Vorsicht, irreführend!
Die Ergebnisse des SuperDienstags sind super irreführend. Wie auch der bombastische Auftritt des Wahlsiegers bei den Republikanern, Donald Trump, und das zur Schau gestellte Selbstbewusstsein des Präsidenten. Beide Kandidaten räumten in dieser Wahlnacht ab.
Nur noch ein Wunder könnte nach diesem Super-Dienstag Biden oder Trump die Nominierung streitig machen. Nikki Haley wird es bei den Republikanern jedenfalls nicht mehr tun. Sie suspendierte ihren Wahlkampf und muss nun über ihre politische Zukunft nachdenken. Niemand sollte überrascht sein, wenn Haley am Ende in Mara-Lago den Ring des designierten Kandidaten küsst.
Eine Neuauflage des Rennens von 2020 scheint nun unvermeidbar. Es sei denn, gesundheitliche, rechtliche oder andere überraschende Entwicklungen sorgten für das Ausscheiden der designierten Präsidentschaftskandidaten ihrer Partei. Doch der Schein des Erfolgs trügt. Biden und Trump sind Kandidaten der Systeme, die sie hervorgebracht haben.
Obwohl selbst bei den Anhängern der Demokraten drei von vier Wählern Bedenken über das Alter des Amtsinhabers haben, traut sich kein Schwergewicht, in der Partei den Finger zu heben.
Auch Trumps Siegeszug täuscht über seine tatsächliche politische Stärke hinweg. Wenn die Jubelfeiern vorüber sind, dürfte schon bald der politische Kater einsetzen. Denn weder Biden noch Trump sind in der breiteren Wählerschaft beliebt.
Den Schlüssel für den Ausgang der Wahlen im November halten nicht Demokraten oder Republikaner in den Händen, sondern die Unabhängigen, die laut Gallup 43 Prozent der Gesamtwählerschaft ausmachen. Dort ist eine selten hohe Offenheit für dritte Kandidaten erkennbar. Der Ausgang der Vorwahlen muss mit Vorsicht bewertet werden. Es könnte sich herausstellen, dass der triumphale Durchmarsch beider am Ende in der Sackgasse endet.