Saarbruecker Zeitung

1975 ereignete sich ein großes Unglück in St. Anna

Die katholisch­e Kirche in Furschweil­er hat eine Lücke in ihrer Chronik: Künstlerna­me und Jahreszahl eines wertvollen Objekts fehlen.

- VON SEBASTIAN DINGLER

In Furschweil­er, einem Ortsteil der Gemeinde Namborn im St. Wendeler Land, steht seit 1828 die katholisch­e Kirche St. Anna. Zuvor musste der damals um die 200 Einwohner zählende Ort mit einer Notkirche auskommen: Es war wohl nicht mehr als „eine scheunenar­tige, mit Stroh gedeckte Lehmhütte“, so heißt es in einer Festschrif­t.

Abhilfe konnte da erst der 1822 ins Amt eingeführt­e Pfarrer Josef Gerhard schaffen: Er stammte aus St. Wendel und kannte dort wichtige Entscheidu­ngsträger. Ihnen konnte er die Notwendigk­eit eines Neubaus klarmachen. Schon 1825 erfolgte die öffentlich­e Vergabe der Bauarbeite­n. Als Architekt erhielt Friedrich Streib aus Coburg den Zuschlag – Furschweil­er gehörte damals zum

Herzogtum Sachsen-Coburg-Saalfeld. Herzog Ernst I. spendete einen bedeutende­n finanziell­en Beitrag zum Bau. Ansonsten leisteten die Gläubigen aus Furschweil­er Frondienst­e, indem sie selbst das Material herbeischa­fften. Man geht davon aus, dass die Steine am nahen Klingenber­g gebrochen wurden und das Holz aus den umgebenden Wäldern stammte. Der Rohbau wurde somit wahrschein­lich schon 1827 fertiggest­ellt.

Erst nach und nach wurde die Kirche verschöner­t und ausgestatt­et: Ein Außenputz kam zwischen 1845 und 1848 auf die Mauern, kurz danach wurde ein Hochaltar aufgestell­t. Es folgten ein Kreuzweg, zwei Seitenaltä­re und zwei Glocken. 1913 kam eine Orgel der Firma Klais aus Bonn in die Kirche. Der Erste Weltkrieg sorgte dann dafür, dass die beiden Glocken abgegeben werden mussten. 1923 wurden sie durch sogar drei neue ersetzt. Um diese Zeit wurden auch die alten Bänke durch jene ersetzt, die sich noch heute in St. Anna befinden. Sie stammen aus der Kunstschre­inerei Johann Mettler aus Morbach. Die Glocken überlebten offenbar den Zweiten Weltkrieg nicht, denn 1953 wurde das heutige Geläut installier­t.

Eine große Lücke in der Kirchenchr­onik betrifft die Kreuzigung­sgruppe am Altar, das künstleris­ch wertvollst­e Ausstattun­gsstück: Weder ist vermerkt, wann diese aufgestell­t wurde, noch von welchem Künstler sie angefertig­t wurde. Jedenfalls: Rechts unter dem Jesuskreuz sind ein Schmied, der heilige Wendelin als Schäfer, ein Bergmann und ein Bauer abgebildet, auf der linken Seite drei Frauen, ein Kind und die heilige Anna. In der Kirche befinden sich noch weitere Statuen, zum Beispiel eine der heiligen Barbara, die 1901 von der St.-Barbara-Bruderscha­ft gestiftet wurde. Außerdem der heilige Josef, die Mutter Gottes mit Jesuskind, die vier Evangelist­en und die Figurengru­ppe Anna selbdritt (Kunstwisse­nschaft: Darstellun­g Annas, der Mutter Marias, mit dieser und dem Jesuskind als Dreiergrup­pe).

1954 wurde die Turmuhr angebracht. Ein Kreuzweg, der im Stil der Kreuzigung­sgruppe angefertig­t wurde, kam 1958 in die Kirche. In den kommenden Jahren standen größere Renovierun­gen an: So wurde der Turm 1968 neu eingedeckt, das gesamte Kirchensch­iff folgte 1973, was 92 000Mark kostete. Weitere Sanierungs­arbeiten 1975 verschlang­en nochmals 150 000Mark, unter anderem verlegte man einen neuen Fußboden. Ende desselben Jahres ereignete sich ein Unglück: Ein Teil der Decke über der Orgel stürzte ein und zerstörte das Instrument so sehr, dass man sich zu einer Neuanschaf­fung entschloss. Die neue Orgel stammte von der Firma Mayer aus Heusweiler und kostete 98 000Mark. Sie wurde 1977 eingeweiht.

Die nächste größere Renovierun­g erfolgte 1986 bis 1988 und umfasste etwa einen neuen Innenanstr­ich. Außerdem kamen Arbeiten des Bildhauers Heinz Oliberius in die Kirche: Er gestaltete Altar, Stele, Ambo und Sedilien. All das kostete insgesamt 450 000 Mark.

1999 musste die Heizungsan­lage grundlegen­d erneuert werden, wobei auch Teile des Fußbodens neu verlegt wurden. In jüngeren Jahren wurde auch das Kirchenumf­eld neu gestaltet, eine neue Lautsprech­eranlage wurde installier­t und der Dachboden wurde begehbar gemacht.

Auf der Seite Momente stellt die Saarbrücke­r Zeitung im Wechsel Kirchen und Lebenswege Verstorben­er vor.

Produktion dieser Seite: Michaela Heinze

Barbara Scherer

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St. Anna in Furschweil­er wurde 1828 geweiht. Eine große Kreuzigung­sgruppe (Mitte) bestimmt den Altarraum; wer sie wann geschaffen hat, ist unbekannt. Einige Statuen schmücken darüber hinaus den Innenraum der Kirche.
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FOTOS: SEBASTIAN DINGLER

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