der von zwei französischen Fregatten, „Alsace“und „Languedoc“, die schon länger im Roten Meer stationiert sind und nun an der EU-Mission teilnehmen. Sie schossen in den vergangenen Tagen zwei Huthi-Drohnen über dem Meer ab. Dieses – nach europäischem Verständnis defensives – Verhalten schützt nicht vor Huthi-Angriffen: Die „Languedoc“musste im Dezember mit ihren Lenkwaffen zwei Drohnen der Huthis abwehren, die laut französischen Angaben direkt auf das Schiff zuflogen.
Mohamed Ali al-Huthi, der Vetter von Huthi-Chef Abdulmalik al-Huthi, drohte den Europäern mit weiteren Angriffen. „Wenn ihr etwas Dummes tut, werden eure Schiffe zerstört. Ihr seid gewarnt.“
„Wenn ihr etwas Dummes tut, werden eure Schiffe zerstört. Ihr seid gewarnt.“Mohamed Ali al-Huthi Chef des Obersten Revolutionskomitees der Huthis im Jemen