Was zum mutmaßlichen Tesla-Anschlag bekannt ist
Die Produktion in der einzigen europäischen Tesla-Autofabrik in Grünheide stand am Dienstag nach einem Stromausfall still.
(dpa) Ein brennender Strommast in Brandenburg hat für einen Stromausfall gesorgt, davon ist auch die Tesla-Fabrik betroffen. Sie wurde evakuiert. Sicherheitsbehörden gehen von einem Anschlag aus. Tesla-Chef Elon Musk sprach von „den dümmsten Ökoterroristen der Welt“. Die Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Was ist passiert?
Nach Polizeiangaben setzten Unbekannte am frühen Dienstagmorgen in einem Ortsteil von GosenNeu Zittau zwischen Steinfurt und Hartmannsdorf einen Hochspannungsmast in Brand, woraufhin die Stromversorgung in zahlreichen umliegenden Ortschaften sowie im nahen Tesla-Werk in Grünheide ausfiel. Am späten Dienstagvormittag waren nach Angaben des Energiedienstleisters Edis die Stromausfälle bis auf das Tesla-Werk wieder weitgehend behoben.
Welche Folgen hatte das für das TeslaWerk in Brandenburg?
Eine Tesla-Sprecherin sagte der Nachrichtenagentur AFP, dass der vermutlich durch einen Brandanschlag verursachte Stromausfall im öffentlichen Netz „zu einem Produktionsstillstand“in dem Werk in Grünheide geführt habe. „Wir sind in der Lage, die Produktionsanlagen in einen sicheren Zustand zu versetzen“, fügte sie hinzu. Die Produktion stehe still, die Mitarbeiter seien nach Hause geschickt worden. Das Unternehmen von Elon Musk stellt in Grünheide seit März 2022 E-Autos her. Dort arbeiten rund 11.500 Beschäftigte.
Welche Erkenntnisse haben die Sicherheitsbehörden?
Sie gehen von einem Brandanschlag aus, mutmaßlich von einer linksextremen Gruppe. Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) sagte: „Es handelt sich offenbar um einen schweren Anschlag auf unsere kritische Infrastruktur mit Konsequenzen für tausende Menschen sowie viele kleine und große Betriebe in unserem Land.“Anschläge auf die kritische Infrastruktur seien „eine Form von Terrorismus“. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sagte: „Ein solcher Anschlag auf unsere Strominfrastruktur ist eine schwere Straftat, die durch nichts zu rechtfertigen ist.“Politische Motive müssten in den laufenden Ermittlungen geprüft werden. „Wenn sich ein linksextremistisches Motiv bestätigt, dann ist das ein weiterer Beleg, dass in der linksextremistischen Szene vor Angriffen auf kritische Energieinfrastrukturen nicht zurückgeschreckt wird“, warnte sie.
Hat sich jemand zu dem Vorfall bekannt?
Ja, die als linksextremistisch eingestufte „Vulkangruppe“verschickte Dienstagmittag ein Bekennerschreiben. „Wir haben heute Tesla sabotiert“, heißt es darin. Die Gruppe forderte eine „komplette Zerstörung der Gigafactory“und warf Tesla „extreme Ausbeutungsbedingungen“und eine Verseuchung des Grundwassers vor. Die „Vulkangruppe“stand bereits im Jahr 2021 im Verdacht, einen Brandanschlag auf die Stromversorgung der Tesla-Baustelle verübt zu haben.
Wird auch in andere Richtungen ermittelt?
Noch sind die Hintergründe unklar, die Ermittlungen laufen nach Polizeiangaben in alle Richtungen. Das Tesla-Werk ist bei vielen Gruppen und Organisationen umstritten. Aus Protest gegen die geplante Erweiterung des Tesla-Werks in Grünheide hatten Umweltaktivisten in der vergangenen Woche ein nahes Waldstück besetzt. Nach Angaben der Initiativen Robinwood und „Tesla Stoppen“wurden dort unter anderem Baumhäuser errichtet. Sie distanzierten sich von dem mutmaßlichen Anschlag.
Was hat es mit den Erweiterungsplänen von Tesla auf sich?
Tesla will neben dem 300 Hektar großen Werksgelände auf zusätzlichen rund 170 Hektar einen Güterbahnhof, Lagerhallen und einen Betriebskindergarten errichten. Dafür sollen mehr als hundert Hektar Wald in einem Landschaftsschutzgebiet gerodet werden. Das Unternehmen will die Produktion in Grünheide von angepeilten 500 000 Autos im Jahr mit dem Ausbau auf eine Million im Jahr verdoppeln. Eine Mehrheit der Einwohnerinnen und Einwohner der Gemeinde Grünheide hatte sich in einer Bürgerbefragung gegen die Erweiterung des Tesla-Geländes um 170 Hektar ausgesprochen. Das
Votum ist für die Gemeinde nicht bindend.
Was bedeutet der aktuelle Produktionsstillstand für Tesla?
Das Unternehmen rechnet wegen des Produktionsstillstands mit wirtschaftlichen Schäden im „hohen neunstelligen Bereich“. Dies teilte Tesla-Vertreter André Thierig am Dienstag mit. Man gehe von einer mehrtägigen Unterbrechung der Stromversorgung aus. Es sei unklar, wann die Produktion wieder aufgenommen werde. Derzeit herrsche eine sehr kritische Grundstimmung gegen Tesla, sagte Thierig. Das sei sehr unschön. Ob dies Auswirkungen auf die Zukunft der Fabrik haben könnte, könne er derzeit nicht sagen.
Was sagt Tesla-Inhaber Elon Musk zu dem Vorfall?
Musk schrieb am Dienstag auf Englisch auf dem Portal X: „Das sind entweder die dümmsten Ökoterroristen der Welt oder sie sind Marionetten derer, die keine guten Umweltziele haben“, so Musk. „Die Produktion von Elektrofahrzeugen anstelle von Fahrzeugen mit fossilen Brennstoffen zu stoppen, ist extrem dumm.“Dabei schrieb der Tesla-Chef die Wörter „extrem dumm“auf Deutsch.