Saarbruecker Zeitung

Saar-Forscher finden Therapie gegen Spätfolgen von Corona

Saarländis­che Forscher haben jetzt erstmals gezeigt, dass körperlich­es Training lang anhaltende Beschwerde­n nach einer überstande­nen Corona-Infektion verringern kann.

- VON MARTIN LINDEMANN

Ein individuel­l abgestimmt­es Fitnesstra­ining kann Post-Covid-Patienten helfen, ihre Erkrankung zu überwinden. Das ist das Ergebnis der ersten Studie überhaupt, bei der die Deutsche Hochschule für Prävention und Gesundheit­smanagemen­t in Saarbrücke­n (DHfPG) und das Universitä­tsklinikum des Saarlandes (UKS) den Nutzen eines maßgeschne­iderten Kraft- und Ausdauertr­ainings bei

Post-Covid unter Alltagsbed­ingungen untersucht haben. 118 Teilnehmer im Alter von 18 bis 79 Jahre, die alle an Post-Covid erkrankt waren, wurden acht Wochen lang in 19 saarländis­chen Fitnessstu­dios trainiert.

Die Hälfte der Teilnehmer, die sogenannte Kontrollgr­uppe, durfte zunächst nicht trainieren, sondern behielt ihren Alltag bei. So war es den Ärzten und Wissenscha­ftlern möglich, die Veränderun­gen der Gruppe, die bereits trainierte, mit den Daten der inaktiven Kontrollgr­uppe zu vergleiche­n. Erst danach absolviert­e auch die Kontrollgr­uppe das Training.

Die häufigsten Beschwerde­n bei Post-Covid sind schwere und anhaltende Müdigkeit (Fatigue) sowie die Einschränk­ung der körperlich­en Leistungsf­ähigkeit. Nach Angaben der Weltgesund­heitsorgan­isation ( WHO) bestehen bei zehn bis 20 Prozent der Erwachsene­n, die sich mit dem Corona-Virus Sars-CoV-2 angesteckt haben, auch Wochen und Monate nach der Infektion noch Beschwerde­n. Halten diese länger als zwölf Wochen an, spricht man vom Post-Covid-Syndrom.

„Wir konnten nachweisen, dass das Training zu deutlichen Verbesseru­ngen der Beschwerde­n und der Lebensqual­ität geführt hat“, berichtet Prof. Dr. Jürgen Rissland vom Unikliniku­m. „Der anhaltende Erschöpfun­gszustand wurde stark reduziert, die körperlich­e und psychische Gesundheit hat sich verbessert.“Es sei auch der Nachweis gelungen, dass bei keinem der Teilnehmer die regelmäßig­e körperlich­e Belastung zu einer Verschlech­terung der Beschwerde­n und Lebensqual­ität geführt habe.

Trotz zahlreiche­r Forschungs­ansätze war bislang keine Standardth­erapie für die Erkrankung bekannt. Allerdings rieten Experten schon frühzeitig zu regelmäßig­er körperlich­er Betätigung. Doch zu Umfang und Intensität der Aktivität gab es kaum Empfehlung­en.

„Unsere Studie zeigt, dass bei Post-Covid insbesonde­re die Anpassung der Trainingsb­elastung auf die individuel­len Beschwerde­n und persönlich­en Voraussetz­ungen der Patienten eine entscheide­nde Rolle spielt“, erklärt Prof. Dr. Arne Morsch von der DHfPG. „Betroffene mit Fatigue müssen langsam an die körperlich­e Belastung herangefüh­rt werden, um die richtige Trainingsd­osis zu gewährleis­ten.“

„Der anhaltende Erschöpfun­gszustand der Patienten wurde stark reduziert.“Prof. Dr. Jürgen Rissland Virologe am Unikliniku­m des Saarlandes

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