Außen bescheiden, innen gut ausgestattet
Der Dayun ES3 gehört zu den günstigsten E-Autos. Der Hersteller aus China hat damit ein gutes Auto für Pendler auf die Straße gebracht.
(amp) Dayun – keine Frage, da fühlen sich ältere Autofahrer leicht an Datsun erinnert. Das eine hat mit dem anderen aber nichts zu tun und ist nicht das einzige Beispiel eines chinesischen Herstellers ganz gezielt Assoziationen zu wecken. Das allein reicht natürlich nicht. Und auch als ernsthafter Kandidat für ein vollwertiges Elektroauto empfiehlt sich der ES3 ebenso wenig wie der Spring. Beide haben aber ihre Daseinsberechtigung als Zweit- oder Dritt- und Pendlerfahrzeug. Sie erfüllen die Grundbedürfnisse der Mobilität. Nicht mehr und nicht weniger.
Vier Türen, vier Sitze und eine Leistung von 35 kW sowie Tempo 100 und 255 Liter Kofferraumvolumen: Das muss reichen. Immerhin geht's in 12,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h und liegt der Normverbrauch bei bescheidenen 10,7 Kilowattstunden. 299 Kilometer Reichweite prognostiziert die (natürlich) digitale Instrumentenanzeige. Nur in einem Punkt ist der 3,70 Meter kurze Chinese alles andere als bescheiden: bei der Ausstattung.
Die reicht vom Tempomaten und direkt messendes Reifendruckkontrollsystem über die Rückfahrkamera und Klimaautomatik bis hin
zu den obligatorischen Kunstledersitzen. Auch mit Lenkradtasten, Freisprecheinrichtung, elektrisch verstellbaren Außenspiegeln, Navigationssystem, Nebelscheinwerfern und Sitzheizung sowie Leichtmetallfelgen und Keyless Go kann der kleine Dayun dienen. Ein bisschen Klavierlack sowie kleine Eindrücke
von Chrom und gebürstetem Aluminium lockern das Interieur ein wenig auf. Eine über den kompletten Innenboden reichende Einlage ersetzt einzelne Fußmatten.
Das umfangreiche Infotainment bietet vom WLAN-Hotspot über Android Auto und Apple Carplay bis hin zur mit Erklärvideos hinter
legten Bedienungsanleitung alles, was das Herz begehrt. Vorerst müssen sich Kunden allerdings noch mit einer englischen Menüführung begnügen, sofern sie nicht des Chinesischen mächtig sind. Wir wissen absolut nicht, worum es gehen soll. In unseren frischen Vorführwagen hakte es außerdem aber noch ein
wenig. So blieb beispielsweise das Radio stumm und auch die Anzeige für den Durchschnittsstromverbrauch rührte sich nach den ersten 50 Kilometern nicht von der Stelle.
Der Dayun – das Unternehmen baut übrigens an drei Standorten Fahrzeuge bis hin zum SchwerlastLkw – verfügt über die drei Fahrmodi „Eco“, „Normal“und „Sport“. Angesichts der ohnehin nur 35 kW Leistung sind die Unterschiede aber marginal. Der Fahrkomfort geht in Ordnung, das höhenverstellbare Lenkrad hängt in der obersten Position aber immer noch relativ tief. Wer hinten mitfährt, darf keine allzu großen Ansprüche stellen. Die einteilig umklappbare Sitzbank ist tief montiert und bietet daher nur wenig Beinauflage, die Kniefreiheit geht gerade noch in Ordnung. Doch für die Langstrecke ist der kleine Dayun eh nicht gemacht. Dafür gibt es über 19 Zentimeter Bodenfreiheit, womit die selbst gewählte Einordnung als
City-SUV durchaus eine gewisse Berechtigung hat.
Aber auch der ES3 ist, ebenso wie der Dacia Spring oder zweitürige Microcars à la Aixam, nicht dazu gemacht, sich mit üblichen Pkw zu messen. Hier wie dort geht es um einfache Mobilität in verstopften Innenstädten oder vom ÖPNV abgehängten Dörfern auf dem Lande. Die zwölf Pendlerkilometer zum nächsten Bahnhof, der Einkauf im zehn Kilometer entfernten Supermarkt oder die täglichen vier Kilometer zum Kindergarten – dafür braucht es nicht mehr. Und mehr Platz bietet beispielsweise auch der Fiat 500e oder der Twingo Electric nicht – im Gegenteil.
Das Problem aller Kleinstautos ist ihr Preis. 12 000 bis 15 000 Euro für einen 2,75 Meter kurzen zweitürigen Diesel sind hier keine Seltenheit. Geht es um Elektro-Miniautos der Kategorie L6e oder L7e stehen gerne auch schon einmal bis zu 20 000 Euro und mehr in der Preisliste. Dafür sind die laufenden Kosten aber niedrig. Zumindest in diesem Umfeld relativieren sich die Anschaffungskosten für den Dayun wieder. Für ihn ruft die deutsche Lada Automobile GmbH als Importeur knapp 27 500 Euro auf.
Noch werden die Autos des chinesischen Herstellers per Einzelabnahme zugelassen, eine europäische Typgenehmigung wird erwartet. Wer etwas über 8000 Euro anzahlt, bekommt den kleinen CityStromer im Fünf-Jahres-Leasing für 291 Euro im Monat.