Kleiderbörse, Sozialhilfe und Arztpraxis unter einem Dach
Die Diakonie Saar bietet Wohnungslosen und anderen bedürftigen Menschen eine Anlaufstelle in der Saarbrücker Innenstadt.
(bub) Kleidung ist ein überlebenswichtiges Grundbedürfnis jedes Menschen. In der St. Johanner Börse der Diakonie Saar wird Bedürftigen geholfen, dieses Bedürfnis zu befriedigen. Die Kleiderbörse ist eines von mehreren sozialen Projekten, die in der Johannisstraße 4 zu finden sind. Eine Sozialberatung, ambulant-betreutes Wohnen sowie eine Arztpraxis für die medizinische Grundversorgung Wohnungsloser und Menschen ohne Krankenversicherung haben hier einen Platz gefunden.
Anleiterin Irene Zubix und Sozialpädagoge Oliver John kümmern sich um die Einrichtung: „Die Angebote richten sich an die Men
schen in der Gesellschaft, die am schlimmsten dran sind“, sagt John. In der St. Johanner Börse erhalten Wohnungslose Kleidung kostenlos, andere zahlen einen kleinen Betrag und können damit einmal im Monat ihren Grundbedarf an Kleidung decken. Die Einrichtung trägt sich komplett selbst und erwirtschaftet keine Gewinne. Das Angebot richtet sich nur an Bedürftige. Neben Kleidung gibt es im kleinen Umfang Haushaltswaren, wie Kleingeräte, Geschirr oder Besteck. 14 Tonnen Textilien hat 2022 die St. Johanner Börse verteilt. „95 Prozent der Kleidung besteht aus Spenden von Privatpersonen. Dafür sind wir sehr dankbar. Ohne die Spenden wäre der Laden in dieser Art nicht möglich“, sagt John.
Einen großen Bedarf gibt es an Herrenbekleidung. Schuhe, Jacken oder Pullover würden immer gesucht. Aber auch Schlafsäcke, Decken oder Isomatten seien äußerst willkommen. Spenden können zu den Öffnungszeiten vorbeigebracht werden, bei großen Mengen ist auch eine Abholung vor Ort möglich.
Irene Zubix ist seit einigen Monaten Anleiterin in der Kleiderbörse und bekommt viel mit vom Leben auf der Straße. „Es ist sehr spannend hier. Die Menschen, die hierherkommen, sind sehr dankbar. Es ist schön, wenn die Leute glücklich rausgehen“, erklärt die Anleiterin. 16 Mitarbeitende kümmern sich um den Laden. Diese kommen aus der Arbeitslosigkeit und können sich hier erproben. Das bringt Struktur in den Alltag und hilft später, auf dem Arbeitsmarkt eine Stelle zu finden. Dass Menschen aus prekären Verhältnissen oder Wohnungslose dringend neue Kleidung benötigen, komme häufig vor.
„Wer auf der Straße wohnt, hat einen deutlich höheren Verschleiß an Klamotten. Außerdem ist in solchen Bereichen auch Diebstahl ein Problem. Wohnungslose kommen regelmäßig und kleiden sich ein, damit sie sich würdevoll durch die Stadt bewegen können“, berichtet Oliver John. Viele Menschen in Not müssten erstmal zum Haus finden. Bei der Sozialen Arbeit des Hauses werden Menschen direkt angesprochen und darauf aufmerksam gemacht, dass es das Angebot gibt. „Bis die Leute wirklich herkommen, ist es meist ein Prozess. Oft muss erst Vertrauen aufgebaut werden, damit sich die Menschen überwinden herzukommen“, berichtet John. Im Laden gibt es auch eine Dusche. Zudem werden dort Taschen für Krankenhaus-Aufenthalte hergerichtet.
Anleiterin Zubix: „Oft ist es sehr spontan, dass Menschen schnell ins Krankenhaus oder zu einer Therapie müssen. Wir richten eine Tasche mit dem Nötigen her. Oft fahren wir die Menschen dann zur Klinik. Dann sehen wir, dass sie dort auch wirklich ankommen.“