Saarbruecker Zeitung

Der unscheinba­re Sohn der Queen wird 60

Er trägt einen berühmten Titel und ist der Bruder des Königs: Prinz Edward zählt zu den wichtigste­n Royals. Doch auch zum 60. Geburtstag steht er vor allem im Schatten seiner Geschwiste­r.

- VON BENEDIKT VON IMHOFF

Neulich bekam es der Herzog von Edinburgh mit einem Rekordhalt­er zu tun. Auf der Insel St. Helena im Südatlanti­k traf Prinz Edward die Schildkröt­e Jonathan – mit offiziell 191 Jahren das wahrschein­lich älteste Tier der Erde. Vor wenigen Tagen wurde der jüngste Bruder von König Charles III nun fotografie­rt, wie er bei einem Auftritt mit Kindern einen Boxsack hielt. Eine große Gedenkfeie­r für den letzten griechisch­en König Konstantin II. auf Schloss Windsor allerdings hatte er vor Kurzem verpasst – er war mit Ehefrau Sophie im Skiurlaub. An diesem Sonntag wird Edward 60 Jahre alt.

Der jüngste Sohn von Queen Elizabeth II gilt als unscheinba­rstes Mitglied der Royal Family, als Vertreter der Kategorie „auch noch da“. Noch immer sehen ihn viele als Mann ohne besondere Eigenheite­n, als langweilig, der aber im

merhin keine Skandale mitschlepp­t – im Gegensatz zum dritten Bruder Prinz Andrew (64) oder auch dem König (75) selbst. Ehefrau Sophie (59) war in den vergangene­n

Jahren präsenter, nahm während der Pandemie zahlreiche OnlineTerm­ine wahr und galt in den letzten Monaten ihrer Schwiegerm­utter als Vertraute der Queen.

Das änderte sich auch nicht allzu sehr, als Edward den Titel Herzog von Edinburgh von seinem 2021 verstorben­en Vater Prinz Philip übernahm. Ein Besuch in Deutschlan­d im Mai 2023 erweckte den Eindruck, dass ihm künftig eine prominente­re Rolle im Königshaus zugedacht war. Doch mit Ausnahme von der Begegnung mit Jonathan auf St. Helena, wo einst Napoleon im Exil starb, blieb seither nicht viel in Erinnerung. In der Woche vor seinem Geburtstag waren nun einige Engagement­s geplant, große Knaller aber nicht absehbar.

Dabei braucht das Königshaus gerade jetzt jedes Mitglied. „Unterbeset­zt“sei die Royal Family gewesen, urteilte die Times über die vorige Woche. Der an Krebs erkrankte König und seine Schwiegert­ochter Prinzessin Kate (42), die sich von einer Operation im Bauchraum erholt, fallen noch längere Zeit aus. Thronfolge­r PrinzWilli­am (41) sagte den familiär wichtigen Gedenkgott­esdienst für Konstantin kurzfristi­g aus privaten Gründen ab – und Edward und Sophie waren Skifahren.

Da war es an Königin Camilla (76), die Royals anzuführen. Umso mehr fiel auf, dass Charles` und Edwards in Ungnade geratener Bruder Andrew mit dabei war – und auf dem Weg zur Kirche unpassende­rweise breit grinste, wie Medien kritisiert­en. Die Royal Family müsse derzeit mit der zweiten Mannschaft spielen, zog Guardian-Kolumnisti­n Marina Hyde einen Vergleich zum Fußball.

Edward schließt eigentlich eine Lücke im Gefüge der Family. Vom Alter her liegt er in etwa zwischen dem König und dessen Thronfolge­r. Nach William und Kate sind Edward und Sophie die jüngsten „working royals“, die offizielle Termine im Namen der Familie wahrnehmen. Ihre Kinder Lady Louise (20) und James (16), der von seinem Vater den Titel Earl of Wessex übernahm, wachsen in der Regel fern der Öffentlich­keit auf und sind nur bei den wichtigste­n royalen Ereignisse­n zu sehen.

Die Monarchie zu verschlank­en, war eine der ersten Maßnahmen von König Charles nach seinem Amtsantrit­t. Der skandalumw­itterte Bruder Andrew und Charles` jüngere Sohn, Prinz Harry (39), der mit dem Rest der Familie im Streit liegt, waren damit auf jeden Fall außen vor. Aber die jüngsten gesundheit­lichen Ausfälle machen deutlich, dass hier auch ein Risiko für die Institutio­n liegen könnte. „Ich muss gesehen werden, damit man an mich glaubt“, lautete das berühmte Motto von Queen Elizabeth II Seit ihrem Tod gilt dies umso mehr für alle ihre Nachfahren – auch Edward.

Der jüngste Sohn von Queen Elizabeth II. gilt als unscheinba­rstes Mitglied der Royal Family, als Vertreter der Kategorie „auch noch da“.

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FOTO: IMAGO/I IMAGES Prinz Edward und seine Ehefrau Prinzessin Sophie bei einem Termin im Auftrag der Royal Family.

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