Robert Habeck würde Trump bei US-Reise gern ausblenden
Habeck spricht bei seinem Besuch in Washington über Raumfahrt, trifft Amtskollegen und lobt die guten Beziehungen. Wenn da nicht diese Frage wäre.
(dpa) Robert Habeck öffnen sich in Washington alle Türen – und das, obwohl am Abend mit Joe Bidens Rede zur Lage der Nation eins der jährlichen Mega-Events im Kalender der US-Politik ansteht. Dreimal ist der Grünen-Politiker seit dem Amtsantritt als Bundeswirtschaftsminister im Jahresabstand nach Washington gereist, dreimal hat er sich dort erkennbar wohlgefühlt. Diesmal hat der Vizekanzler sogar zwei deutsche Astronauten im Schlepptau, zu Gesprächen über die transatlantische Raumfahrt-Zusammenarbeit. Wenn Alexander Gerst und Matthias Maurer vom Weltraum sprechen, leuchten Habecks Augen. Fraglich ist, wie gut die Stimmung des Wirtschaftsministers ist, wenn er 2025 erneut in Washington vorbeischauen sollte.
Denn wenn eins die Reiseidylle trübt, dann die ewige Frage an ihn nach Vorkehrungen für eine mögliche weitere Amtszeit Donald Trumps, der sich gerade die republikanische Präsidentschaftskandidatur gesichert hat. Man solle aufpassen, dass hier keine selbsterfüllende Prophezeiung entstehe, warnt Habeck Journalisten bei einem Empfang beim deutschen Botschafter in Washington – als könne die deutsche Diskussion Trump zu Stimmen in den USA verhelfen. Der Wahlkampf habe doch noch gar nicht angefangen, erklärt Habeck leicht genervt, und was nicht noch alles passieren könne, kenne man schließlich aus Deutschland. „Deswegen: Es gibt da jetzt keinen Automatismus.“
Ganze Bücher hat der grüne Vizekanzler geschrieben über politischen Brückenbau und die Notwendigkeit, eigene Positionen infrage zu stellen. Angesichts der schwächelnden deutschen Wirtschaft erinnert er gern an die Versäumnisse der großen Koalition, die die Gefahren der Abhängigkeit von russischem Gas ausgeblendet habe. Doch was geschieht, wenn Trump erneut gewählt werden sollte, das mag er sich offensichtlich lieber gar nicht erst ausmalen. Dabei spricht Trump selbst ganz offen darüber: Er hat gedroht, der Nato den Rücken zu kehren, die Ukraine ihrem Schicksal zu überlassen und himmelhohe Einfuhrzölle für ausländische Produkte einzuführen. Mit der von Habeck hochgelobten Beziehung zur Regierung von Präsident Joe Biden wäre es dann vorbei. „Die Erfahrung der letzten TrumpAdministration war eine ganz andere, wo alles, was an Formaten schon da war, im Grunde kaputt gehauen wurde“, sagt Habeck. Das könne doch auch nicht im Sinne der Amerikanerinnen und Amerikaner sein, fügt er fast flehentlich hinzu.
Der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Siegfried Russwurm, der beim deutschen Botschafter neben Habeck steht, argumentiert nüchterner. „Wer hier die Mehrheit bekommt, der hat grosso modo die Mehrheit der Wählerinnen und Wähler hinter sich. Das heißt, wir müssen damit umgehen.“Der Ingenieur aus Oberfranken tourt in dieser Woche mit deutschen Wirtschaftsvertretern durch Washington, die das Ihre tun wollen für die Stärkung der transatlantischen Handelsbeziehungen. Nicht jeder Kongressabgeordnete wisse, wie engagiert deutsche Unternehmen in den USA seien, sagt Russwurm. Daran wollen die deutschen Unternehmer erinnern.