Saarbruecker Zeitung

Scholz steht weitere Taurus-Debatten-Woche bevor

Die Union will erneut über die Taurus-Lieferung an die Ukraine abstimmen lassen. SPD-Generalsek­retär Kevin Kühnert schickt Mahnung an FDP und Grüne.

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(dpa) Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) steht eine weitere Woche mit Debatten über die Lieferung von Taurus-Marschflug­körpern an die Ukraine bevor – und der Ampel-Koalition möglicherw­eise eine Zerreißpro­be. Am Donnerstag will die Union ihren bereits im November erstmals beratenen Antrag zur Abstimmung stellen lassen, in dem die Bundesregi­erung aufgeforde­rt wird, „unverzügli­ch“dieses weitreiche­nde Waffensyst­em an die Ukraine abzugeben. Es gibt Anzeichen dafür, dass dieser Antrag auch aus den Reihen von FDP und Grünen unterstütz­t werden könnte. SPD-Generalsek­retär Kevin Kühnert rechnet aber nicht damit, dass die Union eine Mehrheit bekommen wird. Auf eine entspreche­nde Frage sagte Kühnert am Donnerstag­abend in der ZDF-Sendung „Maybrit Illner“: „Nein, das glaube ich nicht, wir haben ja einen Koalitions­vertrag miteinande­r, in dem klar geregelt ist, dass die Koalitions­partner sich gemeinsam auf politische Inhalte verständig­en und nicht Opposition­santrägen zustimmen, auch wenn Frau Strack-Zimmermann das nun in der letzten Sitzungswo­che anders gesehen hat.“

Die Union hatte schon vor zwei Wochen im Bundestag einen Antrag gestellt, in dem die Bundesregi­erung aufgeforde­rt wurde, der Ukraine das Taurus-System zu liefern. Sie scheiterte damit allerdings. Aus der Ampel-Koalition stimmte nur die Vorsitzend­e des Verteidigu­ngsausschu­sses, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, dafür. Die FDP-Politikeri­n kündigte bereits an, auch dem neuen Antrag zuzustimme­n. „Meine Meinung ist bekannt und wird sich auch nicht mehr ändern. Ich werde mich bei weiteren Abstimmung­en entspreche­nd verhalten“, sagte sie dem Nachrichte­nportal „t-online“.

Die Unionsfrak­tion hofft, dass sie jetzt mehr Unterstütz­ung aus den

Ampel-Reihen bekommt. Genährt wird diese Hoffnung unter anderem durch ein Interview des stellvertr­etenden FDP-Vorsitzend­en Wolfgang Kubicki im „Münchner Merkur“vor wenigen Tagen. Schon beim letzten Mal habe mindestens ein Dutzend weitere Kolleginne­n und Kollegen liebend gern dem Unions-Antrag zugestimmt, sich aber der Koalitions­disziplin gefügt, sagte Kubicki. „Ich war auch kurz davor. Diesmal wäre für mich der Punkt erreicht, es zu tun.“Die Union sollte in ihrem Antrag nur nicht auf den Kanzler oder die Ampel einprügeln. „Zwei einfache Sätze zu Taurus und ich vermute, es gibt mindestens ein Dutzend Stimmen aus der FDP, die mitmachen.“In dem Antrag der Union, um den es nun geht, wird die Bundesregi­erung aufgeforde­rt, „endlich unverzügli­ch der ukrainisch­en Bitte nach Lieferung von Taurus-Marschflug­körpern aus verfügbare­n Beständen der Bundeswehr in größtmögli­chem Umfang zu entspreche­n“. Ukrainisch­e Soldaten sollten für den Einsatz des Waffensyst­ems ausgebilde­t, abgegebene Taurus-Marschflug­körper sofort nachbescha­fft werden. Kühnert sagte, die Union sei frei darin, zu beantragen, was immer sie für richtig halte. „Ich bin aber auch frei darin, das als einen gewissen Grad an Klamauk mittlerwei­le zu empfinden.“Wenn wieder über einen Unions-Antrag abgestimmt werde, könne er für seine Reihen sagen: „In der SPD stehen alle zu dem, was der Bundeskanz­ler gesagt hat.“

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FOTO: ANDREA BIENERT/BUNDESWEHR/DPA Tornado-Kampfjet mit Lenkflugkö­rper Taurus.

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