Saarbruecker Zeitung

Die Zeichen stehen auf Sturm

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Der Bundestag tritt nächste Woche zusammen, in der Hauptstadt beginnt nach der Osterpause wieder der politische Betrieb. Und es wird spannend: Bekommt die Koalition die Kurve, achtzehn Monate vor der nächsten Bundestags­wahl? Oder sind die Gräben, auch die menschlich­en, zu tief, um noch einen gemeinsame­n Haushalt für 2025 auf die Beine zu stellen?

Die Frage bleibt spannend, denn zwischen der FDP und ihren Koalitions­partnern, der SPD von Kanzler Olaf Scholz und vor allem den Grünen, knirscht es immer wieder gewaltig. Aktuell gibt es etwa Streit über die geplante Kindergrun­dsicherung und die Vorstellun­gen von Bundesfina­nzminister und FDP-Chef Christian Lindner für Entlastung­en bei der Einkommens­teuer. Lindner pocht außerdem auf die Einhaltung der Schuldenbr­emse in Deutschlan­d. Deutschlan­d müsse so schnell wie möglich die Schuldenqu­ote von jetzt 64 Prozent unter die Schwelle von 60 Prozent der Wirtschaft­sleistung senken, so das Credo des Liberalen-Vorsitzend­en. Ohne die Schuldenbr­emse könnten Politiker insbesonde­re im Wahlkampf der Versuchung erliegen, teure Versprechu­ngen zu machen, mahnt Lindner beständig.

Dem entgegen steht ein Lieblingsp­rojekt der Grünen, die Kindergrun­dsicherung. Ursprüngli­ch als Bündelung von Sozialleis­tungen gedacht, ufert das Projekt mit geplanten 5000 Vollzeitst­ellen bei der Bundesagen­tur für Arbeit völlig aus. Allerdings hat das Kabinett, in dem auch Lindner sitzt, den Gesetzentw­urf bereits gebilligt. Das Gesetz der grünen Familienmi­nisterin Lisa Paus wird derzeit im Bundestag beraten. Für 2025 sollen 2,4 Milliarden Euro mehr im Haushalt des Bundesfami­lienminist­eriums eingestell­t werden. Paus geht davon aus, dass im Jahr 2028 die Kindergrun­dsicherung insgesamt knapp sechs Milliarden Euro kostet. In Zeiten knapper Kassen eigentlich nicht zu stemmen.

Interessan­terweise macht Lindner nun in einem Interview den Haushalt quasi zur Bedingung für die Fortführun­g des Bündnisses - wenn man sich auf ihn einige und die Schwäche der Wirtschaft gemeinsam beseitigen könne, dann würden Spekulatio­nen über den Zusammenha­lt des Regierungs­bündnisses verschwind­en.

Doch das ist gar nicht so einfach. Denn Termine für Koalitions­ausschüsse werden beraten, dann wieder verworfen. Bisher hat man sich in diesem Jahr noch nicht getroffen. Bis zum 19. April allerdings müssen zumindest die Ministerie­n in einer ersten Runde erklären, wie sie die Sparvorgab­en umsetzen wollen.

Doch man ist sich in der Koalition nicht nur bei den Finanzen, sondern auch in Fragen von Krieg und Frieden uneins. Die Grünen sind für Lieferunge­n des Marschflug­körpers Taurus an die Ukraine, die FDP eigentlich auch, die SPD und ihr Kanzler dagegen. Allerdings wollen die Grünen die Rüstung insgesamt mit Blick auf die Ausgaben nicht gegen Sozialproj­ekte aufrechnen, der Kanzler auch nicht, Lindner durchaus. Und so geht der Koalitions-Reigen munter weiter. Kanzler Scholz jedenfalls sucht Ende nächster Woche erstmal das Weite. Er reist nach China. Den Koalitions­krach hat er jedoch im Gepäck.

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