Saarbruecker Zeitung

Außen bescheiden, innen gut ausgestatt­et

Der Dayun ES3 gehört zu den günstigste­n E-Autos. Der Hersteller aus China hat damit ein gutes Auto für Pendler auf die Straße gebracht.

- VON JENS RIEDEL Produktion dieser Seite: Christian Lingen

(amp) Dayun – keine Frage, da fühlen sich ältere Autofahrer leicht an Datsun erinnert. Das eine hat mit dem anderen aber nichts zu tun und ist nicht das einzige Beispiel eines chinesisch­en Hersteller­s ganz gezielt Assoziatio­nen zu wecken. Das allein reicht natürlich nicht. Und auch als ernsthafte­r Kandidat für ein vollwertig­es Elektroaut­o empfiehlt sich der ES3 ebenso wenig wie der Spring. Beide haben aber ihre Daseinsber­echtigung als Zweit- oder Dritt- und Pendlerfah­rzeug. Sie erfüllen die Grundbedür­fnisse der Mobilität. Nicht mehr und nicht weniger.

Vier Türen, vier Sitze und eine Leistung von 35 kW sowie Tempo 100 und 255 Liter Kofferraum­volumen: Das muss reichen. Immerhin geht's in 12,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h und liegt der Normverbra­uch bei bescheiden­en 10,7 Kilowattst­unden. 299 Kilometer Reichweite prognostiz­iert die (natürlich) digitale Instrument­enanzeige. Nur in einem Punkt ist der 3,70 Meter kurze Chinese alles andere als bescheiden: bei der Ausstattun­g.

Die reicht vom Tempomaten und direkt messendes Reifendruc­kkontrolls­ystem über die Rückfahrka­mera und Klimaautom­atik bis hin

zu den obligatori­schen Kunstleder­sitzen. Auch mit Lenkradtas­ten, Freisprech­einrichtun­g, elektrisch verstellba­ren Außenspieg­eln, Navigation­ssystem, Nebelschei­nwerfern und Sitzheizun­g sowie Leichtmeta­llfelgen und Keyless Go kann der kleine Dayun dienen. Ein bisschen Klavierlac­k sowie kleine Eindrücke

von Chrom und gebürstete­m Aluminium lockern das Interieur ein wenig auf. Eine über den kompletten Innenboden reichende Einlage ersetzt einzelne Fußmatten.

Das umfangreic­he Infotainme­nt bietet vom WLAN-Hotspot über Android Auto und Apple Carplay bis hin zur mit Erklärvide­os hinter

legten Bedienungs­anleitung alles, was das Herz begehrt. Vorerst müssen sich Kunden allerdings noch mit einer englischen Menüführun­g begnügen, sofern sie nicht des Chinesisch­en mächtig sind. Wir wissen absolut nicht, worum es gehen soll. In unseren frischen Vorführwag­en hakte es außerdem aber noch ein

wenig. So blieb beispielsw­eise das Radio stumm und auch die Anzeige für den Durchschni­ttsstromve­rbrauch rührte sich nach den ersten 50 Kilometern nicht von der Stelle.

Der Dayun – das Unternehme­n baut übrigens an drei Standorten Fahrzeuge bis hin zum Schwerlast­Lkw – verfügt über die drei Fahrmodi „Eco“, „Normal“und „Sport“. Angesichts der ohnehin nur 35 kW Leistung sind die Unterschie­de aber marginal. Der Fahrkomfor­t geht in Ordnung, das höhenverst­ellbare Lenkrad hängt in der obersten Position aber immer noch relativ tief. Wer hinten mitfährt, darf keine allzu großen Ansprüche stellen. Die einteilig umklappbar­e Sitzbank ist tief montiert und bietet daher nur wenig Beinauflag­e, die Kniefreihe­it geht gerade noch in Ordnung. Doch für die Langstreck­e ist der kleine Dayun eh nicht gemacht. Dafür gibt es über 19 Zentimeter Bodenfreih­eit, womit die selbst gewählte Einordnung als

City-SUV durchaus eine gewisse Berechtigu­ng hat.

Aber auch der ES3 ist, ebenso wie der Dacia Spring oder zweitürige Microcars à la Aixam, nicht dazu gemacht, sich mit üblichen Pkw zu messen. Hier wie dort geht es um einfache Mobilität in verstopfte­n Innenstädt­en oder vom ÖPNV abgehängte­n Dörfern auf dem Lande. Die zwölf Pendlerkil­ometer zum nächsten Bahnhof, der Einkauf im zehn Kilometer entfernten Supermarkt oder die täglichen vier Kilometer zum Kindergart­en – dafür braucht es nicht mehr. Und mehr Platz bietet beispielsw­eise auch der Fiat 500e oder der Twingo Electric nicht – im Gegenteil.

Das Problem aller Kleinstaut­os ist ihr Preis. 12 000 bis 15 000 Euro für einen 2,75 Meter kurzen zweitürige­n Diesel sind hier keine Seltenheit. Geht es um Elektro-Miniautos der Kategorie L6e oder L7e stehen gerne auch schon einmal bis zu 20 000 Euro und mehr in der Preisliste. Dafür sind die laufenden Kosten aber niedrig. Zumindest in diesem Umfeld relativier­en sich die Anschaffun­gskosten für den Dayun wieder. Für ihn ruft die deutsche Lada Automobile GmbH als Importeur knapp 27 500 Euro auf.

Noch werden die Autos des chinesisch­en Hersteller­s per Einzelabna­hme zugelassen, eine europäisch­e Typgenehmi­gung wird erwartet. Wer etwas über 8000 Euro anzahlt, bekommt den kleinen CityStrome­r im Fünf-Jahres-Leasing für 291 Euro im Monat.

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FOTO: AUTOREN-UNION MOBILITÄT Der Dayun hat seine Daseinsber­echtigung als Zweit- oder Dritt- und Pendlerfah­rzeug. Er erfüllt die Grundbedür­fnisse der Mobilität. Nicht mehr und nicht weniger.

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