Nach 16 Jahren schließt Vapiano in der City
Die Begründung der Restaurant-Betreiber für das Aus enthält versteckte Kritik an der Landeshauptstadt.
Ein Aufsteller vor der Tür lockt mit dem Hinweis „GEÖFFNET“und verspricht, hinter der Tür im Innern könne man „das Leben genießen“– im Innern des Vapiano in der Bahnhofstraße, das es gefühlt seit einer Ewigkeit in Saarbrücken gibt.
Tatsächlich gibt es das Groß-Restaurant, Teil einer ursprünglich in Hamburg gegründeten Gastro-Kette, schon seit 2008 in der Landeshauptstadt. Angetreten war man mit dem Anspruch, eine „kleine Oase mediterraner Lebensart im Herzen europäischer Großstädte“zu sein.
Aber jetzt ist es vorbei: Das inzwischen mehr bekannte als besonders beliebte Restaurant, selbst zur besten Mittagszeit war am Mittwoch wenig los, steht vor dem Aus (die SZ berichtete kurz in der Freitagausgabe). Nach 16 Jahren ist spätestens Ende März Schluss. Entsprechende SZ-Informationen bestätigte jetzt eine von Vapiano beauftragte Presseagentur auf Nachfrage unserer Zeitung. Man bedanke sich bei allen „Gäst:innen, Mitarbeiter:innen und der gesamten Gemeinschaft für ihre langjährige Unterstützung und Treue“.
Hintergrund der Schließung in Saarbrücken ist den Angaben zufolge der am 31. Mai auslaufende Mietvertrag. „Nach sorgfältiger Prüfung und Abwägung aller Faktoren“habe sich Vapiano, konkret die VAP Germany GmbH, aus „wirtschaftlichen Gründen“dazu entschlossen, den Mietvertrag nicht zu verlängern. Die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien bereits informiert worden.
Schon vor Jahren war Vapiano nach einem zuvor atemberaubenden Wachstumskurs in die Krise gerutscht, 2020 musste man wegen Zahlungsunfähigkeit einen Insolvenzantrag stellen. Wie das Unternehmen nun mitteilen lässt, habe der Standort Saarbrücken jedoch bereits vor dem Jahr 2020 mit „Herausforderungen“zu kämpfen gehabt. Die Corona-Pandemie habe die Situation dann nochmals verschärft.
Jetzt heißt es: „Trotz intensiver Anstrengungen und des Einsatzes des engagierten Teams war es leider nicht möglich, die wirtschaftliche Situation nachhaltig zu verbessern.“Erschwerend sei die „stark veränderte Büro- und Einzelhandelssituation rund um den Saarbrücker Standort“dazugekommen. Daher sei das „große Restaurant mit den dort zuletzt generierten Umsätzen wirtschaftlich nicht mehr zu betreiben“.
Mit der blumig umschriebenen „stark veränderten Büro- und Einzelhandelssituation“sind wohl sich häufende und anhaltende Leerstände in der Nachbarschaft gemeint, wobei es in der unteren Bahnhofstraße zuletzt auch wieder positive Neuigkeiten zu berichten gab. Dass in der Gegend weniger Menschen in Büros arbeiten, lässt sich allerdings kaum bestreiten. Allein durch den erzwungenen Umzug der Beschäftigten des Finanzministeriums und des Finanzamtes fehlen in der City im Alltag zahlreiche Gäste und Kunden.
Wie es nach dem Ende von Vapiano mit der üppigen Gastro-Fläche im Rathaus-Carrée weitergeht, ist offen. Für die eigentliche Top-Lage soll es Interessenten geben, spruchreif ist allerdings noch nichts. In Chemnitz wurde ein ehemaliges Vapiano jetzt innerhalb weniger Wochen an die Schnellrestaurants „Kentucky Fried Chicken“und „Pizza Hut“vermietet. Ein Vorbild für Saarbrücken? Zumindest scheint das nicht ausgeschlossen.
Neben Saarbrücken schließt Vapiano sehr bald auch sein Restaurant in Koblenz. Dort endet der Mietvertrag am 31. März und wird ebenfalls „aus wirtschaftlichen Gründen“nicht verlängert, ist zu hören. Die Zahl der Filialen der Kette reduziert sich damit von 44 auf 42.