Der Spätzünder startet endgültig durch
Der Elversberger Paul Stock feierte erst mit 26 sein Zweitliga-Debüt. Gegen Fürth trumpfte er als Dreierpacker groß auf.
In der Verbandsliga haben ihm seine Vereine FSV Offenbach und FV Dudenhofen ans Herz gelegt, in eine höhere Liga zu wechseln. Beim Regionalligisten TSV Steinbach Haiger wurde auch schnell klar, dass er Talent hat für viel mehr. Im vergangenen Sommer wechselte Paul Stock mit 26 Jahren aus der Regionalliga Südwest zur SV Elversberg in die 2. Fußball-Bundesliga. Und als wäre es das Normalste der Welt, macht der mittlerweile 27-Jährige genau so weiter wie in den Amateurligen.
In 24 Zweitliga-Spielen weist
„Ich glaube, das war der bislang größte Tag als Fußballer.“SVE-Mittelfeldspieler Paul Stock über seinen Dreierpack gegen Fürth
Stock mit sechs Toren und fünf Torvorlagen den bislang besten Schnitt seiner Karriere auf. Bei der SVE ist er mit Stürmer Luca Schnellbacher (auch sechs Tore und fünf Vorlagen) der beste Scorer. Seinen KarriereHöhepunkt hatte der 27-Jährige am vergangenen Sonntag beim 4:1 der SVE bei der SpVgg Greuther Fürth. Stock erzielte drei Tore und bereitete das 4:1 von Dominik Martinovic vor.
Ein Dreierpack plus Vorbereitung sind nichts Neues für den 1,88 Meter großen Dauerläufer der SVE. Im Februar 2022 schoss er in der Regionalliga beim 5:0 des TSV Steinbach Haiger gegen die TSG Balingen drei Tore und bereitete eins vor. Im August 2019 gelang ihm das Gleiche in der Oberliga beim 4:2 des FV Dudenhofen gegen die TSG Pfeddersheim. Jetzt machte es Stock erstmals auswärts – und dann in der 2. Liga.
„Ich glaube, das war der bislang größte Tag als Fußballer“, sagt Stock. Vor allem das zweite und das dritte
Tor des gebürtigen Landauers waren außergewöhnlich. Beim 2:1 kam er zwölf Meter vor dem Tor an den Ball, ließ sich Zeit und schoss gezielt am Torhüter vorbei, traf aber einen von drei Feldspielern, die auf der Torlinie standen. Beim Nachschuss nahm er die Kugel volley und zimmerte sie halbhoch ins Netz. „Ich habe gemerkt, dass ich Zeit habe, und habe mir den Ball zurecht gelegt. Manchmal ist es aber besser, einfach mal zu bolzen. Das habe ich beim Nachschuss gemacht“, erzählt Stock.
Beim 3:1 hinterlief er den ballführenden SVE-Linksverteidiger Hugo
Vandermersch an der Mittellinie und verfolgte ihn bis in den Strafraum. Andere Spieler hätten den 50-Meter-Sprint längst abgebrochen, da Vandermersch allein auf das Tor zulief. Doch Vandermersch wurde im Strafraum von einem Fürther gefoult, Stock kam angerauscht und schob den Ball ins lange Eck. „Manchmal kann man Dinge vielleicht gar nicht richtig erklären. Ich wusste zu dem Zeitpunkt, dass ich loslaufen musste. Vielleicht ist es Instinkt“, sagt Stock.
Er besuchte nie ein Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) und wurde
von daher auch in kein Muster gepresst. Stock spielt einfach Fußball, wie er es immer getan hat. Mit den Offensivspielern Jannik Rochelt und Manuel Feil hat die SVE noch zwei Spieler, die nie ein NLZ von innen gesehen haben. Die drei zusammen waren an 24 der 35 Elversberger Saisontore direkt beteiligt.
Bei der SVE gehört aber auch ein Trainer dazu, der den Jungs in der Offensive die Freiheiten lässt. „In allen Vereinen, in denen ich bislang war, hat es gedauert, bis ich Stammspieler wurde. Für manche Trainer war ich zu jung, für andere neu im
Aufgebot. Bei der SVE war es anders“, sagt Stock. Trainer Horst Steffen erinnert sich: „Nach der Vorbereitung im Sommer war klar, dass Paul spielen musste. Er war einfach zu stark, das musste belohnt werden.“
In Fürth spielte der vielseitige Stock erstmals links, da Jannik Rochelt erkrankt war. Am kommenden Samstag, 16. März, 13 Uhr, gegen den Tabellenzweiten Holstein Kiel ist Rochelt höchstwahrscheinlich wieder dabei – und Trainer Steffen darf sich dann überlegen, wie er sein Luxusproblem in der Offensive mit dem überragenden Paul Stock löst.