Saar-Industrie vor riesigem Umbruch
Noch nie stand die Industrie als stärkstes wirtschaftliches Standbein des Saarlandes vor so riesigen Veränderungen wie jetzt. Für Ford in Saarlouis fand sich kein Nachfolger. Ein Hauptgrund ist wohl auch die große Verunsicherung in der Autoindustrie, hervorgerufen durch die deutsche und internationale Politik. Erst wird der Verbrenner verboten. Dann ist noch nicht engültig klar, welche Technologie sich letztlich durchsetzen wird: Elektromobilität oder vielleicht doch Autos, die mit Wasserstoff betrieben werden.
Die große Verunsicherung überträgt sich auf die Verbraucher. Zahlreiche Händler bleiben auf ihren Elektroautos sitzen, ob neu oder gebraucht. Chinesen und andere internationale Autobauer überlegen sich angesichts völlig verunsicherter Absatzmärkte gegenwärtig genau, ob sie Milliarden Euro für ein neues Werk in Deutschland in die Hand nehmen – nur, um hier Marktanteile zu gewinnen. Die Verunsicherung reicht bis zu den Planungen der Zulieferbetriebe. Ob Michelin, Bosch, ZF und viele andere, die noch im Saarland vertreten sind: Die Zeichen stehen auf Personalabbau. Zumal Elektromobilität weniger Personal benötigt. Es ist bitter, aber nachvollziehbar, dass ZF-Konzernchef Holger Klein derzeit jede Festlegung auf den künftigen Personalbedarf bei ZF in Deutschland ablehnt. Er hat keine Glaskugel und kann auch selbst nicht beurteilen, wie schnell sich Absatzmärkte verändern. Trotz einer noch guten Auftragslage in Saarbrücken.
Unternehmensleitung und Arbeitnehmervertreter müssen deshalb jetzt in kurzen Abständen die Köpfe zusammenstecken, um gemeinsam Projekte zu suchen, die man auch nach 2030 in Saarbrücken verwirklichen kann. Gelingt das nicht, wäre das eine Katastrophe für das Saarland.