Die Jugendkriminalität ist im Saarland deutlich angestiegen
Die Polizei ermittelte im vergangenen Jahr 6214 Tatverdächtige unter 21 Jahren. Darunter waren 1275 Kinder. Das geht aus dem Kriminalitätsbericht der Landespolizei hervor.
Die weiterhin unter akuter Personalnot leidende saarländische Polizei hat im vergangenen Jahr insgesamt 72 155 Straftaten registriert. Dies bedeutet einen Anstieg der Delikte gegenüber dem Jahr 2022 um 5,9 Prozent oder 4016 Fälle. Gleichzeitig stieg die Aufklärungsquote auf 60,4 Prozent (plus 0,6 Prozent). Die Fahnder ermittelten 30 546 Tatverdächtige, 10,4 Prozent mehr als im Vorjahr. In dem Bericht des Landespolizeipräsidiums zu „Stand und Entwicklung der Kriminalität“im Saarland für das Jahr 2023, der unserer Zeitung vorliegt, ist festgehalten: Die Gesamtkriminalität nähere sich weiter dem Fallzahlenniveau vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie, liege aber noch deutlich unter den Zahlen für das Jahr 2019. Damals wurden im Saarland 74 720 Straftaten gezählt.
Der höchste Anstieg wird für 2023 bei den Diebstahls-Delikten ausgewiesen. Insgesamt zählte die Polizei 22 184 Diebstähle, 2104 Fälle oder 10,5 Prozent mehr als 2022. Insgesamt 5285 Ladendiebstähle (plus 1358 Fälle oder 34,6 Prozent) wurden registriert.
Für den Bereich der Jugendkriminalität, der Straftaten von Kindern bis 14 Jahren, Jugendlichen (14 bis 17 Jahre) und Heranwachsenden (18 bis 20 Jahre) umfasst, wird im Kriminalitätsbericht ein Anstieg um 492 Fälle (plus 6,5 Prozent) auf 8069 Delikte ausgewiesen. Gleichzeitig konnte in allen Altersklassen ein Anstieg bei den ermittelten Tatverdächtigen registriert werden: bei den Kindern auf 1275 (plus 109), bei
Jugendlichen (plus 252) auf 2686 und bei den Heranwachsenden (plus 192) auf 2253 Tatverdächtige.
Nach einem internen Bericht des saarländischen Landeskriminalamtes (LKA) war im Deliktsbereich „Verbreitung pornografischer Inhalte“mehr als jeder dritte Tatverdächtige unter 21 Jahre alt. Einen Anstieg um 20,1 Prozent oder 281 Delikte auf jetzt 2676 Fälle meldet die Polizei bei den Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung. Hierzu zählt beispielsweise die Verbreitung pornografischer Inhalte, was 1018 Fälle (plus 315 Delikte, 44,8 Prozent) betrifft. In diesem Sektor rechnen die Ermittler für die Zukunft mit einem „nicht unerheblichen Fallzahlenanstieg“.
Dies gilt speziell für den Missbrauch von Kindern. Hintergrund ist, dass die halbstaatliche Organisation NCMEC (National Center for Missing und Exploited Children) in den USA über das Bundeskriminalamt (BKA) Hinweise und Sichtungen im Internet weiterleitet. Im Saarland wurde hier eigens die Ermittlungsgruppe „Halde“eingerichtet, die bereits wiederholt zu Razzien ausgerückt ist.