Neue DFG-Bahn rollt nach bürokratischer Irrfahrt
Bis Mittwochnachmittag sah es noch nicht so aus, als könnte die Bahn auf Rädern als Ersatz für die Kleinbahn auf Schienen am Wochenende zum Saisonstart im DFG fahren. Jetzt hat die Stadtverwaltung doch noch die Kurve gekriegt.
Wenn am Wochenende die Saison im Deutsch-Französischen Garten (DFG) beginnt, fährt die Seilbahn ganz sicher noch nicht. Und auch auf die Kleinbahn auf Schienen aus dem Jahr 1961, als der DFG als Gartenschau eröffnet wurde, müssen die Besucher bereits im zweiten Jahr verzichten. Die Böschung oberhalb des Deutschmühlenweihers droht abzurutschen und muss aufwendig gesichert werden. Man sei dabei, Gutachten einzuholen, erläuterte der neue Grünamtschef Michele Rossi. Wie lange das dauert und was es kosten wird, steht demnach in den Sternen (wir berichteten).
Umso dringender brauchte es eine Alternative. Die gibt es jetzt: Eine knallrote Bimmelbahn auf Rädern. Sie wird am Ostersonntag zum ersten Mal fahren, wie deren Betreiber Lothar Westrich am Mittwochnachmittag endlich bestätigen konnte. Gestern setzte er seine Unterschrift unter eine sogenannte „Nutzungsvereinbarung“mit dem Grünamt. Westrich betreibt auch die Seilbahn. Dass das alles so knapp wurde, daran hat die Stadtverwaltung, zuständig für die Genehmigung der Bahn im DFG, offenbar erhebliche Schuld. Westrich hat nach eigenen Angaben eine wochenlange bürokratische Odyssee durch die Zuständigkeiten hinter sich. „Kein Amt wusste, wer zuständig ist.“
Aber der Reihe nach: Bahn-Betreiber Westrich hat die Bahn vor ungefähr sechs Wochen in der Nähe von Rostock gebraucht gekauft. Sie ist TÜV-geprüft und auch die Streckenführung durch den DFG ist laut DFGKoordinatorin Angelika Trenz ausgearbeitet. Woran hing es also? Nach vielen Gesprächen und Telefonaten in den vergangenen Tagen kam heraus,
dass die Stadtverwaltung über Wochen nicht in der Lage war zu klären, wer für die „Nutzungsvereinbarung“(die es letztlich brauchte) zuständig ist. Oder welche Art Genehmigung überhaupt nötig war. Beim Gespräch mit der SZ am vergangenen Freitag waren weder der Baudezernent Patrick Berberich (CDU) noch sein Grünamtschef Michele Rossi (CDU) in der Lage, eindeutige Auskunft darüber zu geben.
Erst hieß es, das Landesamt für Straßenbau sei zuständig. Das erklärte auf Anfrage: Nein. Die Bimmelbahn fährt ja nicht im Straßenverkehr. Dann gab es die Auskunft, dass womöglich doch das städtische Verkehrsamt zuständig sei für diese dringend benötigte Genehmigung. Erst vier Tage später und nach weiteren schriftlichen Nachfragen und Telefonaten dann folgende Antwort von der Stadt-Pressestelle: „Nach Prüfung des Amtes für Stadtgrün und Friedhöfe kann eine Nutzungsvereinbarung für den Betrieb der Bahn auf den Wegen des Deutsch-Französischen Gartens geschlossen werden.“Kein Wort dazu, warum das nicht längst geregelt worden war. Oder ob man mit dem Betreiber den Saisonstart besprochen und geregelt habe. Und schon gar keine Antwort auf die eigentliche Frage: Fährt die Bahn? Oder fährt sie nicht? Das hat Lothar Westrich jetzt
klargestellt: Sie fährt.
Die Seilbahn, die 2021 ihren Betrieb aufgrund technischer Defekte einstellen musste, aber noch nicht. Sie ist jetzt eigentlich repariert und damit startklar. Was jetzt noch fehlt, ist das TÜV-Siegel, wie Baudezernent Patrick Berberich (CDU) vorigen Freitag erklärte. „Der Betreiber hatte einen Termin mit dem TÜV Rheinland am 17. März. Der wurde seitens des Prüfers leider abgesagt.“Nun soll es am 3. April endlich so weit sein, wie Seilbahn-Betreiber Lothar Westrich auf Nachfrage bestätigt. Gibt der Prüfer seinen Stempel, kann die Seilbahn endlich wieder ihren Betrieb aufnehmen. „Zu 50 Prozent gehe ich davon aus“, sagt Westrich.
„Wir hatten auch Pech“, sagt Angelika Trenz, Koordinatorin des Deutsch-Französischen Gartens (DFG) bei der Landeshauptstadt. Denn erst konnten Ersatzteile für die alte Seilbahn aus den 1960er Jahren nicht beschafft werden. Dann brannte vergangenes Jahr auch noch ein Lkw im Betriebshof an der Seilbahnstation am Südeingang ab, sodass das Seil auf Festigkeit geprüft werden musste.
Jetzt kann man also immerhin Bimmelbahn fahren. Und sich an der Frühlings-Blumenpracht erfreuen. Die Osterglocken blühen, der Heidegarten strahlt in lila-Tönen. Gastronomisch bleibt der DFG aber eine Wüste – abgesehen vom DeutschFranzösischen Café, der „gutbürgerlichen“Gaststätte „Zum Ehrental“daneben und den beiden zuverlässig geöffneten Kiosken am Nordeingang und an der Seilbahnstation am Weiher. Dort gibt`s auch eine klassische „Roschdwurschdbud“. Der an Oliver Häfele verpachtete Lesepavillon und der Getränke-Kiosk davor jedoch sind nur sehr eingeschränkt geöffnet (mittwochs, am Wochenende und zu besonderen Anlässen 13-18 Uhr). „Da wünschen wir uns mehr Angebot“, sagt Berberich. Doch das rechnet sich wohl nicht.
Und so gammelt die Gastronomie im DFG weiter wie seit Jahren vor sich hin. Das Café „Zum gemütlichen Eck“, das schon vor zwei Jahren am neuen Wasserspielplatz wieder öffnen sollte, ist zwar verpachtet, steht aber leer. So wie das „Restaurant d'Alsace“– beide auf städtischem Grund, mit privaten Pächtern. Dort immerhin gebe es Fortschritte hinsichtlich einer neuen Nutzung, kündigt Berberich an. Einzelheiten könne man aber (noch) nicht preisgeben. Ähnlich verhält es sich mit dem „Gemütlichen Eck“.
Dessen Sanierung steht an und sei nach Informationen der Stadt auch geplant, verantwortlich sei aber auch hier der Pächter.
Und sonst? Der Spielplatz am Rosengarten bekommt neue Geräte. „Am neuen Wasserspielplatz wollen wir noch ein paar Bäume pflanzen, zur besseren Beschattung“, kündigt Rossi an. All das soll im Laufe des Jahres passieren. Die Oster-Spaziergänger müssen auch noch ein paar Wochen lang auf die Wasserorgel und die Tretboote verzichten, denn der Wasserpegel des Deutschmühlenweihers ist noch zu niedrig. Wegen dringenden Bauarbeiten am undichten Einlass am Nordeingang kann der Weiher erst in ein paar Wochen ganz befüllt werden.
Immerhin – der Osterhase kommt trotzdem! „Wir verteilen an Ostersonntag 3000 Schoko-Hasen aus fair gehandelter Schokolade“, kündigt Berberich an. Von 13 Uhr bis 15.30 Uhr werden Bons dafür am Nordeingang und in der Südmulde ausgegeben. Abholen kann man die Hasen an der Muschel ( Verkaufsstand). Dort startet am Ostersonntag um 14 Uhr ein Bühnenprogramm.
Und die Marktschreier vom Hamburger Fischmarkt sind ja auch noch da – von Samstag (30. März) bis Montag (1. April) auf dem Festplatz am Nordeingang.
„Kein Amt wusste, wer zuständig ist.“Lothar Westrich Betreiber der Bahn im DFG