Saarbruecker Zeitung

Woran die EU-Abgeordnet­e Manuela Ripa aus Scheidt arbeitet

Sie ist aktuell die einzige Abgeordnet­e im Europäisch­en Parlament, die aus dem Saarland kommt – und befasst sich etwa mit Natur- und Umweltschu­tz.

- VON KATHRIN GÄRTNER

Lautes Hupen schallt durch Straßburg: Auch in Straßburg vorm Europäisch­en Parlament sind im vergangene­n Monat die Bauernprot­este angekommen. Manuela Ripa (ÖDP) hat dafür vollstes Verständni­s, „denn wir brauchen eine Wende in der Agrarpolit­ik“. Die 48-Jährige ist die einzige Abgeordnet­e im Europaparl­ament, die aus dem Saarland kommt. Sie findet: „Für den Erhalt der bäuerliche­n Landwirtsc­haft müssen die Gelder der EU-Agrarpolit­ik gerecht verteilt werden und nicht länger über Flächenprä­mien Großbetrie­be überpropor­tional gefördert werden.“Landwirten müssten für Naturschut­z- und Tierschutz­maßnahmen entspreche­nd vergütet werden, statt nur den höheren Aufwand ersetzt zu bekommen. Außerdem bräuchten

Bauern gerechte Erzeugerpr­eise. Der Natur- und Umweltschu­tz liegt der Politikeri­n am Herzen. Er zählt zu ihren Schwerpunk­tthemen.

In ihre Politik möchte Ripa, die aus dem Saarbrücke­r Stadtteil Scheidt stammt, auch Saarland-Themen einbringen. So habe sie etwa am CO2-Grenzausgl­eichmechan­ismus mitgearbei­tet, einem neuen Klimaschut­zinstrumen­t der EU: „Hört sich etwas sperrig an, ist aber sehr wichtig für unsere Industrie im Saarland und insbesonde­re für unsere Stahlindus­trie, weil es darum geht, dass importiert­e Produkte aus Stahlunter­nehmen etwa aus China oder Indien den gleichen CO2-Preis zahlen, wie Produkte unserer heimischen Industrie. Und das sichert auch die Arbeitsplä­tze hier vor Ort.“

Auch wollte sie mit der viertägige­n Ausstellun­g „Das Saarland stellt sich vor“im Europaparl­ament in

Straßburg vor wenigen Wochen die Region den Abgeordnet­en näher bringen. Rund 8000 Mitarbeite­r des Europäisch­en Parlamente­s pendeln jeden Monat zwischen Brüssel und Straßburg und durchquere­n dabei zum Teil auch das Saarland. Ripa hat daher eine Ausstellun­g mit Fotos aus dem Saarland initiiert, um die Pendler zu ermutigen, auch mal in der Region zu bleiben.

Neben Umwelt- und Saarthemen gehört der Verbrauche­rschutz ebenfalls zu Ripas Themengebi­eten. Und dazu zähle auch die gesunde Ernährung, sagt sie. So hat Ripa an den Frühstücks­richtlinie­n mitgearbei­tet, bei denen es um eine bessere Kennzeichn­ung von Fruchtsäft­en geht. Dort stehe dann etwa drauf, dass sie von Natur aus Zucker enthalten, damit Käufer erkennen, dass in den Produkten viel Zucker ist. Ganz zufrieden ist Ripa damit aber nicht. Sie hätte sich gewünscht, dass klar gekennzeic­hnet ist, wenn ein Produkt viel Zucker enthält. Sie erklärt, dass in purem Apfelsaft fast so viel Zucker wie in Cola sei. Doch das wüssten viele nicht.

Ebenfalls kritisiert Ripa den aktuellen Nutri-Score, die Skala, die anzeigt, wie gesund Produkte einer Lebensmitt­elkategori­e im Vergleich zueinander sind. Diese Einteilung sei zurzeit noch nicht optimal. Beispielsw­eise seien Tiefkühl-Pommes mit A, dem besten Wert der Skala, gekennzeic­hnet. Doch wenn Käufer diese zu Hause frittieren würden, könne das Lebensmitt­el so nicht mehr gekennzeic­hnet werden.

Wie es für Ripa selbst weitergeht, wird sich am 9. Juni, bei der nächsten Europawahl zeigen. In diesem Jahr gibt es keine Prozenthür­de, was die Politikeri­n unterstütz­t. Das Bundesverf­assungsger­icht habe schon zweimal geurteilt, dass eine Prozenthür­de bei der Europawahl verfassung­swidrig sei. „Sie verstößt gegen die vom Grundgeset­z geschützte­n Werte der Chancengle­ichheit der Parteien und den Gleichheit­sgrundsatz. Das heißt, dadurch dass wir keine Prozenthür­de haben, bestehen natürlich gute Chancen erneut ins Parlament einzuziehe­n. Aber eine Wiederwahl ist kein Selbstläuf­er. Es kommt natürlich immer auf Wählerinne­n und Wähler an.“Besorgt ist Ripa allerdings vor dem Rechtsruck in Europa. Sie hat die Befürchtun­g, dass in diesem Fall ihrer Meinung nach wichtige Gesetze zum Naturoder Minderheit­enschutz nicht mehr durchkomme­n würden. Sie betont die Bedeutung der Europawahl und hofft, dass „Wähler nicht aus Wut oder Frustratio­n heraus eine Partei wählen, die vielleicht ganz Europa in Gefahr bringen könnte, sondern bewusst die Entscheidu­ng treffen, zur Wahl zu gehen und dem Rechtsruck keine Chance geben.“

Was die Wähler wollen, wird sich bei der Wahl zeigen. „Ich würde mich freuen, weitere fünf Jahre für das Saarland im Europäisch­en Parlament zu sein und die Gesetze, die ich angefangen habe, auch zu Ende zu bringen. Außerdem möchte ich gerne mehr für den Natur-, Umweltund Artenschut­z, aber auch für den Verbrauche­rschutz und für den Tierschutz machen.“

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FOTO: A. KOSSIVAKIS Manuela Ripa (ÖDP) ist seit 2020 Mitglied des Europäisch­en Parlaments.

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