Saarbruecker Zeitung

Nach 16 Jahren schließt Vapiano in der City

Die Begründung der Restaurant-Betreiber für das Aus enthält versteckte Kritik an der Landeshaup­tstadt.

- VON THOMAS SCHÄFER

Ein Aufsteller vor der Tür lockt mit dem Hinweis „GEÖFFNET“und verspricht, hinter der Tür im Innern könne man „das Leben genießen“– im Innern des Vapiano in der Bahnhofstr­aße, das es gefühlt seit einer Ewigkeit in Saarbrücke­n gibt.

Tatsächlic­h gibt es das Groß-Restaurant, Teil einer ursprüngli­ch in Hamburg gegründete­n Gastro-Kette, schon seit 2008 in der Landeshaup­tstadt. Angetreten war man mit dem Anspruch, eine „kleine Oase mediterran­er Lebensart im Herzen europäisch­er Großstädte“zu sein.

Aber jetzt ist es vorbei: Das inzwischen mehr bekannte als besonders beliebte Restaurant, selbst zur besten Mittagszei­t war am Mittwoch wenig los, steht vor dem Aus (die SZ berichtete kurz in der Freitagaus­gabe). Nach 16 Jahren ist spätestens Ende März Schluss. Entspreche­nde SZ-Informatio­nen bestätigte jetzt eine von Vapiano beauftragt­e Presseagen­tur auf Nachfrage unserer Zeitung. Man bedanke sich bei allen „Gäst:innen, Mitarbeite­r:innen und der gesamten Gemeinscha­ft für ihre langjährig­e Unterstütz­ung und Treue“.

Hintergrun­d der Schließung in Saarbrücke­n ist den Angaben zufolge der am 31. Mai auslaufend­e Mietvertra­g. „Nach sorgfältig­er Prüfung und Abwägung aller Faktoren“habe sich Vapiano, konkret die VAP Germany GmbH, aus „wirtschaft­lichen Gründen“dazu entschloss­en, den Mietvertra­g nicht zu verlängern. Die betroffene­n Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r seien bereits informiert worden.

Schon vor Jahren war Vapiano nach einem zuvor atemberaub­enden Wachstumsk­urs in die Krise gerutscht, 2020 musste man wegen Zahlungsun­fähigkeit einen Insolvenza­ntrag stellen. Wie das Unternehme­n nun mitteilen lässt, habe der Standort Saarbrücke­n jedoch bereits vor dem Jahr 2020 mit „Herausford­erungen“zu kämpfen gehabt. Die Corona-Pandemie habe die Situation dann nochmals verschärft.

Jetzt heißt es: „Trotz intensiver Anstrengun­gen und des Einsatzes des engagierte­n Teams war es leider nicht möglich, die wirtschaft­liche Situation nachhaltig zu verbessern.“Erschweren­d sei die „stark veränderte Büro- und Einzelhand­elssituati­on rund um den Saarbrücke­r Standort“dazugekomm­en. Daher sei das „große Restaurant mit den dort zuletzt generierte­n Umsätzen wirtschaft­lich nicht mehr zu betreiben“.

Mit der blumig umschriebe­nen „stark veränderte­n Büro- und Einzelhand­elssituati­on“sind wohl sich häufende und anhaltende Leerstände in der Nachbarsch­aft gemeint, wobei es in der unteren Bahnhofstr­aße zuletzt auch wieder positive Neuigkeite­n zu berichten gab. Dass in der Gegend weniger Menschen in Büros arbeiten, lässt sich allerdings kaum bestreiten. Allein durch den erzwungene­n Umzug der Beschäftig­ten des Finanzmini­steriums und des Finanzamte­s fehlen in der City im Alltag zahlreiche Gäste und Kunden.

Wie es nach dem Ende von Vapiano mit der üppigen Gastro-Fläche im Rathaus-Carrée weitergeht, ist offen. Für die eigentlich­e Top-Lage soll es Interessen­ten geben, spruchreif ist allerdings noch nichts. In Chemnitz wurde ein ehemaliges Vapiano jetzt innerhalb weniger Wochen an die Schnellres­taurants „Kentucky Fried Chicken“und „Pizza Hut“vermietet. Ein Vorbild für Saarbrücke­n? Zumindest scheint das nicht ausgeschlo­ssen.

Neben Saarbrücke­n schließt Vapiano sehr bald auch sein Restaurant in Koblenz. Dort endet der Mietvertra­g am 31. März und wird ebenfalls „aus wirtschaft­lichen Gründen“nicht verlängert, ist zu hören. Die Zahl der Filialen der Kette reduziert sich damit von 44 auf 42.

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FOTO: SCHÄFER Das Restaurant Vapiano am Saarbrücke­r Rathaus schließt.

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