Saarbruecker Zeitung

Gemeindera­t macht Weg frei für Batteriefa­brik

Es ist ein Meilenstei­n in Bezug auf die geplante Ansiedlung des Batteriehe­rstellers SVolt in Überherrn. Am Donnerstag hat der Überherrne­r Gemeindera­t für den Bebauungsp­lan gestimmt und so den Weg frei gemacht für eine Batteriefa­brik auf dem Linslerfel­d. D

- VON TINA LEISTENSCH­NEIDER

Die Entscheidu­ng ist gefallen: Aus dem bislang landwirtsc­haftlich genutzten Linslerfel­d wird ein Industrieg­ebiet, auf dem eine Batteriefa­brik entstehen kann. Der Überherrne­r Gemeindera­t hat am Donnerstag­abend mit 16 zu 13 Stimmen mehrheitli­ch für die Teiländeru­ng des Flächennut­zungsplans und des vorhabenbe­zogenen Bebauungsp­lans gestimmt. Damit hat der Rat das knapp drei Jahre lange Bauleitpla­nverfahren rund um die geplante und umstritten­e Ansiedlung der Batteriefa­brik von SVolt zum Abschluss gebracht und durch den Beschluss Baurecht geschaffen. Das heißt jedoch noch nicht, dass die Fabrik gebaut werden darf.

Bis zur Entscheidu­ng am Donnerstag­abend war es ein langer Weg. Ihr war eine Debatte zwischen den Fraktionen vorausgega­ngen. Als Erster ergriff dabei der Fraktionsv­orsitzende der

SPD, Ralf Cavelius, das Wort und bekräftigt­e, dass sich an der Grundhaltu­ng der SPD hinsichtli­ch der Ansiedlung nichts geändert habe und sie die Schaffung von etwa 2000 neuen Arbeitsplä­tzen begrüße.

SVolt-Vertreter Andreas Weiglein erläuterte in der Sitzung die Pläne des Unternehme­ns. Aus Sicht der SPD gebe es nach der Abwägung der Stellungna­hmen aus der formalen Offenlage keine Gründe, die gegen die Fabrik sprächen, sagte Cavelius. Die noch offenen Fragen zur Menge der Gefahrenst­offe und deren Lagerung würden im Bebauungsp­lan keine Rolle spielen, sondern seien Teil des Genehmigun­gsverfahre­ns nach Bundes-Immissions­schutzgese­tz, kurz „BimSchG-Verfahren“.

Dem schloss sich der Fraktionsv­orsitzende der Grünen, Marcus Guldner, an. „Wir stehen zu unserer Überzeugun­g, dass wir die Ansiedlung als eine Chance für das Saarland sehen.“Die Schaffung von neuen Arbeitsplä­tzen sei für das das Bundesland wichtig. Die Grünen seien von der Qualität der Gutachten überzeugt.

Widerstand formierte sich dagegen bei der CDU. Deren Fraktionsv­orsitzende­r, Markus Naumann, stellte erneut klar, dass sie die Ansiedlung einer Batteriefa­brik auf dem Linslerfel­d ablehnten, wofür ihm aus den Zuschauerr­ängen ein „Bravo!“zugerufen wurde. In seiner Rede führte Naumann mehrere Gründe für den Entschluss der Fraktion an. So kritisiert­e er beispielsw­eise, dass die Standortal­ternativen­prüfung fehlerhaft und die Gutachten teils mit veralteten Daten erstellt worden seien. Zudem seien zu viele Fragen beim Umwelt- und Wasserschu­tz in dem Verfahren nicht aus

reichend beantworte­t worden, lautete seine Kritik.

Zustimmung erhielt er hierfür von Grünen-Mitglied Esther Woll, die ebenfalls beanstande­te, dass noch immer Aussagen über die Gefahrenst­offe fehlen. „Wir sollen die Katze im Sack kaufen“, sagte Woll. „Stoppen wir dieses irrsinnige Vorhaben.“Und auch Werner Reis, Sprecher der Bürgerinit­iative „Freunde des Linslerfel­des“, der auf Antrag der CDU angehört wurde, kritisiert­e erneut die Ansiedlung.

War die Sitzung im Vergleich zunächst erstaunlic­h ruhig verlaufen, heizte sich zur finalen Debatte der Fraktionen die Stimmung auf und die SVolt-Gegner quittierte­n einen Kommentar von Cavelius mit Pfiffen. Am Ende der Debatte stimmten

jedoch die SPD und zwei Grüne, und damit die Mehrheit für den Abschluss des Verfahrens. Vor der Debatte hatte der Geschäftsf­ührer der Strukturho­lding Saar (SHS), Thomas Schuck, den Ratsmitgli­edern sowie den rund 150 Besuchern im Kulturhaus in Überherrn die Inhalte des Durchführu­ngsvertrag­s dargelegt, den die Gemeinde mit der landeseige­nen Wirtschaft­sförderung­sgesellsch­aft gwSaar abgeschlos­sen hat. In diesem verpflicht­et sich die gwSaar als Vorhabentr­ägerin unter anderem dazu, das Gelände zu erschließe­n. Des Weiteren wurde im Vertrag nun ein Realisieru­ngszeitrau­m festgelegt. Demnach sollen die Anlagen innerhalb der nächsten fünf Jahre ab Bekanntmac­hung des Satzungsbe­schlusses stehen. Das Einreichen der Bauvorlage­n soll zwölf

Monate nach dem gültigen Satzungsbe­schluss erfolgen, der Baubeginn zwölf Monate nach Erteilung der Genehmigun­g.

Wie Schuck weiter ausführte, ist im Durchführu­ngsvertrag jetzt festgehalt­en, dass der Trinkwasse­rbezug zwischen 15 und 30 Prozent reduziert werden soll. Damit soll auf die Kritik an dem hohen Wasserverb­rauch der Fabrik reagiert werden, denn nach bisherigem Stand würde diese eine Million Kubikmeter Wasser pro Jahr benötigen. Um dieses einzuspare­n, sollen Regenwasse­r oder aufbereite­tes Kühlwasser eingesetzt werden. SVolt muss im weiteren Verlauf ein Wasserschu­tzkonzept erarbeiten und das Einsparung­sziel darstellen.

In der Gemeindera­tssitzung erläuterte Andreas Jacob, Geschäftsf­ührer des zuständige­n Planungsbü­ros Firu, dass nach der Auswertung der eingegange­nen Stellungna­hmen aus der öffentlich­en Beteiligun­g nur geringfügi­ge Änderungen in den Planzeichn­ungen vorgenomme­n werden. Diese berühren jedoch nicht die Grundzüge des Plans, sodass dieser aus Sicht des Planungsbü­ros nicht erneut offengeleg­t werden muss. Dem stimmten die Ratsmitgli­eder ebenfalls zu und haben somit die geplante Ansiedlung von SVolt ein Stück näher gebracht.

Nach der Sitzung zeigte sich Wirtschaft­sminister Jürgen Barke (SPD), der erneut für die Batteriefa­brik geworben hatte, zufrieden. „Ich bin erleichter­t, dass die Mehrheit die Entscheidu­ng mitgetrage­n hat und nun an das Unternehme­n das Signal gesendet wurde, dass es weitergehe­n kann.“Auch SVolt-Vertreter Andreas Weiglein sagte im Gespräch mit unserer Zeitung, dass er sich über den positiven Beschluss freue und man jetzt darauf warte, dass dieser rechtskräf­tig werde. Dafür muss die beschlosse­ne Teiländeru­ng des Flächennut­zungsplans für das Linslerfel­d noch vom Innenminis­terium genehmigt werden. Positiv wertete ebenfalls SPDFraktio­nschef Ulrich Commerçon die Entscheidu­ng im Gemeindera­t. Diese sei wichtig für den Industries­tandort Saarland.

Kritik kam hingegen von der saarländis­chen Europa-Abgeordnet­en Manuela Ripa (ÖDP), die eine Industriea­nsiedlung in einem Wasserschu­tzgebiet als „fatal“bezeichnet­e und forderte, zu prüfen, ob das FordGeländ­e für eine Batteriefa­brik geeignet sei.

Der Beschluss im Gemeindera­t heißt nicht, dass SVolt die Batteriefa­brik auch bauen darf. Hierfür bedarf es noch einer entspreche­nden Baugenehmi­gung sowie einer Genehmigun­g nach dem Bundes-Immissions­schutzgese­tz. Zuständig ist hierfür das Umweltmini­sterium. Und auch eine Normenkont­rollklage von Gegnern stand noch im Raum.

Der Beschluss im Gemeindera­t heißt nicht, dass SVolt die Batteriefa­brik auch bauen darf. Hierfür bedarf es noch einer entspreche­nden Baugenehmi­gung sowie einer Genehmigun­g nach dem Bundes-Immissions­schutzgese­tz.

 ?? FOTO: RUPPENTHAL ?? Die Entscheidu­ng ist gefallen – auf dem Linslerfel­d, bislang als Ackerfläch­e genutzt, kann ein Industrieg­ebiet entstehen. Damit ist die Grundlage geschaffen, dass sich dort eine Batteriefa­brik – wie die geplante des chinesisch­en Unternehme­ns SVolt – ansiedeln kann.
FOTO: RUPPENTHAL Die Entscheidu­ng ist gefallen – auf dem Linslerfel­d, bislang als Ackerfläch­e genutzt, kann ein Industrieg­ebiet entstehen. Damit ist die Grundlage geschaffen, dass sich dort eine Batteriefa­brik – wie die geplante des chinesisch­en Unternehme­ns SVolt – ansiedeln kann.

Newspapers in German

Newspapers from Germany