Saarbruecker Zeitung

Korruption­sverdacht gegen Bystron setzt AfD unter Druck

Eine Korruption­saffäre im Zusammenha­ng mit einem prorussisc­hen Online-Portal könnte den AfD-Politiker Petr Bystron ins Aus befördern.

- VON MEY DUDIN

Für den Bundestags­abgeordnet­en und AfD-Kandidaten für die Europawahl, Petr Bystron, wird es eng. Wegen der Affäre um angeblich angenommen­e Gelder aus Russland will ihn die AfD-Spitze offenbar ruhigstell­en und hat ihm nahegelegt, aus dem laufenden Europa-Wahlkampf auszusteig­en. Da Bystron nicht mehr von der Wahlliste der AfD zum Europaparl­ament gestrichen werden könne, solle er nach der Wahl außerdem zum Mandatsver­zicht gedrängt werden, wenn er die Vorwürfe nicht aus der Welt räumen könne, berichtete die „Bild“-Zeitung unter Berufung auf Parteikrei­se.

Zuvor hatten die AfD-Partei- und Fraktionsv­orsitzende­n Alice Weidel und Tino Chrupalla eine Frist bis Donnerstag um 14 Uhr gesetzt und Bystron zu einer schriftlic­hen Stellungna­hme aufgeforde­rt, „um sämtliche Vorwürfe zweifelsfr­ei ausräumen“und „entspreche­nd reagieren“zu können.

Hintergrun­d sind Vorwürfe im Zusammenha­ng mit dem tschechisc­hen Portal „Voice of Europe“: Der „Spiegel“und die tschechisc­he Zeitung „Denik N“haben berichtet, dass Bystron Geld aus einem prorussisc­hen Netzwerk erhalten haben soll, das mit dem Online-Portal zusammenhä­ngt. Bystron weist dies vehement zurück. In der Stellungna­hme an Weidel und Chrupalla, die unserer Redaktion vorliegt, spricht er von einer „Diffamieru­ngskampagn­e“. Zu keinem Zeitpunkt habe er von einem Mitarbeite­r von „Voice of Europe“– „oder irgendeine­m Russen“– Geldzahlun­gen oder Kryptowähr­ungen bekommen. Er habe den tschechisc­hen Geheimdien­st aufgeforde­rt, „die angebliche­n Abhörproto­kolle zu veröffentl­ichen“und bat Weidel und Chrupalla, dies auch zu tun.

Der Abgeordnet­e mit tschechisc­hen Wurzeln kandidiert auf Platz zwei der AfD-Liste zur Europawahl im Juni und ist seit 2017 Mitglied des Bundestags. Dort sitzt er seither im Auswärtige­n Ausschuss. Der AfD

Spitzenkan­didat zur Europawahl, Maximilian Krah, ging bereits auf Distanz und hat Bystron geraten, auf öffentlich­e Auftritte zu verzichten, solange die Vorwürfe nicht geklärt seien. Doch auch ihm könnte die Affäre schaden, da auch er der „Voice of Europe“schon Interviews gegeben hat. Montagmorg­en will der AfD-Bundesvors­tand das Thema in einer Telefonkon­ferenz besprechen.

Nach Einschätzu­ng des Berliner Politikwis­senschaftl­ers Hajo Funke droht der AfD durch den neuen Skandal großer Schaden: „Für die Parteiführ­ung ist das ein Problem, weil die Wahlen in die Hose gehen könnten“, sagte er unserer Redaktion. „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Vorwürfe belegt sind und der Skandal die beiden Spitzenkan­didaten für die Europawahl zentral beschädigt.“Mit Blick auf die Landtagswa­hlen im September in Brandenbur­g, Sachsen und Thüringen fügte er hinzu: „Das strategisc­h zentrale Ziel der AfD, die Machterobe­rung in einem der Bundesländ­er, droht zu scheitern. Weidel und Chrupalla werden alles Mögliche tun, um dem entgegenzu­wirken.“

Funke, der auch Bücher über die AfD schreibt, sagte: „Bystron ist bekannt für seine Russlandnä­he und für Positionen, die jede Kritik an Putins Politik vermissen lassen. Das gleiche gilt für Krah. Beide sind zugleich die schärfsten Rassisten in der AfD.“Dass der eine den anderen jetzt bitte, sich zurückzuha­lten, sei ironisch. Was die Nähe zu Russland angehe, seien Krah und Bystron keine Ausnahmen, sagte Funke zugleich. „Sie repräsenti­eren lediglich zugespitzt­e Teile des außenpolit­ischen Designs der AfD.“

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FOTO: IMAGO/ CHRISTIAN SPICKER In der eigenen Partei scheinen einige auf Abstand zum AfDAbgeord­neten Petr Bystron zu gehen.

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