Sie halten Großrosseln in Schuss
Betonsteine verlegen, Friedhof in Schuss halten, öffentliche Rasen mähen, Papierkram erledigen. „ Allrounder“sind gefragt beim Bauhof Großrosseln – und manchmal sogar Tortenbäcker. Wir haben das Team an einem Arbeitstag begleitet.
Morgenstund hat Gold im Mund: Die Mitarbeiter des Bauhofs der Gemeinde Großrosseln müssen früh aufstehen, ihr Dienst beginnt um 7 Uhr. Vorarbeiter Jürgen Kneip ist schon eine halbe Stunde vorher im Büro, um den Tag zu planen.
Das rund 30-köpfige Team hält nicht nur Straßen, Plätze und öffentliche Gebäude der Gemeinde in Schuss. Die Friedhöfe und die Spielplätze werden ebenfalls gepflegt. Außerdem sorgt der Bauhof dafür, dass Feste und Veranstaltungen reibungslos über die Bühne gehen können: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mähen die Wiese, stellen Schilder und Absperrungen auf.
Am Computer liest Kneip die Mails und die Arbeitsaufträge, die das Bauamt schickt. Heute sollen drei Birken an der Alten Schule in Großrosseln wegen Pilzbefalls gefällt werden. Um 8 Uhr bringt eine Firma einen Hubsteiger, das Fällen selbst übernimmt ein Fachmann des Bauhofs. Außerdem wurde ein wackelnder Kanaldeckel gemeldet. Ein sogenannter Anti-Klapper-Ring, der dort eingelegt wird, kann das Problem lösen.
Kurz vor der Morgenbesprechung schaut noch ein Kollege bei Jürgen Kneip vorbei, er braucht ein neues Fahrtenbuch. Auch beim Bauhof ist viel Schreibarbeit zu erledigen, vom Erstellen der Arbeitsaufträge bis zum Ausfüllen der Arbeitszeiterfassungsformulare. Die Dokumentation ist wichtig, im Ernstfall – etwa bei einem Autounfall bei Schnee – muss
die Gemeinde nachweisen können, dass sie gestreut und damit ihre Verkehrssicherungspflicht erfüllt hat. Jetzt, im Frühling, warten andere Arbeiten: Wenn die Vegetation richtig in Schwung kommt, sind die Rasenmäher permanent im Einsatz. Aber bis dahin dauert es noch ein paar Tage. Aktuell werden Rasengräber vertikutiert und gedüngt, erklärt Jürgen Kneip.
Während der Einsatzbesprechung redet der gelernte Schlosser sehr ruhig, seine Mitarbeiter hören auf
merksam zu. Viele Worte werden nicht gewechselt. Die Truppe ist ein eingespieltes Team, jeder weiß, was zu tun ist. Schnell ist geklärt, wer mit wem ausrückt und wer ein Fahrzeug mit einer Anhängerkupplung benötigt. „Wir kommen sehr gut miteinander aus“, versichert der 54-Jährige, „ich kann mich auf meine Leute verlassen.“
Der Bauhof befindet sich auf dem Gelände der ehemaligen Tagesanlage Warndt in Karlsbrunn. Es gibt dort eine Schlosserei, eine
Autoschlosserei und eine Schreinerei. Drinnen und draußen wird viel gelagert: von der Weihnachtsbeleuchtung über den Kaltasphalt zum Reparieren von Schlaglöchern bis hin zu den Holzhütten für die Vereine. Beim Bauhof steht auch Mobiliar der Schulturnhalle St. Nikolaus, denn die Halle wird zurzeit saniert.
Zum Team des Bauhofs gehören drei Frauen. Michaela Zimmer und Michelle Schmidt kümmern sich an diesem Morgen um den Grünschnitt-Sammelplatz der Gemeinde. Schon zu früher Stunde nutzen einige Bürger die Möglichkeit, ihre Gartenabfälle kostenlos abzuliefern. Die ankommenden Autofahrer, die von den beiden begrüßt werden, waren schon öfter da und wissen, was zu tun ist. Deshalb können sich die Gärtnerinnen der Pflege eines Beetes im Eingangsbereich widmen. Während Michaela Zimmer die Pflanzen mit der Schere stutzt, kratzt Michelle Schmidt altes Laub mit dem Rechen zusammen. Zwischendurch schauen sie immer mal wieder rüber zu den Besuchern – um sicherzugehen, dass nicht irrtümlich Falsches abgeladen wird. Erde zum Beispiel gehört nicht auf den Sammelplatz. Michelle Schmidt gefällt ihr abwechslungsreicher Job. Und Michaela Zimmer betont: „Ich habe sehr nette Kollegen.“
Wer für den Bauhof arbeitet, muss flexibel sein, denn die Aufgaben sind vielfältig, also sind Allrounder gefragt. So wie an der Bushaltestelle in Naßweiler: In der Praxis hatte sich dort gezeigt, dass die geriffelten Betonsteine im Boden, die Sehbehinderten die Orientierung erleichtern sollen, nicht optimal platziert sind. Maler David Heinz und Schreiner Meik Wack verlegen die Steine nun an die richtige Stelle. Auch Wacks zweiter Beruf – er ist gelernter Konditor – kommt ihm am Bauhof zugute. Wenn auch nicht bei der täglichen Arbeit. Im vorigen Jahr haben ihn seine Kollegen bei einem internen Wettbewerb zum „Backweltmeister“gekürt. Keine Siegchance hatte der Automechaniker, der vergessen hatte, die Himbeeren auf seiner Torte zu zuckern. Jetzt steht der diesjährige Wettbewerb vor der Tür. Sonntags wird zuhause gebacken, am Montag in der Pause greifen die Juroren dann zur Gabel.
Im Gegensatz zur vorigen Auflage des Wettbewerbs muss diesmal jeder Teilnehmer denselben Kuchen backen: einen Frankfurter Kranz. Jürgen Kneip geht mit ins Rennen. „Ich bin gespannt“, sagt der Vorarbeiter. Da er den Kuchen schon öfter gemacht hat, rechnet er sich durchaus Siegchancen aus.