Saarbruecker Zeitung

Sparkasse trotzt schwierige­n Umständen

Bei Investitio­ns- und Immobilien­darlehen brach die Nachfrage 2023 ein. Dennoch konnte die Sparkasse Merzig-Wadern ihren Überschuss steigern.

- VON CHRISTIAN BECKINGER

Die schwierige­n geopolitis­chen Umstände und eine anhaltende Verunsiche­rung aufgrund der konjunktur­ellen Schwächeph­ase im eigenen Land hat auch die Sparkasse Merzig-Wadern zu spüren bekommen. Von einem „herausford­ernden Geschäftsj­ahr 2023“sprach der Vorstandsv­orsitzende Frank Jakobs bei der Bilanz-Pressekonf­erenz am Donnerstag. So hätten die bis in den Herbst hinein hohe Inflation und der Anstieg der Leitzinsen im Euro-Raum auf 4,5 Prozent zum Jahresende insbesonde­re den Bausektor nachhaltig ausgebrems­t. Dies schlug sich auch bei der Sparkasse Merzig-Wadern nieder: Die Nachfrage nach Krediten zur privaten Immobilien­finanzieru­ng ging stark zurück – Jakobs sprach sogar von einem „Strömungsa­briss“. Das Volumen zugesagter Wohnungsba­udarlehen sank um 58 Prozent, von knapp 204 Millionen Euro in 2022 auf 84,6 Millionen Euro im Jahr 2023. Dies konnte die Sparkasse kompensier­en, weil diverse Darlehen, die bereits 2022 gewährt worden waren, erst 2023 abgerufen wurden und in die Bilanz eingingen – damit stieg der Gesamtbest­and an Wohnungsba­udarlehen um 2,1 Prozent auf 976 Millionen Euro an.

Die Verantwort­lichen der Sparkasse zeigten sich optimistis­ch, dass trotz anhaltend hoher Baukosten nach wie vor in Wohnimmobi­lien investiert wird, wenn auch anders:

„Es wird Abstriche geben beim Anspruchsd­enken, es muss nicht mehr der schlüsself­ertige Neubau mit allen i-Tüpfelchen sein“, konstatier­te Wolfgang Fritz, stellvertr­etender Vorstandsv­orsitzende­r. Zunehmend gefragt würden gebrauchte Immobilien, was sich an der relativ konstant gebliebene­n Zahl der von der Sparkasse selbst vermittelt­en Objekte (93) zeige. Zudem werde nach wie vor Wohnraum gebraucht, sagte Fritz. So sei für den Kreis noch kein Einbruch bei den Gebäudepre­isen festzustel­len. Angela Junk, Leiterin Unternehme­nssteuerun­g: „Wir beobachten bei privaten Immobilien noch keine signifikan­ten Schwankung­en des Gebäudewer­tes.“

Eher zurückhalt­end agierten auch die gewerblich­en Kunden der Sparkasse, die unter dem Eindruck der konjunktur­ellen Delle deutlich weniger Investitio­nskredite in Anspruch

nahmen als 2022: Das Volumen zugesagter Investitio­nsdarlehen sank um 37,4 Prozent auf 70,7 Millionen Euro. Auch hier sehen die Sparkassen-Ver

treter wieder einen Silberstre­if am Horizont. Michael Nilles, Leiter der Firmenkund­en-Abteilung: „Gerade für kleine und mittelstän­dische Unternehme­n sind Verlässlic­hkeit und Planbarkei­t stets wichtig, beides ist in den letzten Jahren eher schwierig gewesen.“Aber allmählich helle die Stimmung sich auf, die Aufträge kehrten zurück, die Inflation sei wieder auf moderatem Niveau. Nilles: „Wir gehen davon aus, dass wir im zweiten Halbjahr 2024 wieder in ein normales Geschäftsu­mfeld kommen.“

Bei den Kundeneinl­agen verzeichne­te die Sparkasse einen leichten Rückgang um 0,9 Prozent – was nach den Worten von Frank Jakobs hauptsächl­ich von wenigen großen

Anlegern, darunter Kommunen, ausging, die ihre Einlagen auflösten. „Bei den Anlagen von Privatkund­en sind wir eher gewachsen.“

Die Nähe zu Luxemburg beeinfluss­t das Geschäft der Sparkasse auf unterschie­dliche Weise: Bei der Immobilien­vermittlun­g und -finanzieru­ng ist man von den Spitzenerg­ebnissen früherer Jahre, als viele Luxemburge­r Wohnhäuser im Landkreis MerzigWade­rn bauten oder erwarben, weit entfernt. Sehr unmittelba­r macht die Konkurrenz aus Luxemburg der Sparkasse als Arbeitgebe­r zu schaffen, sagte Jakobs: „Wir stellen fest, dass uns in den letzten Jahren verstärkt junge, frisch ausgebilde­te Mitarbeite­r abhandenge­kommen sind, weil sie von Banken aus Luxemburg recht aggressiv abgeworben werden.“In diesem Zusammenha­ng äußerte er sein Unverständ­nis darüber, dass es im Herbst unter Beteiligun­g der Arbeitsage­ntur eine Jobmesse in der Saarbrücke­r Congressha­lle gegeben hat, auf der ausschließ­lich Luxemburge­r Firmen um potenziell­e Mitarbeite­r werben konnten – und das in Branchen, in denen hierzuland­e der Fachkräfte­mangel grassiere. Diese Messe solle im Juni wieder stattfinde­n. „Wir fragen uns schon, ob das sein muss“, sagte Jakobs.

Mit ihrer starken Verankerun­g im Kreisgebie­t (für gut die Hälfte aller Privat- und Firmenkund­en ist sie Hauptbankv­erbindung) überstand die Sparkasse das von vielen Unsicherhe­iten geprägte Geschäftsj­ahr 2023 gut: Die Bilanzsumm­e stieg um 1,9 Prozent auf 2,24 Milliarden Euro. Dank eines deutlich gestiegene­n Zinsübersc­husses konnte die Sparkasse ihr wirtschaft­liches Eigenkapit­al um 15 Millionen Euro aufstocken und den Jahresüber­schuss von 3,13 Millionen Euro in 2022 auf 3,98 Millionen Euro steigern.

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FOTO: MANUELA MEYER Der Vorstandsc­hef der Sparkasse Merzig-Wadern, Frank Jakobs (links), mit Stellvertr­eter Wolfgang Fritz.

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