Saar-Forscher finden Therapie gegen Spätfolgen von Corona
Saarländische Forscher haben jetzt erstmals gezeigt, dass körperliches Training lang anhaltende Beschwerden nach einer überstandenen Corona-Infektion verringern kann.
Ein individuell abgestimmtes Fitnesstraining kann Post-Covid-Patienten helfen, ihre Erkrankung zu überwinden. Das ist das Ergebnis der ersten Studie überhaupt, bei der die Deutsche Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement in Saarbrücken (DHfPG) und das Universitätsklinikum des Saarlandes (UKS) den Nutzen eines maßgeschneiderten Kraft- und Ausdauertrainings bei
Post-Covid unter Alltagsbedingungen untersucht haben. 118 Teilnehmer im Alter von 18 bis 79 Jahre, die alle an Post-Covid erkrankt waren, wurden acht Wochen lang in 19 saarländischen Fitnessstudios trainiert.
Die Hälfte der Teilnehmer, die sogenannte Kontrollgruppe, durfte zunächst nicht trainieren, sondern behielt ihren Alltag bei. So war es den Ärzten und Wissenschaftlern möglich, die Veränderungen der Gruppe, die bereits trainierte, mit den Daten der inaktiven Kontrollgruppe zu vergleichen. Erst danach absolvierte auch die Kontrollgruppe das Training.
Die häufigsten Beschwerden bei Post-Covid sind schwere und anhaltende Müdigkeit (Fatigue) sowie die Einschränkung der körperlichen Leistungsfähigkeit. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation ( WHO) bestehen bei zehn bis 20 Prozent der Erwachsenen, die sich mit dem Corona-Virus Sars-CoV-2 angesteckt haben, auch Wochen und Monate nach der Infektion noch Beschwerden. Halten diese länger als zwölf Wochen an, spricht man vom Post-Covid-Syndrom.
„Wir konnten nachweisen, dass das Training zu deutlichen Verbesserungen der Beschwerden und der Lebensqualität geführt hat“, berichtet Prof. Dr. Jürgen Rissland vom Uniklinikum. „Der anhaltende Erschöpfungszustand wurde stark reduziert, die körperliche und psychische Gesundheit hat sich verbessert.“Es sei auch der Nachweis gelungen, dass bei keinem der Teilnehmer die regelmäßige körperliche Belastung zu einer Verschlechterung der Beschwerden und Lebensqualität geführt habe.
Trotz zahlreicher Forschungsansätze war bislang keine Standardtherapie für die Erkrankung bekannt. Allerdings rieten Experten schon frühzeitig zu regelmäßiger körperlicher Betätigung. Doch zu Umfang und Intensität der Aktivität gab es kaum Empfehlungen.
„Unsere Studie zeigt, dass bei Post-Covid insbesondere die Anpassung der Trainingsbelastung auf die individuellen Beschwerden und persönlichen Voraussetzungen der Patienten eine entscheidende Rolle spielt“, erklärt Prof. Dr. Arne Morsch von der DHfPG. „Betroffene mit Fatigue müssen langsam an die körperliche Belastung herangeführt werden, um die richtige Trainingsdosis zu gewährleisten.“
„Der anhaltende Erschöpfungszustand der Patienten wurde stark reduziert.“Prof. Dr. Jürgen Rissland Virologe am Uniklinikum des Saarlandes