Nicht unbedingt die ganze Wahrheit
Die polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) gilt durchaus als eine Art Leistungsbilanz der Ermittler. Das Zahlenwerk, das einen Anstieg der 2023 registrierten Straftaten um 5,9 Prozent auf 72 155 Fälle ausweist, zeigt allerdings nicht unbedingt die ganze Wahrheit zur Kriminalitätslage. Denn: Längst nicht alle bekannten Delikte, etwa im Betrugsbereich, werden in dieser sonst sehr detaillierten Auswertung erfasst. Aufgelistet werden traditionell nur die Straftaten, deren Tatorte der Polizei bekannt sind und diese in Deutschland liegen.
Im Klartext heißt dies: Etwa die per Telefon oder Computer aus dem Ausland begangenen Betrügereien tauchen in dieser Statistik kaum auf. Dies gilt beispielsweise für Callcenter-Banden, die von ihren Telefon-Zentralen in osteuropäischen Regionen aus ihre gutgläubigen Gesprächspartner auf deutschem Boden eiskalt abzocken lassen.
Um also ein tatsächliches und transparentes Bild der Kriminalitätslage zu erhalten, müssen insbesondere im Betrugssektor die Zahlen dieser polizeilichen Kriminalstatistik um die Fälle aus der Auslandsstatistik ergänzt werden. Dies sind angeblich mehr als 12 200 bekannte Betrugsdelikte – bezogen auf das Saarland.
Damit ist die „echte“Zahl der polizeilich bekannten Betrügereien mehr als doppelt so hoch, wie sie derzeit ausgewiesen wird. Erfahrene Kriminalisten und Strafverfolger reklamieren hier längst akuten Handlungsbedarf. Bundesweit sollten die Vorgaben für die Auswertungen aktualisiert werden. Damit würde die Kriminalstatistik durchaus transparenter und ein Stück weit ehrlicher. Polizei und Politik wissen sehr wohl, dass dann auch die Aufklärungsquote sinken und die Kriminalitätsrate deutlich steigen wird.