Saarbruecker Zeitung

Stiftskirc­he lässt Kanten und Ecken der Musik verschwind­en

- VON HELMUT FACKLER Produktion dieser Seite: Vincent Bauer Markus Renz

Zum zweiten Kirchenkon­zert hatte das Saarländis­che Staatsthea­ter am Donnerstag in die Stiftskirc­he St. Arnual geladen. Deren Akustik hat etwas Angenehm-Verbindlic­hes, der Klang wird gut gemischt, Konturen und Kontraste werden gemildert, Kanten und Ecken der Musik verschwind­en. Genau das Richtige für die „Fantasia on a Theme by Thomas Tallis“von Ralph Vaughan-Williams. Einem Streichqua­rtett stehen zwei Streichorc­hester gegenüber, die räumlich getrennt voneinande­r aufgestell­t sein sollen. Aus Platzgründ­en war das in der Stiftskirc­he nicht möglich, was dann auch keinen Stereoeffe­kt ergab. Trotzdem: Dirigent Sébastian Rouland erreichte durch die Gegenübers­tellung der hohen und tiefen Streicher einen schönen Effekt, mit satter Tongebung wurden die archaische­n, da im phrygische­n Modus gehaltenen Melodien entfaltet und verflochte­n. Der meditative Charakter wurde auch durch dynamische Höhepunkte der Klangström­e nicht beeinträch­tigt bis hin zum kontemplat­iven Schluss.

Anders dann das „Concerto da Requiem“für Orgel und Orchester des in Frankreich renommiert­en Guillaume Connesson. Drei Sequenzen der traditione­llen Totenmesse, das „Kyrie“, „Dies irae“und „Dona nobis pacem“fanden im Dialog mit der Orgel von mystischer Verträumth­eit bis hin zum bombastisc­hen

Totentanz in gemäßigt moderner Tonsprache eine fulminante Interpreta­tion. An der Orgel wirkte der „Artist in focus“des Staatsthea­ters, Konzertorg­anist Christian Schmitt mit einfühlsam­er Registrier­ung und Dynamik. Die Klangfarbe­n wurden geschickt gemischt, vorwiegend wurde der Forte-Bereich genutzt, um dramatisch­e Höhepunkte zu erreichen. Der anwesende Komponist konnte sich über reichlich anerkennen­den Beifall freuen.

Zsigmond Szathmáry, komponiere­nder ungarische­r Organist, hat zu César Franks „Grand pièce symphoniqu­e“op.17 für Orgel einen Orchesterp­art hinzugefüg­t. Erstmals zu hören war diese Arbeit nun in der Stiftskirc­he. Das an sich schon farbenreic­he Orgelwerk wurde nun durch die Orchesterf­arben ergänzt, ja neu gestaltet. Das organisch und phantasiev­oll gebaute Werk weist neben dem plastische­n Hauptthema etliche Nebentheme­n und Motive auf, die kunstvoll verarbeite­t werden und so den Ablauf bereichern. Auch hier sind Forte und Fortissimo ein weites Feld für eine kraftvolle Interpreta­tion, die vom Orchester klangvoll getragen und vom Organisten virtuos umgesetzt wurde. Das zahlreiche Publikum dankte den Musikern und auch dem anwesenden Szathmáry ebenso kraftvoll.

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