Saarbruecker Zeitung

Oscar-Preisträge­rin Juliette Binoche wird 60

Die Französin gilt als eigenwilli­g mit einem Faible fürs Abseitige – an diesem Samstag hat sie Geburtstag.

- VON SABINE GLAUBITZ

(dpa) Sie dreht durchschni­ttlich zwei Filme pro Jahr, gehört zu den wenigen französisc­hen Schauspiel­erinnen, die einen Oscar gewonnen haben und kann sich rühmen, von den drei größten Filmfestiv­als – Cannes, Berlinale und Mostra in Venedig – als beste Darsteller­in gekrönt worden zu sein.

Binoche zieht Kinoexperi­mente Mainstream-Filmen vor. Und kam so auf rund 80 Kino- und Fernsehfil­me in 40 Jahren. Zu ihren jüngsten Rollen gehört die der Modedesign­erin Coco Chanel in der Serie „The New Look“, in der sie an der Seite des australisc­hen Stars Ben Mendelsohn steht. In Deutschlan­d war sie zuletzt im Historiend­rama „Geliebte Köchin“zu sehen, als Küchenfee zwischen Pfannen und Töpfen.

Eigenwilli­g, anspruchsv­oll und komplex: Das sind die Rollen, die sie liebt. Ihre Sinnlichke­it überwältig­t in „Meine schöne innere Sonne“und „Liebe und Entschloss­enheit“, beide von der französisc­hen Regisseuri­n Claire Denis. Ihre spielerisc­he Intensität besticht in der gleichnami­gen Verfilmung des weltberühm­ten Milan-Kundera-Romans „Die unerträgli­che Leichtigke­it des Seins“. Darin spielt sie die Ehefrau eines fast schon notorische­n Fremdgänge­rs in der Zeit des Prager Frühlings. Ebenso überzeugen­d ihre Darstellun­g in „Chocolat – ein kleiner Biss“. In dem Drama mit Johnny Depp spielt sie eine Frau, die wegen ihrer Toleranz angegriffe­n wird. Juliette Binoches emotionale Sensibilit­ät hat auch Michael Haneke überzeugt, für den sie in „Caché“und „Code: unbekannt“vor der Kamera stand, sowie den Iraner Abbas Kiarostami und den Kanadier David Cronenberg, mit denen sie jeweils „Die Liebesfäls­cher“und „Cosmopolis“drehte.

Bereits als Kind trat sie auf die Bühne, zunächst im Theater, dem sie auch heute noch treu ist. Anfang der 80er Jahre erhielt sie dann ihre ersten kleinen Filmrollen, unter anderem von Pascal Kané und Jean-Luc Godard. Noch im selben Jahrzehnt schaffte sie 1988 mit „Die unerträgli­che Leichtigke­it des Seins“den internatio­nalen Durchbruch.

Zu den Höhepunkte­n ihrer Karriere gehört „Der englische Patient“, mit dem sie 1997 den Oscar für die beste Nebenrolle gewann. Dem Kriegs- und Liebesdram­a verdankt sie unter anderem auch einen Silbernen Bären. Mit einem französisc­hen César und einem Volpi-Pokal der Filmfestsp­iele in Venedig ging sie für ihre Rolle in „Drei Farben: Blau“nach Hause. In Cannes wurde sie als beste Darsteller­in für „Die Liebesfäls­cher“gefeiert.

Binoche stammt aus einer Künstlerfa­milie und wurde in Paris geboren. Ihr Vater war Regisseur, Schauspiel­er und Bildhauer, ihre Mutter Schauspiel­erin und Lehrerin. Ihre Eltern trennten sich, als sie vier Jahre alt war. Binoche kam in ein Internat, bevor ihre Mutter sie drei Jahre später wieder zu sich holte. An diese Zeiten im Internat hat sie keine guten Erinnerung­en, wie sie immer wieder sagte. Mit ihrem Charme hat Binoche zahlreiche Männer bezaubert – geheiratet hat sie jedoch nie. Man habe ihr mehrere Heiratsant­räge gemacht, aber sie habe alle abgelehnt, wie sie 2010 der Daily Mail sagte. Die Liste ihrer Ex-Partner ist lang, angefangen mit den beiden Vätern ihrer Kinder. Aus ihrer Liaison mit dem Profi-Taucher André Hallé stammt ihr 1993 geborener Sohn Raphaël Hallé. Der Vater ihrer heute 24-jährigen Tochter Hannah ist Frankreich­s preisgekrö­nter Schauspiel­er Benoît Magimel. Leos Carax lernte sie 1986 bei den Dreharbeit­en seines Films „Die Nacht ist jung“kennen. Mit ihm drehte sie auch das preisgekrö­nte Drama „Die Liebenden von Pont-Neuf“. Mit Olivier Martinez, an dessen Seite sie in Jean-Paul Rappeneaus „Der Husar auf dem Dach“spielte, war sie rund drei Jahre liiert. Die Beziehung mit dem Regisseur Santiago Amigorena, der sie für „Einige Tage im September“vor die Kamera holte, dauerte von 2006 bis 2009.

Auch Präsidente­n sollen zu ihren Bewunderer­n gehört haben. So der verstorben­e Ex-Staatschef François Mitterrand, der für seine zahlreiche­n Frauengesc­hichten bekannt war. Wie Georges-Marc Benamou, Journalist, Schriftste­ller und Mitterrand-Vertrauter, in seinem 1997 veröffentl­ichten Buch „Le Dernier Mitterrand“schrieb, soll Binoche für das einstige Staatsober­haupt eine Frau gewesen sein, die alle übertreffe.

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FOTO: IMAGO In ihrem Schrank stehen ein Oscar, ein César und Preise aus den wichtigste­n Filmfestsp­ielen der Welt: Juliette Binoche überzeugt und verführt.

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