Die Mörder-Jagd bleibt ohne Lösung
Im Pfarrheim in Kleinblittersdorf waren 100 Menschen einem Mörder auf der Spur – und hatten viel Spaß bei einer Krimi-Lesung der anderen Art.
Ein lauter Knall, das Kochgeschirr fliegt durch die Luft, und etwa 100 Menschen im Pfarrheim in Kleinblittersdorf zucken zusammen. Beim Flambieren eines Gerichtes kommt es zu einer Explosion. Starkoch Cliff Hämmerle geht in die Knie, und der Ermittler des Sondereinsatz-Kommandos (SEK), Jan-Alexander Dannhäuser, stellt erste Überlegungen an. Dann ist der dritte Akt vorbei und 100 Leute klatschen.
„So eine lebendige Krimi-Lesung habe ich noch nicht erlebt, das hat heute richtig Spaß gemacht, man war mittendrin“, sagte Kleinblittersdorfs Bürgermeister Rainer Lang am Freitag. Die Kriminal-Autorin Marion Demme-Zech aus Rehlingen-Siersburg stellte im Kleinblittersdorfer Pfarrheim ihren neuen Saarland-Krimi „Mord am SaarHunsrück-Steig“vor. Dabei gab es keine Lesung im herkömmlichen Sinne. „Ich bin auch gar nicht der Typ dazu, den Leuten stundenlang nur etwas vorzulesen. Wir wollten das Ganze viel lebendiger machen, und ich glaube, es hat ganz gut funktioniert“, sagte die 51-jährige Autorin.
Beim Betreten des Pfarrheimes bekamen die Gäste einen Kugelschreiber und einen Zettel mit Fragen zum Mitmachen in die Hände gedrückt. Die Antworten auf die Fragen gab es in den Akten. Aufpassen war also angesagt. Marion Demme-Zech sprang von Beginn an in die Rolle der Kommissarin Antonia Kuppertz, die mit PolizeiDackel Günter eigentlich nur eine entspannte, achttägige Wanderung auf dem Saar-Hunsrück-Steig erleben wollte. Doch es kam anders. Mit kleinen Videos, die mit einem Beamer gezeigt wurden, Live-Theatersequenzen und einer spannenden Lesung wurde es im Pfarrheim ein Erlebnis-Krimi.
Denn die Mitglieder der achtköpfigen Wandergruppe, zu der die Kommissarin gehörte, haben es faustdick hinter den Ohren. Tourismus-Berater Brecht und Naturschützer Kohler hatten sich ständig in der Wolle und wollten sich an die Gurgel gehen. Ein Weinbauer brachte zusätzlichen Zündstoff in die ganze Sache. Als es beim Kochen zur Explosion kam, war das Chaos perfekt. Unterstützt wurde Marion Demme-Zech von ihrem Mann Marc Demme, der unter anderem in die Rolle von Starkoch Cliff Hämmerle schlüpfte, und von Uwe Fixemer, der Jan-Alexander Dannhäuser vom SEK spielte und auch die Konfetti-Kanone zündete.
Schon zur Pause der etwas anderen Krimi-Lesung gab es Diskussionen und Ermittler-Überlegungen am Büfett. „Das ist spannend. Noch weiß man nicht, wo man dran ist. Der Mörder kann jeder sein“, so Kleinblittersdorfs Ortsvorsteher Karl-Peter Fuhr. „Ich finde die Spezialeffekte genial. Man ist richtig in der Geschichte drin und fiebert mit“, sagte die 22-jährige Jana Heß, die aus Frankreich zur Lesung kam.
Die Zahl der Verdächtigen stieg beim letzten Akt auf einem Partyschiff auf sieben Personen an und
letztlich wusste auch die Kommissarin nicht mehr, wo hinten und vorne ist. Wer nun der Mörder war, beziehungsweise, wie viele Mörder es gab, wurde nicht verraten. Denn das hatte die außergewöhnliche Lesung mit anderen Lesungen gemeinsam. Wer den Ausgang wissen wollte, musste
sich den Krimi im Anschluss an die Lesung kaufen. Und da die Lesung bereits erfolgreich war, wurde auch der Buchverkauf zu einem Erfolg. „Es war ein toller Abend, so etwas hatten wir bei uns noch nie. Wir wollten zu unserem Jubiläum etwas Besonderes in unseren Ort holen“,
sagte Steffi Massury, die Leiterin der Kleinblittersdorfer Bücherei, die im vergangenen Jahr ihr 50-jähriges Bestehen feierte.