„Umweltschutz über den Geldbeutel wirkt sich aus“
Ein zweistündiger Rundgang durch das Saarbrücker Wertstoffzentrum Am Holzbrunnen war für die Teilnehmer ebenso kurzweilig wie informativ.
(rat) Die Müllsammelaktion „Picobello“hat es noch einmal deutlich gemacht, es gibt zu viel Abfall. Passend dazu hat der Zentrale Kommunale Entsorgungsbetrieb (ZKE) in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule in diesem Frühjahrssemester unter dem Motto „Weniger ist mehr – Abfallvermeidung und Abfalltrennung“zu einer Exkursion ins Saarbrücker Wertstoffzentrum Am Holzbrunnen eingeladen. Heike Latic und Klaus Peter vom ZKE führten kurzweilig und informativ durch die knapp zweistündige Veranstaltung.
Erster Halt war bei Joachim Quint in der „Wertstatt in der Bogenhalle“. Das größte Gebrauchtwarenkaufhaus in Saarbrücken befindet sich am Rande des Wertstoffhofs und ist ein Projekt des Zentrums für Bildung und Beruf (ZBB). Hier landen Gebrauchs- und Alltagsgegenstände, die sich zur Reparatur oder einer anderen Nutzung anbieten. Sie werden gesäubert, aufgewertet und zum Verkauf angeboten. Das meiste sammelt der ZKE ein. Bürger können sich aber auch direkt an Quint und sein Team wenden. Die Idee zu dieser Kooperation entstand vor zehn Jahren: „Es kommen so gute Sachen an, die wir wegschmeißen mussten“, sagt Heike Latic.
Die sieben Kursteilnehmer erfuhren in einer kurzen Führung, wie groß das Angebot ist, das sich über zwei Etagen erstreckt. Möbel, Kleidung und Kinderspielzeug sind nur einige Dinge, die das Sortiment aufzuweisen hat. In der „Media MarktEcke“stehen geprüfte Elektrogeräte zum kleinen Preis. „Wir versuchen, die sozial benachteiligten Menschen zuerst zu sehen“, erklärt Quint, der auch die zweite Filiale in Burbach leitet. Wer aus der Obdachlosigkeit kommt, erhält die Erstausstattung kostenlos. Das Jobcenter gibt „Wertstatt-Gutscheine“aus. Aber generell dürfen alle hier einkaufen.
Das knapp 50-köpfige Mitarbeiterteam besteht unter anderem aus Maßnahmeteilnehmern und Langzeitarbeitslosen. Über die Arbeitsagentur ist auch eine geförderte Ausbildung zum Kaufmann im Einzelhandel möglich.
Das Herzstück ist die Schreinerei im Erdgeschoss. Es wird nicht nur repariert und nachgebessert, mit etwas
Geschick entsteht aus übriggebliebenen oder unbrauchbaren Materialien etwas ganz Neues. Und davon gibt es mehr als genug. „Wir haben noch keinen Cent für Holz ausgegeben“, sagt Quint, als er einen altmodischen Fernsehschrank aus den 60er-Jahren präsentiert, der zu einer schicken Mini-Bar umfunktioniert wurde.
Danach geht es in die große Halle des Wertstoffzentrums. „Die Lage ist ideal, es ist nah an der Autobahn, die Saarbahn ist in der Nähe“, erläutert Klaus Peter die Vorteile am Holzbrunnen. Ein großer Unterschied zum Standort in der Wiesenstraße: Kunden und Mitarbeiter sind in der Halle vor der Witterung geschützt. Aber ein kleiner Wermutstropfen bleibt, Lärm und Staub sammeln sich unter dem Dach und ziehen nur langsam ab.
In den großen Containern ist genügend Platz, um Holz, Eisenschrott, Kühlgeräte, aber auch Fernseher, Monitore, Handys und Laptops abzugeben. Besonders stolz ist der ZKE auf den selbst hergestellten Kompost aus der Kompostierungsanlage in Gersweiler. Weil ausschließlich Grünschnitt aus den Saarbrücker Gärten verarbeitet wird, ist die Qualität so hoch, dass er ein besonderes Bio-Gütesiegel erhalten hat. Die Nachfrage aus der Landwirtschaft ist groß, Privatkunden können kleine Mengen direkt hier kaufen.
Für Hobby-Gärtner gibt es noch einen Geheimtipp: Wenn es am Wochenende in den Wertstoffzentren zu voll wird, kann man seinen Grünschnitt auch in der Kurt-Schumacher-Straße 19 abgeben. Die Annahmestelle liegt etwas versteckt hinter dem Bürgeramt Brebach und wird von den meisten übersehen. Sie ist aber über den Parkplatz leicht zu erreichen und samstags bis 14 Uhr geöffnet.
Zum Abschluss gab es noch eine kurze Präsentation mit Fakten rund um das Müllaufkommen. So erzeugte jeder Saarbrücker im Jahr 2022 durchschnittlich 159 Kilogramm Restmüll, was 13 grauen Tonnen entspricht. Interessant ist auch ein Blick auf das Jahr 2010, das Jahr vor Einführung der gewichtsabhängigen Abfallgebühr. Da waren es noch 225 Kilogramm pro Kopf. Gleichzeitig stieg in diesem zwölfjährigen Zeitraum die Abfallabgabe bei den Wertstoffzentren von 48 Kilo pro Person auf 85. „Umweltschutz über den Geldbeutel wirkt sich aus“, meint Klaus Peter.
Öffnungszeiten des Wertstoffzentrums Am Holzbrunnen 4: Montag bis Mittwoch 9 bis 16.45 Uhr, Donnerstag und Freitag 9 bis 17.45 Uhr, Samstag 8 bis 13.45 Uhr. Die „Wertstatt in der Bogenhalle“ist montags bis freitags täglich von 9 bis 15.30 Uhr geöffnet.