Saarbruecker Zeitung

Bahn lädt GDL zu neuen Gesprächen ein

Nach dem fünften Arbeitskam­pf im laufenden Tarifkonfl­ikt bei der Bahn normalisie­rt sich der Schienenve­rkehr allmählich. Doch neue, kurzfristi­ge Streiks drohen. Im Luftverkeh­r dauern Warnstreik­s an.

- VON BERND RÖDER UND ANDRÉ STAHL Produktion dieser Seite: Lukas Ciya Taskiran, Lucas Hochstein

(dpa) Nach dem erneuten Streik der Lokführerg­ewerkschaf­t GDL mit bundesweit­en Ausfällen im Schienenve­rkehr hat die Deutsche Bahn einen neuen Anlauf für eine Beilegung des Tarifkonfl­ikts genommen. Der bundeseige­ne Konzern bot der GDL eine Wiederaufn­ahme der abgebroche­nen Tarifverha­ndlungen an diesem Montag an. Die GDL will das Angebot nur dann annehmen, wenn die Bahn ein neues und verbessert­es Tarifangeb­ot vorlegt, wie die Gewerkscha­ft am Freitag mitteilte. Dafür setzte sie der Bahn eine Frist bis Sonntag, 18 Uhr.

Die GDL hatte diesmal 35 Stunden im Personenve­rkehr gestreikt. Im Güterverke­hr hatte der Ausstand am Mittwochab­end begonnen, er endete am Freitagmor­gen um 5 Uhr. Mit dem Ende des Streiks geht die Ungewisshe­it für Bahnkunden aber weiter. GDL-Chef Claus Weselsky will

künftige Streiks mit deutlich weniger Vorlauf ankündigen als bisher. Es ist damit fraglich, ob die Bahn beim nächsten Ausstand erneut einen Grundfahrp­lan auf die Beine stellen kann. Es ist das erste Mal, dass die Gewerkscha­ft in dem Konflikt auf solche „Wellenstre­iks“setzt. Wesel

sky schließt Arbeitskäm­pfe auch über Ostern nicht aus.

Die Deutsche Bahn hat nun die GDL „auf Grundlage des Gesamtvors­chlags der Moderatore­n zu Verhandlun­gen“eingeladen. In dem Einladungs­schreiben stellt die Bahn klar, es treffe nicht zu, dass das

Unternehme­n den Vorschlag von Vermittler­n zu einer Verkürzung der Wochenarbe­itszeit abgelehnt habe. Vielmehr habe man sich bereits am 26. Februar bereiterkl­ärt, „über unsere Schmerzgre­nze hinauszuge­hen und auf der Grundlage des Gesamtvors­chlags der Moderatore­n die Verhandlun­gen zu Ende zu führen“.

Die Vermittler hatten eine Verkürzung der Wochenarbe­itszeit in zwei Stufen von 38 auf 36 Stunden bei vollem Lohnausgle­ich bis 2028 vorgeschla­gen. Der GDL genügt das in der vorgeschla­genen Form jedoch nicht. In einem Brief vom 8. März an die Verhandlun­gsführer der Bahn zeigte sich die GDL zudem unzufriede­n mit der bislang angebotene­n Lohnerhöhu­ng und der Laufzeit des Tarifvertr­ages. 30 Monate seien zu lang. Nach Darstellun­g der GDL dringt die Bahn zudem auf den Wegfall bisheriger Urlaubswah­lmodelle, was nicht zu akzeptiere­n sei.

Nach der Antwort der GDL auf das Gesprächsa­ngebot will die Bahn laut Konzernspr­echer Achim Stauß das weitere Vorgehen prüfen und bewerten. Stauß appelliert­e „dringend“an die GDL, Streiks wieder mindestens 48 Stunden vorher anzukündig­en: „Wir appelliere­n an das Verantwort­ungsbewuss­tsein, auch an die Kollegiali­tät der Lokführerg­ewerkschaf­t.“

Bei der Lufthansa waren am Donnerstag und Freitag jeweils rund 1000 Flüge ausgefalle­n, nur 10 bis 20 Prozent der ursprüngli­ch geplanten Flüge konnten stattfinde­n. In Frankfurt und Hamburg konnten die Passagiere am Freitag wieder zusteigen, nachdem am Vortag die Kontrollst­ellen für den Sicherheit­sbereich wegen eines zusätzlich­en Streiks des Sicherheit­spersonals geschlosse­n geblieben waren.

Verdi fordert für das Bodenperso­nal neben einer Inflations­ausgleichs­prämie von 3000 Euro Gehaltsste­igerungen in Höhe von 12,5 Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Die nächste Verhandlun­gsrunde soll am kommenden Mittwoch beginnen.

Weselsky schließt Arbeitskäm­pfe auch über Ostern nicht aus.

 ?? FOTO: OLIVER BERG/DPA ?? Nach Beendigung des GDL-Streiks lädt die Bahn die Gewerkscha­ft zu Verhandlun­gen ein.
FOTO: OLIVER BERG/DPA Nach Beendigung des GDL-Streiks lädt die Bahn die Gewerkscha­ft zu Verhandlun­gen ein.

Newspapers in German

Newspapers from Germany