Wenn sechs Änderungen einfach zu viel sind
Die Niederlage der SV Elversberg in der 2. Fußball-Bundesliga gegen den SV Wehen Wiesbaden war auch den personellen Problemen geschuldet.
Es hätte die große Geburtstagsparty zum 55. von Horst Steffen werden sollen, doch am Ende herrschte im Stadion an der Kaiserlinde eine Stimmung wie auf einer Beerdigung. Nach der 0:3-Niederlage des Fußball-Zweitligisten SV Elversberg am vergangenen Sonntag gegen den SV Wehen Wiesbaden verkrümelten sich die Spieler in alle Ecken des Stadions. Jeder wollte für sich sein, keiner hatte Lust auf irgendeine Feier.
„Ja, wir können als Aufsteiger nach einer bislang starken Saison auch mal so spielen. Das gehört dazu. Trotzdem nervt alles, da einfach sehr viel an uns lag, dass Wiesbaden heute gewonnen hatte“, sagt Jannik Rochelt. Er und Paul Wanner zählen zu den technisch stärksten Elversbergern – doch ausgerechnet die beiden verursachten den 0:1-Rückstand. Nach einer völlig misslungenen kurzen Ecke konterte Wehen mit zwei Spielern und einem Pass, und Thijmen Goppel traf zum zum 0:1 (44.). „Auch das passiert irgendwann mal, aber dass es ausgerechnet heute passierte, ist um so ärgerlicher“, sagte Rochelt.
SVE-Trainer Steffen musste an seinem Geburtstag auf die komplette Stamm-Viererkette verzichten – Hugo Vandermersch (fünfte Gelbe Karte), Carlo Sickinger (muskuläre Probleme), Frederik Jäkel (Kreuzbandriss) und Maurice Neubauer (Erkältung). Da Robin Fellhauer als rechter Verteidiger spielen musste, war auch die Doppel-Sechs mit Paul Stock und Thore Jacobsen neu. „Wir müssen seit Wochen die Abwehr immer wieder verändern. Sechs Positionen ändern zu müssen, sind am Ende in dieser Liga zu viel. Trotzdem können wir nach vorne viel besser spielen“, analysierte Steffen.
Die gefährliche SVE-Offensive konnte auch nie zünden, da sich die Wiesbadener bewusst bis zur Mittellinie zurückzogen und keine KonterSituationen zu ließen. Hinzu kam, dass Semih Sahin (Mandelentzündung) fehlte. Sahin läuft mit mehr als 13 Kilometern pro Spiel so ziemlich jedes Loch zwischen Angriff und Abwehr zu. „Wenn ich im defensiven Mittelfeld aufgestellt werde, gebe ich auch dort mein Bestes, auch wenn ich lieber offensiv spiele“, sagte Sahin-Ersatz Paul Stock.
Robin Fellhauer freute sich vor dem Spiel, dass er endlich wieder auf der rechten Seite mit Manuel Feil spielen durfte. Aber sein Befreiungsschlag in der 49. Minute wurde geblockt, und das führte letztlich zum 0:2 durch Hyun-Ju Lee. „Wir können zwar alle die jeweiligen Positionen spielen, aber es fehlten Spielpraxis und Abläufe. Hinzu kam, dass Wiesbaden gar nichts machte. Die haben lange Bälle gespielt und auf unsere Fehler gewartet – und die haben wir gemacht“, sagte Fellhauer.
Zum Elversberger Personal-Drama kam in der 22. Minute noch eine Bänderverletzung von ErsatzLinksverteidiger Arne Sicker. Er wird mehrere Wochen ausfallen. Für ihn kam Offensivspieler Joseph Boyamba, der nach der Umstellung auf Fünferkette sogar linker Verteidiger spielen musste. Der 27-Jährige löste die Aufgabe überraschend stark, war mit 35,08 Stundenkilometern der schnellste Spieler auf dem Platz und konnte so in der Defensive fast jeden Zweikampf gewinnen.
Überhaupt die Statistik: Die sprach in fast allen Bereichen für die SVE. Nach einem satten Schuss aus 16 Metern von John Iredale in der 85. Minute lautete die entscheidende Statistik aber: Elversberg null Tore, Wiesbaden drei. „Wir haken das Spiel jetzt so schnell es geht ab und hoffen, dass wir bei Greuther Fürth wieder mehr Möglichkeiten haben“, sagte Steffen. Rechtsverteidiger Vandermersch wird am Sonntag, 13.30 Uhr, in Fürth definitiv wieder dabei sein, und die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass Neubauer und Sahin auch wieder am Start sind. Sickinger ist seit vergangener Woche wieder im Lauftraining.